Ende März hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die aktuellsten Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit mit Antibiotika in der Ferkelaufzucht und Schweinemast veröffentlicht. Die Zahlen spiegeln den Antibiotikaeinsatz im zweiten Halbjahr 2019 wider. Ergebnis: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 sind die Werte zwar leicht angestiegen, in der Ferkelaufzucht erhöhte sich die Kennzahl 1 (Median) von 2,38 auf 2,68 und die Kennzahl 2 (3. Quartil) von 9,81 auf 10,09.
Werte pendeln sich auf niedrigem Niveau ein
Insgesamt pendeln sich die Werte nach anfänglich großen Reduktionserfolgen jedoch seit gut zwei Jahren auf niedrigem Niveau ein. Noch weiter lässt sich der Antibiotikaeinsatz offensichtlich kaum vermindern, denn einige kranke Tiere gibt es in jedem Bestand. Und die haben ein Anrecht darauf, angemessen behandelt werden. Das gebietet allein der Tierschutz. Die derzeit noch auftretenden leichten Schwankungen scheinen daher eher saison- oder zufallsbedingt zu sein.
Angesichts dieses eindeutigen Trends appelliert die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland (ISN) an die Politik, das Antibiotika-Monitoring in der Nutztierhaltung dringend zu überarbeiten. Die bisherige Einteilung der Betriebe müsse neu überdacht werden. Die Zeit dafür sei reif, zumal das Arzneimittelgesetz im Laufe dieses Jahres ohnehin überarbeitet werden soll.
Schweinehalter zu Unrecht am Pranger
Zurzeit müssen Ferkelaufzüchter und Mäster, deren eigener Therapiehäufigkeitsindex die Kennzahl 1 überschreitet, gemeinsam mit ihrem Tierarzt die Ursache dafür ermitteln und ihren Antibiotikaverbrauch nach Möglichkeit weiter reduzieren. Und Betriebsleiter, deren Index die Kennzahl 2 übersteigt, müssen innerhalb von vier Monaten nach Veröffentlichung der bundesweiten Kennzahlen ihrer Überwachungsbehörde einen schriftlichen Maßnahmenplan zur Senkung des Antibiotikaverbrauchs vorlegen.
Bei dieser Einteilung der Betriebe werde jedoch in keiner Weise berücksichtigt, dass sich der Antibiotikaverbrauch in der Nutztierhaltung seit Beginn des staatlichen Monitorings mehr als halbiert hat. Trotz dieser enormen Erfolge stehe Halbjahr für Halbjahr ein Viertel aller Schweinehalter in der Schusslinie der Veterinärbehörden. Das müsse sich dringend ändern, fordert die ISN. Experten schlagen unter anderem vor, von der reinen Erfassung der Therapiehäufigkeit zu einem Resistenz-Monitoring zu wechseln.