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Fleischverzicht: „Der moralische Zeigefinger schreckt ab“

Lidl hatte zum Ernährungstalk nach Berlin eingeladen. Ergebnis: Wir müssen uns künftig anders ernähren. Weniger Fleisch zu essen, dürfe aber nicht mit der Brechstande durchgeboxt werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Transformation der Ernährung hin zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung ist alternativlos. So koste ernährungsbedingte Krankheiten die Gesellschaft pro Jahr Milliarden. Weniger Fleisch und mehr pflanzliche Proteine auf dem Teller, das ist die Richtung für die Zukunft. Das war ein Ergebnis des Diskussionsformats „Lidl im Dialog“, zu der der Discounter nach Berlin eingeladen hatte. Die Frage des Abends lautete: Wie gelingt die Transformation zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung?

Kinder sehen täglich 15 mal Werbung für ungesunde Ernährung

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Insbesondere Dr. Christine Chemnitz, Direktorin der Denkfabrik Agora Agrar, ließ in ihrem Impulsvortrag keine Zweifel daran, dass wir unsere Klimaziele nicht erreichen und die planetare Belastungsgrenze weiter überschreiten, wenn wir unsere Ernährungsweise nicht ändern. „Wir haben Handlungsbedarf und sind nicht auf Kurs. Vor allem der Fleischkonsum muss runter, zumal die Deutsche Gesellschaft für Ernährung uns empfiehlt, den Konsum tierischer Proteine um 50 % zu senken“, warnte die Wissenschaftlerin vor einem Weiter so. Chemnitz rät außerdem dazu, dass sich die Politik stärker in die Ernährung einmischt. „Die Politik muss viel mehr steuern und der Lebensmitteleinzelhandel muss endlich die richtigen Signale setzen“, so Chemnitz. „Wir brauchen weniger Werbung für ungesunde Produkte.“

Den Ball nahm Dr. Chris Methmann, Geschäftsführer von Foodwatch Deutschland, dankend an. „Kinder sehen jeden Tag 15 mal Werbung, in der ungesunde Lebensmittel wie z.B. extrem zucker- und fetthaltige Produkte mit irreführenden Bildern und Botschaften angepriesen werden. Das muss sofort aufhören“, fordert Methmann ein Ende der gängigen Werbepraxis.

Das man diesbezüglich auf einem guten Weg sei, machte Nadine Küster, beim Lebensmittelkonzern Danone u.a. für den Bereich Kommunikation verantwortlich, deutlich. „Wir fahren den Zuckeranteil z.B. in unserem Milchprodukt Fruchtzwerge immer weiter zurück. Der Kunde merkt durch das langsame Zurückfahren gar nicht, dass das Produkt immer weniger süß wird und bleibt den Fruchtzwergen deshalb treu“, erklärte Küster die Strategie.

Silvia Bender, Staatssekretärin im BMEL, verteidigte noch einmal die Ernährungsstrategie der Bundesregierung. „Wir müssen insbesondere den Kindern eine gesündere Ernährungsumgebung darbieten, denn das spätere Ernährungsverhalten wird in der Kindheit erlernt. Vor ungesunden Produkten, die u.a. Diabetes fördern, müssen Kinder besser geschützt werden“, empfahl Bender.

Wie viele Nutztiere verträgt der Planet?

Christian Härtnagel, Geschäftsleitungsvorsitzender von Lidl in Deutschland, machte klar, dass Lidl seine Ziele, den Anteil von Zucker und Salz in seinen Verkaufsprodukten deutlich zu senken, bereits erreicht hat. „Wir sind heute viel weiter als wir geplant hatten“, erklärte Härtnagel. Auch bei anderen Produktgruppen arbeite man daran, ungesunde Inhaltsstoffe zu verbannen. Zugleich machte der Chef des viertgrößten Handelsunternehmens in Deutschland klar, dass Lidl sich künftig noch stärker beim Thema Nachhaltigkeit einbringen wird. „Wir arbeiten intensivs daran, dass jeder unserer LKW nur noch voll beladen vom Lager zum Supermarkt fährt und wir nicht abverkaufte Lebensmittel weiter verarbeiten anstatt zu entsorgen,“ so der Lidl-Chef.

Ein Themenschwerpunkt in der Podiumsdiskussion war das Thema Fleischverzehr. Aus Sicht von Prof. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, muss der Fleischverbrauch sinken, sonst werden die Klimaziele verfehlt. „Im Fokus steht hier vor allem die Nutztierhaltung, wir müssen uns Gedanken machen, wie viele Nutztiere unser Planet dauerhaft verträgt“, so Messner.

Nichts hält Messner allerdings davon, die Ernährungswende mit der Brechstange und dem erhobenen Zeigefinger durchzuboxen. „Der moralische Zeigefinger, den wir aktuell in der Politik nahezu täglich sehen, schreckt die Leute ab und führt nur zu Trotzreaktionen“, warnte Messner vor allzu viel politischem Machtgehabe.

Lidl wagt den Spagat zwischen tierischem und pflanzlichem Protein

Dem stimmte Christoph Graf, Geschäftsleitung Einkauf bei Lidl in Deutschland, grundsätzlich zu. „Bei Lidl machen wir unseren Kunden und Kundinnen verschiedene Angebote. Jeder kann z.B. zwischen fleischhaltigen und fleischlosen Waren auswählen“, so Graf. Allerdings stellte er auch klar, dass Lidl sein Angebot an fleischlosen Alternativen, wie z.B. pflanzlichem Fleischersatz, sukzessive ausbauen wird. „Die Nachfrage ist schlichtweg vorhanden und darauf müssen wir als Händler reagieren“, hob Graf hervor.

Nichtdestotrotz festhalten will Lidl am Ausbau höherer Haltungsformen in der Nutztierhaltung. Man wolle insbesondere die Haltungsformstufen 3 und 4 weiter voranbringen. Dabei müsse und wolle man die Landwirte ausdrücklich mitnehmen. Auch für sie muss sich das Geschäft lohnen, so der Tenor. Entscheidend sei, dass man die höheren Kosten sozialisiert. Das heißt, die Verbraucher müssen dafür zahlen.

Lea Fließ vom Forum Moderne Landwirtschaft nahm das wohlwollend zur Kenntnis. Sie warnte aber gleichzeitig vor einem weiteren Abbau der heimischen Nutztierbestände. „Die Leute essen auch in Zukunft Fleisch. Und wenn wir unsere Nutztierhaltung jetzt so stark abbauen, dass der Selbstversorgungsgrad ins Bodenlose fällt, importieren wir das Fleisch künftig über lange Strecken aus dem Ausland. Klimapolitisch ist das völliger Irrsinn“, so die FML-Geschäftsführerin.

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