Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Afrikanische Schweinepest

ASP: „Der größte Risikofaktor ist immer noch der Mensch“

Tierarzt Dr. Tomasz Trela hat viele ASP-Ausbrüche in Osteuropa und Asien analysiert. top agrar sprach mit ihm über erste Symptome und effektiven Seuchenschutz.

Lesezeit: 5 Minuten

Tierarzt Dr. Tomasz Trela hat viele ASP-Ausbrüche in Osteuropa und Asien analysiert. top agrar sprach mit ihm über erste Symptome und effektiven Seuchenschutz.

Sie haben viele ASP-Ausbrüche in Osteuropa ausgewertet. Was können Schweinehalter in Deutschland von den betroffenen Betrieben lernen?

Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Trela: Wenn es um den Schutz der Hausschweinebestände geht, ist Biosicherheit das wichtigste Instrument. In Polen, Rumänien, Russland und China haben wir gesehen, dass es möglich ist, Schweine gesund in einem ASP-infizierten Gebiet zu halten. Das funktioniert aber nur, wenn Landwirte, Tierärzte, Futtermittel- und Transportfirmen, Schlachthöfe, Labore sowie Jäger und Zolldienste zusammenarbeiten.

Auf welchen Wegen ist das ASP-Virus in die Betriebe gelangt?

Trela: Das lässt sich im Nachhinein oft nur schwer klären. Oft wird eine ASP-Übertragung von infizierten Wildschweinen durch Menschen oder Transportmittel vermutet. Einige Studien zeigen, dass das Virus auch über Futter, Insekten und Wasser übertragen werden kann. Die Bedeutung stufe ich jedoch im Vergleich zum Risiko, das von Personen und Transportmitteln ausgeht, als weniger relevant ein.

Welche Risiken einer Viruseinschleppung in den Bestand sind für die Betriebe in Deutschland am größten?

Trela: Das größte Risiko ist und bleibt immer noch der Mensch. Tierärzte, Lieferanten, Berater, Besucher oder Jäger können das Virus direkt oder indirekt über Kleidung, Schuhe oder persönliche Gegenstände in den Betrieb eintragen. Auch von infizierten Fleisch- und Wurstwaren geht ein extrem hohes Risiko aus. Die infektiösen Produkte können durch Fernfahrer, Jäger oder Mitarbeiter aus Osteuropa über lange und grenzüberschreitende Distanzen nach Deutschland gelangen. Schweinehalter sollten ihre osteuropäischen Mitarbeiter daher dringend darauf hinweisen, keine Wurst- und Fleischwaren aus der Heimat nach Deutschland einzuführen.

Welche Biosicherheitsmaßnahmen sind aufgrund Ihrer Erfahrungen besonders wichtig?

Trela: Die wichtigste Maßnahme ist es, das Betriebsgelände durch einen Zaun abzuschirmen und Transportwege abzugrenzen. Die Trennung in einen klassischen Schwarz-Weiß-Bereich halte ich angesichts der ASP-Bedrohung für nicht ausreichend. Zwischen der schwarzen und weißen Zone sollte eine zusätzliche Pufferzone etabliert werden. In dieser greifen erste hygienische Vorsorgemaßnahmen für die Logistikfahrzeuge. Wichtig ist zudem, dass die Biosicherheit vom Team permanent gelebt wird. Die beste Hygieneschleuse mit Dusche nützt nichts, wenn sie nicht konsequent benutzt wird.

Welche Rolle spielen infizierte Wildschweine?

Trela: Schwarzwild spielt bei der Ausbreitung der ASP eine entscheidende Rolle. Denn dort, wo infizierte Wildschweine anzutreffen sind, steigt auch das Risiko für einen ASP-Ausbruch im Hausschweinebestand stark an. Als Virusreservoir spielen Wildschweine eine sehr große Rolle. Denn ASP-positive Wildschweinkadaver enthalten über Monate hinweg eine hohe Anzahl an infektiösen Viruspartikeln. Daher ist eine konsequente Bejagung von Schwarzwild sowie die Entfernung von Kadavern zwingend notwendig, um unsere Hausschweinebestände zu schützen.

