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Ferkelverluste: So helfen Videokameras im Schweinestall

Um die Bio-Schweinehaltung weiter zu verbessern, beobachten Forscher Sauen, Ferkel und Mastschweine systematisch. Kameras sind für die Forschung unverzichtbar und können auch Sauenhalter entlasten.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Julika Wiskandt, Ralf Bussemas, Daniela Werner, Thünen-Institut. Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im bioland-Fachmagazin

Sauenhalter wissen: Die Geburtsüberwachung ist eine der Hauptmaßnahmen, um Saugferkelverluste möglichst gering zu halten. Dabei kann moderne Videotechnik helfen: Sie liefert mittlerweile so gute Bilder für geringe Anschaffungskosten, dass sie auch in der Praxis der ökologischen Schweinehaltung gute Dienste leisten kann.

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Aktuell sind alle Ställe im Thünen-Institut für ökologischen Landbau in Trenthorst mit Kameras ausgerüstet. Vor allem im Abferkelstall schätzen die Mitarbeiter:innen die Technik, weil sie unnötige nächtliche Kontrollgänge überflüssig macht. Per Smartphone können die Mitarbeiter:innen beispielsweise vom Bett aus die aktuelle Situation jeder Bucht einsehen und dann entscheiden, ob sich das Aufstehen lohnt. Das hat schon vielen Ferkeln das Leben gerettet, da Geburtsüberwachung eine der Hauptmaßnahmen ist, die Saugferkelverluste möglichst gering zu halten.

Videoüberwachung für den Schweinestall

Vor allem muss die Technik aber natürlich zuverlässig und sicher sein. Konkret empfehlen wir nach unseren Erfahrungen: Das Kameragehäuse sollte so staub- und wasserfest sein, dass es mindestens der Norm IP 44 entspricht.

Die Bildqualität muss bei allen auftretenden Lichtverhältnissen aussagekräftige Bilder aufzeichnen. Für den Stall genügt eine Auflösung in „FullHD“ oder mit „2K“. Keinen signifikanten Vorteil bietet die Qualität „4k“, sie erhöht aber die Datenmenge enorm. Für Nachtaufnahmen braucht die Kamera integrierte Infrarotscheinwerfer.

Wie die Kameras verbinden?

Die Kamerainfrastruktur kann man auf verschiedene Arten aufbauen. Dafür benötigt man jeweils auch den richtigen Kameratyp. Am Thünen-Institut haben wir 4-in-1-Kameras gewählt. Sie decken die Standards cvi, tvi, ahd und analog ab. Die Kameras sind mittels Koaxkabel mit BNC-Stecker sternförmig mit einem Digitalen Videorekorder (DVR) je Stall verbunden.

Dies bietet Sicherheit: Da nur dieser DVR im Netzwerk erreichbar ist, muss man nur an diesem Gerät aus Sicherheitsgründen regelmäßige Updates vornehmen. Nur für dieses Gerät müssen Ports im Router freigegeben werden, damit autorisierte Nutzer die Ställe per Internet einsehen können. Ein Nachteil ist, dass man zumeist nur mit der App des Herstellers das Smartphone mit dem Stall verbinden kann.

W-Lan und Baumarktsets sind unzuverlässig Eine ganz andere Struktur entsteht mit IP-Kameras, von denen jede einen eigenen Netzwerkanschluss hat – entweder per Kabel oder mit W-Lan. Uns erschien W-Lan zu unzuverlässig. Bei dieser Variante ist jede Kamera im Netz und muss durch Updates sicher gehalten werden.

Auch die Freigabe im Router kann unsicherer sein. Vorteil ist die Möglichkeit, zahlreiche Softwarelösungen zu haben, darunter auch OpenSource-Varianten. Nicht zu empfehlen sind Sets aus dem Baumarkt. Oft funktionieren diese nur über Verbindungen ins Ausland, beispielsweise nach China. Dies ist wegen des Datenschutzes problematisch und zudem besteht das Risiko, dass die Server nicht mehr erreichbar sein könnten.

Wo bleiben die Datenmengen?

Der notwendige Speicherplatz, den man vorhalten muss, ist abschließend zu bedenken. FullHD-Kameras erzeugen riesige Datenmengen, die man aber komprimieren kann. Darauf muss man schon beim Kauf des DVR achten, dass dieser beispielsweise mit dem h.265-Codec-Verfahren arbeiten kann. Die Festplatte wird als Ringspeicher verwendet, das heißt die neusten Aufnahmen überschreiben die ältesten. Dieser Belastung halten einfache, handelsübliche Festplatten nur kurz stand. Spezielle Festplatten für den Dauerbetrieb am DVR kosten nur geringfügig mehr und lohnen sich. Vier Terrabyte haben sich als sinnvoll erwiesen. Trotz des Überschreibens kann man Backups einrichten.

5.000 € für 32 Buchten innen und außen

Die Kosten hängen von den stallspezifischen Besonderheiten ab. Zur groben Orientierung: um einen Abferkelstall mit 32 Buchten innen und außen überwachen zu können, sind Kosten von 5.000 € brutto zu veranschlagen, wenn ein externer Dienstleister alles installiert.

Die Montage von Kabelbühnen kann hinzukommen. Bevor Schweinehalter:innen sich entschließen, eine solche Anlage einzubauen, ist es wichtig, dies offen mit den Mitarbeiter:innen zu diskutieren. Das Arbeits- und Datenschutzrecht setzen Grenzen. Für den Einstieg hilft die Internetrecherche nach „Videoüberwachung am Arbeitsplatz“.

In den Thünen-Ställen in Trenthorst haben Forschende in verschiedenen, aufeinanderfolgenden Projekten fast das gesamte Leben eines Mastschweins aufgezeichnet und beobachtet. Kameras filmten Abferkelbucht, Ferkelnest und den zugehörigen Auslauf sowie den Auslauf der Mastschweine.

Im Abferkelstall in Trenthorst filmten die Kameras für das EU Core Organic Cofund Projekts POWER für Tierwohl und der Resilienz in der ökologischen Schweinehaltung. Es zeigte sich, dass nur das kurze Einsperren während der ersten vier Mahlzeiten der Sau half, damit die Ferkel in den ersten drei Lebenstagen mehr Zeit im Ferkelnest verbringen. Im Auslauf belegten Forscher mithilfe der Kameras, dass dieser bereits für Ferkel in den ersten zehn Lebenstagen sinnvoll ist.

Die systematische Beobachtung der Mastschweine zeigte, dass der Auslauf der Lebenswelt der Tiere Struktur verleiht, was sich für den Klimaschutz nutzen lässt. Ohne den Einsatz moderner Videotechnik wäre sehr viel Zeit und Personal notwendig gewesen für diese umfangreichen Tierbeobachtungen. Zudem ist es bei Verhaltensstudien wichtig, die Schweine in einer störungsfreien Umgebung zu beobachten. Daraus kann man auf die Bedürfnisse der Tiere schließen, um sie möglichst artgerecht zu halten

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