Gastbeitrag
Fuchtel zu Ferkelkastration: "4. Weg wird nicht erlaubt sein!"
Staatssekretär Fuchtel hört häufiger, dass Landwirte noch glauben, zum Start des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration gebe es eine chirurgische Kastration unter Lokalanästhesie.
Ein Gastbeitrag von Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft:
Ab dem 1. Januar 2021 gilt in Deutschland in der Schweinehaltung ein neuer Standard. Dann dürfen Ferkel nur noch unter wirksamer Schmerzausschaltung kastriert werden. Es gibt drei Verfahren, die die Kastration ohne Betäubung ersetzen werden: die Mast von Jungebern, die Impfung gegen Ebergeruch und die Kastration unter Vollnarkose.
Alle drei Optionen stehen grundsätzlich zur Verfügung. Je nach Betrieb, Struktur und Vermarktung kann die eine oder andere Methode sinnvoller sein.
Mich treibt aber die Sorge um, dass offenbar immer noch einige Landwirte daraufsetzen, dass zum Inkrafttreten des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration eine chirurgische Kastration unter Lokalanästhesie möglich sein könnte. Um es an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich zu sagen: Die örtliche Betäubung wird ab dem 1. Januar 2021 nicht mehr als rechtskonforme Alternative zur Verfügung stehen. Denn nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft wird mit der Lokalanästhesie keine wirksame Schmerzausschaltung erreicht.
Zwar gehen im Rahmen einer vom Bundesagrarministerium geförderten Studie Wissenschaftler derzeit der Frage nach, ob mit der Lokalanästhesie eine Schmerzausschaltung grundsätzlich möglich ist. Doch die Ergebnisse werden frühestens im Sommer 2021 vorliegen. Darüber hinaus müssten, für den Fall, dass mit einer örtlichen Betäubung eine Schmerzausschaltung erreicht würde, noch die arzneimittelrechtlichen Aspekte in Bezug auf die Zulassung des anzuwendenden Lokalanästhetikums geprüft werden.
Zuschuss zu Narkosegeräten
Unser Ministerium unterstützt die Sauenhalter bei der Umsetzung des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration. So sprechen wir mit dem Schlacht- und Verarbeitungssektor und dem Einzelhandel über die Vermarktung von Schweinefleisch aus allen drei Alternativen. Daneben unterstützen wir weitere Forschungsprojekte. Und es wird die Anschaffung von Narkosegeräten bezuschusst. Hierbei werden bis zu 60 % der Gerätekosten bzw. bis zu maximal 5.000 Euro je Unternehmen erstattet.
Für die Alternative der Kastration unter Vollnarkose ist wichtig, dass die Betriebe jetzt am Ball bleiben. Denn Ende Juni endet die erste Antragsfrist zur Förderung der Anschaffung von Isoflurannarkosegeräten. Ferkelerzeuger müssen bis zum 30. Juni einen Antrag auf Teilnahme an der Fördermaßnahme eingereicht haben. Erst in einem zweiten Schritt sind die Unterlagen über den Erwerb eines Gerätes einzureichen. Die Förderung wird über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung abgewickelt.
Beschlossen ist beschlossen
Die Umstellung ist beschlossene Sache. Das Tierschutzgesetz wurde bereits im Jahr 2013 geändert. Dabei wurde ein Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration mit einer Übergangszeit von fünfeinhalb Jahren in das Gesetz aufgenommen. Diese Übergangszeit wurde noch einmal um zwei Jahre verlängert. Am 1. Januar 2021 ist diese Frist endgültig abgelaufen. Bis dahin müssen die Betriebe eine praktikable Alternative etabliert haben. Abwarten ist jedenfalls keine Alternative.
Ich appelliere an Sie als Tierhalter. Gehen Sie jetzt einen wichtigen Schritt voran! Nutzen Sie die Chance zur frühzeitigen Umstellung! Denn Tierschutz betrifft uns alle: die Politik, die Wirtschaft, die Verbraucherinnen und Verbraucher und die Tierhalter. Unser Ziel ist, dass Deutschland gerade in Sachen Tierwohl Vorreiter bleibt. Dazu ist es entscheidend, dass es uns gelingt, die Nutztierhaltung weiterzuentwickeln und ihr hierzulande eine attraktive Perspektive zu bieten. Mit der Förderung der Anschaffung von Narkosegeräten leisten wir Unterstützung für den nächsten Schritt in Richtung Tierwohl. Gehen Sie ihn mit!
Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.
von Walter Rothenbacher
Der 4. Weg
Er wird trotzdem kommen, er heißt aufhören mit der Ferkelproduktion. Deutschland schafft sich ab!!
