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Jungsauen: Zukauf schlägt Eigenremonte

Jungsauen zukaufen oder selbst remontieren – was ist besser? Sauenplanerdaten zeigen ein klares Ergebnis.

Lesezeit: 6 Minuten

Unsere Autoren:Prof. Steffen Hoy, Uni Gießen | Birgitt Hameister | VzF GmbH Uelzen

Ferkelerzeuger ersetzen jährlich im Schnitt ein Drittel ihrer Alt- durch Jungsauen. Dabei hat sich der Jungsauenzukauf über viele Jahre bewährt. Für kleine und mittelgroße Betriebe wird der Zukauf auch künftig das Verfahren der Wahl sein.

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Größere Betriebe hingegen remontieren ihre Jungsauen aufgrund tiergesundheitlicher Vorteile oft selbst. Ursprünglich wurde die Eigenremontierung nur zeitlich befristet durchgeführt, um nach einem Krankheitsausbruch die Immunität der Herde zu stabilisieren. Daraus entwickelte sich dann das System der „Geschlossenen Herde“.

Scharfe Selektion wichtig

Die Eigenremontierung bietet einige Vorteile. Neben der bereits erwähnten Verbesserung der Herdengesundheit kann der Ferkelerzeuger auch direkt Einfluss auf die Qualität seiner Jungsauen nehmen. Und bei optimalem Management lassen sich auch Kosten sparen.

Die Eigenremontierung hat aber auch Nachteile. Der organisatorische Aufwand ist wesentlich größer als beim Zukauf von Jungsauen. Denn die Ferkel müssen gekennzeichnet, die Jungsauen geprüft und die Zuchtarbeit sorgfältig geplant werden. Außerdem muss man mit einer eigenen Kernherde arbeiten und immer darauf achten, das richtige Sperma zu verwenden.

Zudem fallen bei eigener Remonte Vorstufen-Kastraten an, die geringere Erlöse erwirtschaften, die Leistungen der Mastendprodukte können stärker schwanken und langfristig kann sogar die Herdenleistung darunter leiden, wenn nicht scharf oder nicht zielgerichtet genug selektiert wird.

Um das zu verhindern, muss die Zucht strategisch geplant werden. Zudem muss die Leistung der Endprodukte konsequent geprüft und bei der Zuchtauswahl scharf selektiert werden.

Auswertung per Sauenplaner

Doch wird das in der Praxis auch so konsequent gemacht? Oder gibt es Leistungsunterschiede zwischen Jungsauenzukäufern und Eigenremontierern? Um diese Fragen zu klären, haben wir die Nutzungsdauer von Sauen sowie ihre Lebens- und die Fruchtbarkeitsleistung in beiden Betriebstypen einmal genauer unter die Lupe genommen.

Für die Auswertung wurden aus dem Pool der VzF-Betriebe (Verein zur Förderung der bäuerlichen Veredlungswirtschaft) zufällig 17 größere Ferkelerzeuger mit einer durchschnittlichen Leistung von mindestens 30 abgesetzten Ferkeln/Sau/Jahr ausgewählt. Sieben Betriebe mit zusammen 10.532 Sauen waren Eigenremontierer und zehn Ferkelerzeugerbetriebe mit 8.843 Sauen kauften ihre Jungsauen zu.

Die Erstbelegung erfolgte in den Wirtschaftsjahren 2013 bis 2017. Von allen Sauen erfassten wir die Leistungen bis zum Ausscheiden aus der Herde. Es wurden die erreichten Wurfnummern und die mittleren Wurfgrößen lebend geborener Ferkel (lgF) im Zeitraum von fünf Jahren berechnet.

Die Leistungen bis zum 5. Wurf ermittelten wir anhand der Verbleiberate und der Gesamtzahl lebend geborener Ferkel vom 1. bis zum 5. Wurf bei den Sauen, die den 5. Wurf erreichten. Als Verbleiberate definierten wir den Anteil erstmalig belegter und abgeferkelter Jungsauen, die mindestens fünf Würfe erreichten. Durch Multiplikation beider Kennzahlen errechnet sich der „Ferkelindex Lebensleistung 5“. Er gibt die Anzahl lebend geborener Ferkel bis zum 5. Wurf pro 100 erstbelegter Jungsauen an. Alle Daten wurden aus dem db-Sauenplaner übernommen.

Große Unterschiede

In allen Leistungskennzahlen ergaben sich erhebliche Unterschiede zwischen den Betrieben mit Jungsauenzukauf und denen mit Eigenremontierung.

Bei den Jungsauenzukäufern wurden die Sauen deutlich älter. Sie erreichten im Durchschnitt 5,6 Würfe, die Eigenremontierer dagegen nur 4,4 Würfe.