Welche Muster konnten Sie bei den ASP-Ausbrüchen feststellen?

Trela: Anders als oft angenommen, breitet sich das Virus nicht explosionsartig, sondern langsam im Bestand aus. Unspezifische Symptome wie z.B. vereinzelte Aborte oder plötzliche Todesfälle ohne jegliche Symptome traten meist am Anfang auf und wurden oft übersehen bzw. nicht mit der ASP in Verbindung gebracht. Erst etwa eine Woche nach der Infektion wurde das gesamte Ausmaß sichtbar. Wir haben zudem beobachtet, dass die klinischen Symptome oftmals zuerst bei den älteren Tieren wie Zuchtsauen oder Endmastschweinen auftraten.

Wie viel Zeit vergeht von der Infektion bis zum Auftreten erster Symptome?

Trela: Die Inkubationszeit beträgt etwa fünf bis 19 Tage. In der Praxis vergehen jedoch oft drei bis vier Wochen, bis man die Krankheitsanzeichen sieht. Das ist besonders fatal, weil in dieser Zeitspanne unwissentlich infizierte Schweine weiter ausgeliefert werden können. Eine frühzeitige ASP-Diagnose ist deshalb extrem wichtig.

Auf welche Symptome sollten Landwirte besonders achten?

Trela: Die klinischen Symptome sind sehr unspezifisch. Erste Anzeichen lassen sich z.B. leicht mit PRRS oder Rotlauf verwechseln. Bei einzelnen Tieren können Aborte, hohes Fieber über 41°C oder Appetitlosigkeit auftreten. Auch Hautveränderungen wie Rötungen, Blutungen bzw. Abszesse sowie Atemwegsprobleme oder Durchfälle mit Blutbeimischungen können erste Symptome sein.

Wie ist im ASP-Verdachtsfall vorzugehen?

Trela: Bei unklaren Krankheitssymptomen sollten Schweinehalter nicht zögern und abwarten, sondern sofort den Tierarzt informieren. Er ist für eine schnelle und professionelle Diagnostik zuständig. Scheuen Sie sich nicht, bei der Ausschlussuntersuchung einen Test auf ASP zu fordern. Man kann besser zehnmal zu viel, als einmal zu wenig testen! In der Regel werden die Kosten für die Ausschlussdiagnostik gemäß der Beihilfesatzung von der Tierseuchenkasse übernommen. Übrigens: Eine Ausschlussdiagnostik führt nicht zur Sperrung des Betriebes. Wichtig ist es zudem, Ruhe zu bewahren und die endgültige Diagnose abzuwarten. Im Zweifel sollten keine Tiere ausgeliefert werden und eine Selbstquarantäne eingerichtet werden.

Wie sollten Schweinehalter jetzt handeln?

Trela: Zunächst ist den behördlichen Richtlinien und Anweisungen Folge zu leisten. Landwirte sollten die Bestände täglich kontrollieren und die Augen für Symptome offen halten, die ihnen von anderen Schweinekrankheiten bekannt vorkommen. Schweinehalter und ihre Mitarbeiter müssen sensibilisiert und geschult werden, um ASP-Frühanzeichen rechtzeitig zu erkennen. Zudem sollten sie in regelmäßigem Kontakt mit dem Hoftierarzt bleiben.

Wie kann eine gute ASP-Prävention gelingen?

Trela: Wir haben bereits viel Wissen über die ASP, wir müssen es nur nutzen. Dafür müssen Landwirte, Tierärzte, Veterinärverwaltungen, Labore und Jäger an einem Strang ziehen. Wir werden auch lernen müssen, Hausschweine in einem infektiösen Umfeld zu halten. Einige Beispiele aus dem Ausland haben gezeigt, dass dies möglich ist. Das geht allerdings nur dann, wenn die Biosicherheit in den Betrieben strikt eingehalten wird.

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Mehr zu dem Thema

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.