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Futtermittelbranche: „Umstellung auf alternative Energien kurzfristig nicht möglich“

Für die Futtermittelbranche ist eine ausreichende Gasversorgung zwingend notwendig, um hochwertige und sichere Futtermittel zu erzeugen, betont Paula Bukowski vom Deutschen Verband Tiernahrung.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie wichtig ist Erdgas für die deutschen Futtermittelhersteller? Lassen sich für bestimmte Produktionsstufen auch alternative Energiequellen nutzen?

Bukowski: Eine ausreichende Versorgung mit Gas ist für die Futtermittelproduzenten von höchster Bedeutung. Nicht zuletzt aus Gründen des Umweltschutzes wurde der Energieträger Öl weitestgehend durch Gas ersetzt und wird nun für nahezu alle wichtigen Produktionsschritte benötigt.

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Ein Ersatz von Gas durch alternative Energieträger ist nach einer Befragung unserer Mitglieder nur vereinzelt möglich – und auch nur mit bürokratischen Hürden wie aufwendigen Genehmigungsverfahren verbunden. Somit ist eine Umstellung unter dem Strich kurzfristig nicht möglich.

Wie würde sich ein Importstopp von russischem Erdgas auf die einzelnen Schritte der Futtermittelproduktion auswirken?

Bukowski: Von einer reduzierten Gasversorgung wären insbesondere die energieintensiven Verarbeitungsprozesse wie beispielsweise das Pelletieren betroffen. Zwar ist es in einem gewissen Rahmen möglich, diesen Verarbeitungsschritt für einzelne Tierfutter auszulassen.

Ein Mindestmaß an Energie wird jedoch benötigt, um die hygienerechtlichen Vorschriften einzuhalten und qualitativ hochwertige und sichere Futtermittel zu erzeugen. Bei einigen Tierfuttern kann auf das Pelletieren auch deshalb nicht verzichtet werden, weil die Akzeptanz durch die Tiere damit dramatisch abnehmen würde, was wiederum eine bedarfsgerechte Versorgung gefährdet.

"Bislang bleibt uns nur, Gas einzusparen, wo immer es möglich ist" - Bukowski

Neben dem Pelletieren ist auch die Trocknung sehr energieintensiv. Auch hier können leichte Einsparungen vorgenommen werden, indem der Feuchtegehalt beispielsweise bei Getreide durch den Einsatz von z.B. Säure leicht heraufgesetzt wird. Bei Mais ist das jedoch aufgrund des höheren Feuchtegehalts des Ernteguts nicht möglich. Ein Mindesttrockenmaß ist daher zwingend erforderlich, um Haltbarkeit und Qualität zu sichern. Ansonsten verderben die Rohstoffe.

Gibt es Notfallpläne, falls Russland den Gashahn zudreht?

Bukowski: Die Bundesnetzagentur hat für den Fall einer Gasnotlage ein Konzeptpapier entwickelt, in dem sie mögliche Handlungsoptionen und Abwägungsentscheidungen erörtert. Es fließen auch Faktoren wie beispielsweise der Tierschutz ein. Es gibt aber keinen starren Ablaufplan, wie im Falle einer Gasmangellage zu verfahren ist. Ein flexibles, situationsangepasstes und möglicherweise regional unterschiedliches Vorgehen wird nötig sein.

Auch wenn wir uns der Schwierigkeit eines solchen Unterfangens sehr wohl bewusst sind, ist eine ausreichende Vorlaufzeit für unsere Betriebe sehr wichtig, damit diese sich frühestmöglich auf reduzierte Gasmengen einstellen können. Bislang bleibt uns nur, Gas einzusparen, wo immer es möglich ist.

Gilt die Futtermittelbranche als systemrelevant, um bevorzugt mit Erdgas beliefert zu werden?

Bukowski: Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat im Zusammenhang mit der Coronakrise bestätigt, dass die Futtermittelbranche als Bestandteil der Lebensmittelerzeugung ein systemrelevanter Bereich ist. Es würde allen Beteiligten mehr Sicherheit schaffen, wenn diese Einstufung für weitere Notfälle schriftlich dokumentiert wird.

"Wir haben entsprechende Signale erhalten, dass in einer Notlage der Agrar- und Ernährungsbereich Vorrang genießt" - Bukowski

Nach dem Energiesicherungsgesetz werden die sogenannten „geschützten Gruppen“ bei einer Mangellage prioritär mit Gas versorgt. Dazu gehören private Haushalte und öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Verwaltung. Die Industrie, wozu auch die Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft zählen, gehören nicht zu dieser Gruppe und müssen im Falle einer Gasnotlage mit einer Reduzierung ihrer Gaslieferungen oder mit einer kompletten Abschaltung rechnen.

Sind in einer solchen Notlage Gasengpässe in der Futtermittelindustrie zu befürchten?

Bukowski: Während einer Notlage soll der Gasverbrauch bei den Großverbrauchern reduziert werden, da hier die größten Einsparungspotenziale bestehen. Großverbraucher sind Unternehmen, mit einer technischen Anschlusskapazität von mindestens 10 MWh/h. Dazu zählen auch einige große Mischfutterproduzenten. Sie sind bei einer Notlage möglicherweise von Gasengpässen betroffen. Futtermittelproduzenten mit einem Standardlastenprofil werden vermutlich nicht betroffen sein.

Momentan sind wir als Verband auf Bundesebene in Gesprächen, um die Auswirkungen einer Gasmangellage auf die Lebensmittel- und Futtermittelversorgung aufzuzeigen.

Die Bundesnetzagentur hat in ihrem Informationspapier zur Lastenverteilung ausdrücklich den Tierschutz herausgestellt. Wir sind zuversichtlich und haben entsprechende Signale erhalten, dass in einer Notlage der Agrar- und Ernährungsbereich Vorrang genießt.

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