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ITW-Schweine: Stückzahlen stabil auf hohem Niveau

Nach den letzten Anpassungen haben sich die Stückzahlen von Ferkeln und Mastschweinen bei der Initiative Tierwohl aufeinander zubewegt. Im Süden sind ITW-Schweine weiter gesucht.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Initiative Tierwohl (ITW) ist in der Schweinehaltung mit knapp 60 % Marktanteil nahezu Standard. Daran hat auch die heftig kritisierte Anpassung der ITW an die Haltungsstufe 2 der staatlichen Tierhaltungskennzeichnung nichts geändert.

23 Mio. ITW-Schweine

Allerdings haben sich die Stückzahlen bei Mastschweinen und Ferkeln verschoben. Während im April 2024 bundesweit rund 7.000 Schweinemäster mit etwa 25 Mio. Tieren bei ITW gelistet waren, sind es aktuell noch 6.726 mit gut 23 Mio. Tieren. Der Rückgang bei den ITW-Mastschweinen fiel damit deutlich geringer aus als zunächst erwartet. Zum einen sind weniger Schweinemäster aus der ITW ausgestiegen als angekündigt. Zum anderen sind auch einige Mäster neu in das Programm eingestiegen.

In Bayern haben sehr viele Mäster über einen Ausstieg aus der ITW nachgedacht. Dennoch lag das Niveau nur etwas höher als im bundesweiten Durchschnitt. „Wir hatten im letzten Jahr einen Rückgang bei den ITW-Mästern um 10 bis 15 %“, berichtet Dr. Christian Kagerer, Geschäftsführer des Fleischprüfrings Bayern.

In der Ferkelerzeugung stieg die Zahl der gelisteten Betriebe und Tiere hingegen deutlich an. Während im April 2024 deutschlandweit 1.156 Ferkelerzeuger mit insgesamt 13,8 Mio. Ferkeln in der ITW gelistet waren, sind es seit dem Registrierungstermin Ende letzten Jahres 1.578 Ferkelerzeuger mit rund 17 Mio. Ferkeln. Die Lücke zwischen Ferkelerzeugung und Mast ist kleiner geworden, aber sie besteht weiterhin.

ITW ab Geburt noch Ausnahme

Bis zu der von der Initiative Tierwohl anvisierten durchgängigen Nämlichkeit ab Geburt ist es jedoch noch ein weiter Weg. In Bayern halten z.  B. von den derzeit 469 ITW-Mastbetrieben nur 126 die Nämlichkeit ab Geburt ein. Damit mästet nur ein gutes Viertel der Betriebe Ferkel, die aus ITW-Betrieben stammen. Darunter sind etliche geschlossene Betriebe, die ihre komplette Produktion auf ITW umgestellt haben.

Neben der geringeren Zahl an ITW-Ferkeln hakt es auch an ihrer Zuordnung zu den Mastbetrieben. „Groben Schätzungen zufolge werden derzeit die Hälfte der bei ITW registrierten Ferkel an ITW-Mäster geliefert“, so ITW-Pressesprecher Patrick Klein gegenüber top agrar. Das liege auch daran, dass es in Deutschland viel weniger Ferkel als Mastschweine gibt. Deshalb und aus kartellrechtlichen Gründen habe man ITW auch für ausländische Schweinehalter geöffnet. Aktuell sind 14 Sauenhalter und drei Mastbetriebe aus dem Ausland bei der ITW angemeldet.

Gestaffelte Boni

Um die durchgehende Nämlichkeit zu verbessern, hat die Initiative Tierwohl für die neue Programmphase einige Anreize gesetzt. So erhalten Mäster seit dem 1. April 2025 je nach ITW-

Status des Ferkels einen gestaffelten Bonus. Mästen sie ITW-Ferkel, beträgt dieser 7,50 € pro Tier. Hat das Ferkel keinen ITW-Status, liegt der Bonus in diesem Jahr bei 6,50 €. Ab 2026 sinkt er auf 6,00 € (siehe Übersicht). Allerdings kommt der Aufpreis nicht mehr aus einem Fonds, sondern wird von den Marktpartnern direkt bezahlt.

Steigen Ferkelerzeuger neu in ITW ein, erhalten sie den ITW-Bonus von 4,50 € pro Tier nur noch dann, wenn sie die Tiere an einen ITW-Mäster liefern. ITW-Bestandsferkelerzeuger, die nicht an ITW-Mäster verkaufen, erhalten weiterhin einen Bonus von 2,50 € pro Tier. Das Geld für die Ferkelerzeuger kommt aus einen Fonds, in den der Lebensmitteleinzelhandel und seit diesem Jahr auch Schlachter einzahlen.

Offenbar können sich die Ferkelerzeuger, die in ITW gelistet sind, darauf verlassen, dass ausreichend Mittel vorhanden sind. Denn wenn eine neue Registrierungsphase startet, werden laut ITW immer nur so viele Ferkelerzeuger neu aufgenommen, wie es die finanziellen Kapazitäten des Fonds zulassen.

In Süddeutschland würden gerne noch weitere Sauenhalter bei ITW mitmachen, berichtet Franz Mitterberger, der bei der VVG Bayern die Schweinevermarktung leitet. Allerdings fehle diesen Betrieben aktuell die Perspektive, weil es seitens der ITW keinen Termin für eine neue Registrierungsphase gibt, bedauert Mitterberger.

Regionalität mit ITW gesucht

Für die Erzeugergemeinschaften in Bayern spielt ITW eine immer wichtigere Rolle. Denn regionale Lebensmitteleinzelhändler wie die Edeka Südbayern oder die Rewe Bayern setzen neben der Herkunft zunehmend auf Tierwohl.

Das führt dazu, dass derzeit vor allem Mastschweine aus dem Herkunftsprogramm Geprüfte Qualität Bayern (GQ) in Kombination mit ITW gesucht sind. „Wenn wir unseren GQ-Zuschlag mittelfristig absichern wollen, brauchen wir noch mehr ITW-Tiere“, erklärt Mitterberger.

Ob sich die Umstellung auf ITW für einen Schweinehalter rechnet, sei von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. „Wer vergleichsweise wenig Tiere abstocken muss und die geforderten Buchtenelemente mit wenig Aufwand einbauen kann, für den kann die Umstellung auf ITW wirtschaftlich interessant sein“, sagt Mitterberger. Wichtig sei, dass sich die getätigten Investitionen innerhalb einer ITW-Runde von drei Jahren amortisieren.

Aufpreis absichern!

Voraussetzung dafür ist, dass Umsteller den Aufpreis in diesem Zeitraum von ihren Marktpartnern auch erhalten. „Unsere Empfehlung an alle teilnehmenden Schweinemäster ist, dass sie mit ihren Abnehmern verbindliche Vereinbarungen über den Aufpreis treffen“, so ITW-Sprecher Klein.

Der neue Aufpreis von 7,50 € bzw. 6,50 € wird offenbar in der Praxis umgesetzt. „Alle Abnehmer zahlen die Preisempfehlung für ITW-Mastschweine“, berichtet Dr. Frank Greshake, Geschäftsführer der Schweinevermarktung Rheinland. Man könne alle ITW-Mastschweine absetzen. Laut Greshake reicht allerdings das vorhandene Angebot in seiner Vermarktungsregion aus, sodass nicht zwingend weitere Betriebe einsteigen müssen.

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