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von Winnie Bürger
Improvac statt Isofluran
Es ist schön, dass die Anschaffung der teuren Narkosegeräte gefördert wird - nichtsdestotrotz handelt es sich bei Isofluran um ein Gas, das die Leber zerstören, Ungeborene schädigen kann und Kopfschmerz und Übelkeit verursacht. Aktuell weist auch die Berufsgenossenschaft der ... mehr anzeigen Landwirte SVLFG vehement auf diese Gefahren hin (s. topagrar vom 08.06.2020). Die Impfung mit Improvac dagegen ist kostengünstig, einfach und schnell durchzuführen (ich war dabei!), stressfrei und unschädlich für Mensch und Tier und kann jederzeit durch eine andere Methode ersetzt werden, falls man dies möchte. Ohne dass dann ein 10.000 € teures Gerät nutzlos herumsteht! Erfahrungen der Schlachtbetriebe und wissenschaftliche Untersuchungen bescheinigen eine hervorragende Fleischqualität, die auch entsprechend honoriert wird. Das Problem der eingeschränkten Vermarktung ist somit auch "von gestern". Bei der Überlegung, welche Methode man künftig anwenden will, sollte man diese Punkte daher unbedingt berücksichtigen. weniger anzeigen
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von Hans Eberlein
Die Menschwürde ist unantastbar
Der Zahnarzt darf, beim Ferkelerzeuger ist es Verboten. Lieber Gesetzgeber übernehmen sie auch die Folgen von Langzeitschäden bei Anwender. Denken sie an Cotagan, eine ganze Generation hat Schäden davon getragen trotz Zulassung.
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von Michael Prantl
Kastration
Laßt doch der Industrie die Ferkel produzieren und der Rest kommt vom Ausland wo keiner fragt wie kastriert wird. Solange macht Ihr rum bis der letzte Ferkelerzeuger das Handtuch wirft. Die sind nicht zu klein sondern die werden gezwungen aufzuhören - die Politik will das so.
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von Manfred Sommer
4. Weg wird nicht erlaubt sein!
Das ist die Arroganz der Politik ! Wo ein Wille ist ist auch ein Weg Wie haben es Länder wie Dänemarkt und Schweden oder NL gemacht ? Andere wie Belgien oder Österreich haben noch gar keine Regelung und machen mit Schmerzmittel weiter ! Man will Anscheined mit Gewalt die Deutesche ... mehr anzeigen Ferkelerzeugung Eliminieren und was mit den Bauern dabei passiert ist ja Egal ? https://www.topagrar.com/schwein/news/svlfg-warnt-vor-unkritischer-anwendung-der-isofluran-narkose-12081707.html weniger anzeigen
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von Hans-Paul Sierts
Wir haben nur Rinder
seit geschätzt 20 Jahren werden unsere Käber mit Narkose enthornt! Geht wunderbar. Warum das Theater und warum diese teuren und staatllich geförderen Geräte?
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von Günter Schanné
Ferkelkastration
Es gilt bei uns das deutsche Tierschutzgesetz. In DK, NL, Ö und Belgien gelten deren nationalstaatliche Gesetze. In Belgien werden inzwischen über 50 % Schweine immunokastriert. Die Warnung deer SVLGF ist veraltet. DIe DLG hat inzwischen drei sichere Geräte zertifiziert. Als ... mehr anzeigen Alternative gibt es auch bei uns die Immunokastration und die Injektionsnarkose durch den Tierarzt. Der Schweinehalter hat DREI Alternativen zur Auswahl. weniger anzeigen
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von Andreas Brummer
Mit Isofluran wird auch keine Schmerzausschaltung erreicht
Laut Aussage meiner Tierärztin wird mit Isofluran auch keine Schmerzausschaltung erreicht, die Tiere sind nur für kurze Zeit nicht bei Bewusstsein und können sich nicht wehren. Somit kann dieses Verfahren auch nicht zulässig sein!
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von Günter Schanné
Inhalationsnarkose
Die Schmerzlinderung erfolgt durch die Verabreichung eines Schmerzmittels. Die tierfreundlichste Methode ist die Immunokastration.
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von Heinrich Steggemann
Gleiches Recht für alle
Greift dann ab Anfang 2021 ein Importstop für nicht nach deutschem Recht kastrierten Ferkeln? Man kennt die Antwort. Sie lautet nein.
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von Günter Schanné
Importstopp
Wir haben in Europa freien Warenverkehr staatlich garantiert. QS kann privatrechtlich bei den Sauenbetrieben im System die Auflage machen, dass die Ferkel die das QS-Siegel erhalten sollen nach deutschem Recht kastriert werden. QS ist eine GmbH, ein Gesellschafter ist der Deutsche Bauernverband.
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von Hartmut Kümmerle
Bei der nächsten Bundesratsabstimmung wird die konv. Sauenhaltung eh verboten...
Ist der 5 Weg auch verboten Herr Fuchtel(CDU)? Nach den erfolgreichen Abstimmungen zur Düngeverordnung etc , sind wir demnächst auch wieder mal dran abzustimmen.
