Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Immunokastration

Improvac: „Die zweite Impfung entschei­det übers Geld“

Die Impfung gegen Ebergeruch wird derzeit bei rund 100.000 Schweinen in der Praxis getestet. ­top agrar sprach mit Christa Niemann, Deutscher Bauernverband, über erste Ergebnisse.

Lesezeit: 4 Minuten

Frau Niemann, in fünf Monaten dürfen männliche Ferkel nicht mehr betäubungslos kastriert werden. Wie sehen Sie die Marktchancen der derzeit zugelassenen Kastrationsalternativen?

Niemann: Der Absatzmarkt für Jungeber bleibt begrenzt, weil das Fleisch bei der Verarbeitung deutliche Nachteile aufweist. Neben den Geruchs­auffälligkeiten ist auch die Fettqualität bei diesen Tieren nicht optimal. Die Isofluran-Narkose ist für viele Betriebe eine Alternative, da jetzt mehrere Geräte zugelassen sind. Die männlichen Ferkel dürften uneingeschränkt vermarktungsfähig sein. Bei der Injektions-Methode müssen wir abwarten. Fraglich ist, ob sich Tierärzte finden, die genug Personal zur Verfügung haben, um die Narkose zu setzen. Zudem muss sich erst noch herausstellen, ob und wie sich das ­Verfahren in die Arbeitsabläufe der ­Betriebe integrieren lässt . Bei der Immunokastration mit Improvac bestehen vor allem seitens der Abnehmer weiterhin Bedenken. Dabei ist das Fleisch der geimpften Tiere ­qualitativ dem Fleisch von Sauen oder Kastraten gleich zu setzen.

Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Sie stehen mit Betrieben im Austausch, die mit der Improvac-­Impfung arbeiten. Was sagen die Landwirte?

Niemann: Betriebsleiter, die sich mit der Impfung intensiv beschäftigen und sich auf das Verfahren einstellen, kommen damit gut zurecht. Wichtig ist, dass man sich zuerst auf einzelbetrieblicher Ebene an die Technik heranwagt. So muss z. B. die Spritze immer direkt am Ohrgrund gesetzt werden.

Das Anwenden der Impftechnik ist nur ein Baustein im Gesamtkonzept. Was ist noch wichtig?

Niemann: Die zweite Impfung hat den entscheidenden Einfluss auf die Schlachtkörperqualität und die Be­zahlung der Impf-Eber. Der Grund ist, dass die Tiere erst danach de facto zum Kastrat werden. Damit die Schweine nicht verfetten, sollte die zweite Impfung frühestens sechs Wochen vor der Schlachtung gesetzt werden. Auch die Auswahl der Genetik hat Einfluss darauf, ob sich die Impfung für den Betrieb am Ende rechnet. Entscheidend wird in diesem Zusammenhang die Frage sein, ob die Tiere entgegen der jetzigen Regelung künftig auch nach AutoFOM-MFA abgerechnet werden können. Während der ­Projektphase ist die Vermarktung nur nach Indexpunkten möglich. Schlussendlich spielt auch die Sortierung eine Rolle. Aus den ersten Rückmeldungen hören wir, dass Endprodukte mit Duroc-Genetik schwerer gemästet werden müssen als bisher, und die zweite Impfung so spät wie möglich gesetzt werden sollte. So wird die Phase der Verfettung verkürzt.

Mäster berichten, dass das Verfahren funktioniert. Haben Sie bereits belastbare Zahlen?

Niemann: Erste handfeste Ergebnisse aus dem sogenannten 100 000-Improvac-Eber-Projekt werden zeitnah vorliegen. So viel kann ich jetzt schon verraten: Schweinemäster, die die Fütterung und das Sortierverhalten auf das Verfahren ausgerichtet haben, erzielen gute Mast- und Schlachtergebnisse. Mit Improvac-Tieren können gleiche Ergebnisse erreicht werden wie bei der Mast von Kastraten. Einige Betriebe schneiden sogar besser ab.

Die Firma Zoetis bietet einen Impf­service an. Sollten Landwirte diesen in Anspruch nehmen?

Niemann: Zum Start ist der Impfservice sicherlich hilfreich, weil man sich von den Impfprofis viele Dinge abschauen kann und Erfahrungen sammelt. Zudem ist der Impfservice in den ersten drei Monaten kostenlos und Zoetis garantiert sogar, dass die von den Mitarbeitern geimpften Tiere frei von Ebergeruch sind.

Viele Betriebe füttern nährstoffreduziert. Funktioniert das auch bei der Mast von geimpften Tieren?

Niemann: Wer bei Improvac-Tieren die Grundsätze der N-/P-reduzierten Futter­strategie beachtet, dürfte auch hier keine Probleme bekommen. Zu bedenken ist allerdings, dass sich mit Improvac geimpfte Tiere auch sieben bis zehn Tage nach der zweiten Impfung noch wie Eber verhalten und erst danach wie Kastraten. Die Futterrationen müssen dementsprechend angepasst werden. Das Futter in der Vor- und Mittelmast muss der geringeren Futteraufnahme und den hohen Tageszunahmen von intakten Ebern entsprechen. Die Aminosäurenausstattung und der Energiegehalt sollten erhöht werden. Ab 90 kg Lebendgewicht können dann Endmastfutter zum Einsatz kommen, die im Energiegehalt leicht abgesenkt sind.

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.