Frankreichs Schweinehalter überlegen offenbar, aus der betäubungslosen Ferkelkastration auszusteigen. Zehn Organisationen der Schweinehalter in Westfrankreich haben am 23. Juni 2020 Briefe mit entsprechenden Vorschlägen an ihre Mitglieder versendet. Das berichtet das Fachmagazin Pig Progress. Unterschrieben wurde der Brief demnach von den Branchenorganisationen Agrial, Eureden, Elpor, Evel‘Up, GRPPO, Porcinéo, Porélia, Syproporcs, Porvéo und Porc Armor Evolution. Zusammen produzieren sie rund 12 Mio. Schweine und bilden damit einen bedeutenden Teil der Schweinefleischerzeugung im Land. Der Vorschlag der Organisationen ist eine Reaktion auf die Entscheidung von Frankreichs Landwirtschaftsminister Didier Guillaume, die Kastration nach dem 31. Dezember 2021 nur noch zu erlauben, wenn die männlichen Ferkel zuvor betäubt worden sind.
Neuer Basispreis
Weitere Details zum Plan der französischen Schweineorganisationen sind noch nicht bekannt. Es sei jedoch unter anderem geplant, dass der Basispreis für Schweine angepasst werden soll. Die Grundlage für den Basispreis nach 2021 soll nach Meinung der zehn Erzeugerorganisationen der Preis für Sauschweine und Eber bilden. In den Schlachthöfen soll zudem geprüft werden, ob die Schlachtkörper der Jungeber Geruchsabweichungen aufweisen. Dies soll durch Geruchstests am Schlachtband erfolgen. Die zusätzlichen Kosten für diese Tests sollen die Schweinehalter tragen, die auf die Kastration verzichten. Die Branchenorganisationen sprechen sich zudem dafür aus, dass Ausnahmen von der Kastration weiter möglich sein sollen, falls ein spezieller Markt ausschließlich Kastraten erfordere. Für die Kastraten soll ein Preisaufschlag gezahlt werden, der die Mehrkosten der Kastration unter Betäubung ausgleiche.
Fleischindustrie zögerlich
Unklar sei in Frankreich bislang jedoch die Vermarktung der Jungeber. Denn in die Vorschläge zum Ausstieg aus der Kastration haben die zehn Branchenorganisationen die Schlachthöfe und Verarbeiter nicht miteinbezogen. Wie französische Medien berichten, sei die Fleischindustrie in Frankreich bei der Vermarktung von Eberfleisch bislang sehr zögerlich. Einzig der französische Marktführer Cooperl schlachte und verarbeite Jungeber. Jährlich schlachtet Cooperl etwa sechs Mio. Schweine.