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von Günter Schanné
Sauenhaltung
Die Sauenhaltung kann verfassungsrechtlich nicht verboten werden, schon gar nicht vom Bundesrat. Allerdings sind deutliche Verbesserungen der Lebensbedingungen der Sauen, bei denen es sich um Mitgeschöpfe handelt, dringend erforderlich. Eine zeitnahe Beachtung wissenschaftlicher ... mehr anzeigen Erkenntnisse ist notwendig. weniger anzeigen
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von Andreas Berger
Schmerzausschaltung
OK dann würde ich vorschlagen das sich Herr Fuchtel und alle andern Befürworter sich bei der nächsten Wurzelbehandlung nicht örtlich Beteuben lassen sondern mit Isofloran die letzten Gehirnzellen weg blasen lassen
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von Heinrich Albo
Die wissen schon ganz genau
das Isofluran deutlich wirksamer ist als z.B.Alkohol im stillen ... :-) ...hier geht es aber nicht um Tierschutz sondern um Kontrolle bzw. Dokumentation und Befriedigung der Ideologie...was niemals gelingen wird
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von Hermann Kathmann
Tierwohl wichtiger als die Gesundheit des Anwenders
Selbst das setzen von Zahnimplantaten, wobei das im Implantat mit einer Art Akkuschrauber bis zu einen bestimmte Drehmoment in den Kieferknochen eingeschraubt wird, wird nur unter örtlicher Beteubung durchgeführt, und das wird als "nicht kleiner Eingriff" definiert. Aber das Ferkel muß ... mehr anzeigen narkotiesiert werden und der Anwender, meist der Landwirt Familienvater und Betriebsleiter, ist dabei, wenn auch nur begrenzt, der Gaswolke ausgesetzt. Wo leben wir hier eigentlich ??? weniger anzeigen
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von Günter Schanné
Schmerzausschaltung
Dem Zahnarzt stehen zugelassene Arzneimittel zur Verfügung. Arzneimittel, für lebensmittelliefernde Tiere, die durch Lokalanästhesie eine Schmerzauschaltung bei der Ferkelkastration gemäß TierSchG bewirken, gibt es nicht. Die Lokalanästhetika aus der Zahnmedizin haben keine ... mehr anzeigen Zulassung für die Tiermedizin. weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
Soso. Das ist also ein "Appell für einen Schritt voran".
Mit den richtigen Maßstäben ist es ein Schritt zurück! In der Humanmedizin zieht man nicht ohne Grund die lokale Betäubung der Vollnarkose vor. Denn es ist sicherer und jedes Leben zählt. Dass die Herren da oben meinen, beim Tier müssen wir es wegen bürokratischen Spitzfindigkeiten ... mehr anzeigen genau anders herum handhaben, beweist eindeutig, dass denen nicht jedes Tierleben, sondern ihre eingefahrene Bürokratiehörigkeit am Herzen liegt. - - - - - Allerdings hat die Sache dann ganz kurze Beine. Denn wenn aus Arbeitsschutz-rechtlichen Gründen das Isofluran genauer unter die Lupe genommen wird, muss es sofort verboten werden. In der Gaswolke (100% Absaugung nicht möglich) arbeiten zu müssen, ist für die Arbeiter gesundheitlich absolut untragbar. Das wird schon bald geächtet sein wie Asbest. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Das ganze Puppentheater hat am Ende nur eine Auswirkung: Die Produktion hierzulande wird erschwert, verteuert und verbürokratisiert. Im Ausland lacht man sich in´s Fäustchen und verdrängt uns sukzessive aus den Regalen. Damit wird der Selbstversorgungsgrad noch geringer, der Importanteil höher, das Produkt schlechter, Tierschutz/-wohl weniger und die Transporte länger. Der Politik gefällt´s trotzdem: dann hat Deutschland (neben Tourismus) etwas, das unser Geld aus dem Land bringt, um die heilige Autoexportquote dauerhaft zu ermöglichen. So bleiben schön viele Plätze in den Aufsichtsräten warm. weniger anzeigen
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von Heinrich Albo
Nach wie vor...
haben alle neuen Verfahren mit Tierschutz oder Verbraucherschutz nichts zu tun! Der Stresshormongehalt im Blut der Ferkel ist nach dem bisherigen Verfahren mit Abstand am geringsten! Wenn wir keine EU einheitlichen Verfahren hin bekommen dann besteht unsere Vorreiterrolle in ... mehr anzeigen Deutschland lediglich darin die Sauenhaltung abzuschaffen !! https://www.topagrar.com/schwein/news/sauenhalter-und-zuchtsauen-auf-tiefstand-10272824.html weniger anzeigen
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von Werner Kriegl
Interessante Aussage!
Nach meinen nächsten Zahnarztbesuch werde ich diesen auf Schmerzensgeld verklagen und mich auf die Aussage von Staatssekretär Fuchtel berufen: "...denn nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft wird mit der Lokalanästhesie keine wirksame Schmerzausschaltung erreicht..."
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von Erwin Schmidbauer
Der Gedanke kam mir auch schon...
Ich habe gar nicht richtig bemerkt, dass das alles keine wirksame Schmerzausschaltung war. Muss wohl das nächste mal besser darauf achten.
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von Stefan Binkele
Allein schon der Basta-Ton
zeigt, wie egal den Regierenden die Sauenhalter sind.
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von Erwin Schmidbauer
Der große Irrtum der Politik
Über 90 % der Verbraucher interessieren sich höchstens bei Umfragen oder besonderen Ereignissen für Tierschutz. Ansonsten ist er ihnen vollkommen egal.
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von Markus Grehl
Tierschutz trifft alle
und der Landwirt hat es zu bezahlen.
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