Das hat vermutlich mehrere Gründe. Einer davon könnte sein, dass der Zukauf von Jungsauen erhebliche Kosten verursacht. Deshalb streben Jungsauenzukäufer eine möglichst lange Nutzungsdauer der Tiere an. Bei Eigenremontierung hingegen sind die Kosten nicht direkt ersichtlich. Zudem selektieren diese Landwirte ihre Sauen häufig nicht so scharf.

Fakt ist: Wenn viele eigene Jungsauen aufgezogen und besamt werden, kann es im Abferkelstall eng werden. Ist dies der Fall, trennen sich die Landwirte eher von den Alt- als von den Jungsauen. Dabei lassen sie jedoch außer Acht, dass die Sauen erst im 5. bis 6. Wurf ihre höchsten Leistungen erzielen. Selbst Sauen im 7. Wurf weisen häufig noch bessere Leistungen auf als Jungsauen.

Der Unterschied in der Verbleiberate bis zum 5. Wurf ist zwischen den beiden Betriebskategorien mit 18 % sehr groß. Auch in der mittleren Wurfgröße bis zum 5. Wurf unterscheiden sich beide stark. Bei den Eigenremontierern beträgt sie im Schnitt 14,4 und bei den Zukaufsbetrieben 15,1 lebend geborene Ferkel. Bezogen auf 100 erstbelegte Jungsauen erreichten die Betriebe mit eigener Remonte einen Ferkelindex (lgF) von 3.543, die mit Jungsauenzukauf hingegen 5.072 lebend geborene Ferkel je 100 erstbelegte Jungsauen.

Einfluss des Managements

Doch nicht nur zwischen den Kategorien Zukauf und Eigenremontierung gibt es große Leistungsunterschiede, sondern auch innerhalb der jeweiligen Kategorie. Für diese Auswertung rangierten wir alle Betriebe in ihrer jeweiligen Kategorie aufsteigend nach der Verbleiberate bis zum 5. Wurf.

Ergebnis: Im leistungsschwächsten Betrieb, es handelte sich um einen Eigenremontierer, erreichten nur 40,6 % der erfassten Jungsauen den 5. Wurf.

Der beste Eigenremontierer erreichte hier nur 13,2 % mehr. Im leistungsstärksten Zukaufsbetrieb hingegen betrug die Verbleiberate bis zum 5. Wurf 81,8 %! Das sind mehr als doppelt so viele Tiere wie beim leistungsschwächsten Eigenremontierer!

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Auswertung der maximalen Wurf­zahlen. Bei den Eigenremontierern schwankt dieser Wert zwischen 4,2 und 4,8 Würfen. Bei den Jungsauenzukäufern reichte die Streubreite von 4,7 Würfen beim leistungsschwächsten bis zu 7,2 Würfen beim leistungsstärksten Ferkelerzeuger.

Multipliziert man die Anzahl der Würfe bis zum Ausscheiden aus der Herde mit der durchschnittlichen Wurfgröße (gemittelt über alle Würfe), erreichten die Sauen der Eigenremontierer im Schnitt 63,4 lebend geborene Ferkel in ihrem Leben, die der Jungsauenzukäufer hingegen 86,9 Ferkel – wobei es der beste Betrieb sogar auf 115 lebend geborene Ferkel brachte!

Aus der Verbleiberate und der Gesamtferkelzahl bis zum 5. Wurf errechnen sich gewaltige Unterschiede zwischen den Betrieben. Der leistungsschwächste Eigenremontierer weist lediglich 2.669 lgF je 100 erstbelegte Jungsauen bis zum 5. Wurf auf. Im besten Zukaufbetrieb sind es hingegen satte 6.375 lgF.

Mit anderen Worten: Die Leistungsunterschiede zwischen Eigenremontierern und Jungsauenzukäufern sind groß. Aber auch innerhalb der Kategorien gibt es eine extrem große Spanne. Die leistungsschwächeren Betriebe sollten das zum Anlass nehmen, sowohl ihr Besamungsmanagement als auch die Fütterung, Haltung und die tiergesundheitliche Situation in ihren Betrieben kritisch zu durchleuchten.

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Nutzen Sie Sauen möglichst lange!

Eine lange Nutzungsdauer der Sauen ist sowohl unter Tierwohlaspekten als auch aus wirtschaftlichen Gründen erstrebenswert. Ferkelerzeuger sollten dabei folgende Einflussfak­toren beachten:

  • Züchterisch lässt sich die Nutzungsdauer kaum beeinflussen, denn die Erblichkeit ist gering (h2= 0,1).
  • Der Grundstein für eine hohe ­Lebensleistung wird bereits bei der Eingliederung der Jungsauen gelegt. Denn sie beeinflusst den Gesundheitsstatus und die Fruchtbarkeit der Sauen nachhaltig.
  • Ein früher Eintritt der Pubertät und eine gute körperliche Entwicklung der Jungsauen wirken sich positiv auf Nutzungsdauer und Lebensleistung aus. Das Erstbesamungs­alter und die sexuelle Reife bei der ersten Belegung sind entscheidend.
  • Jung- und Altsauen müssen während der Trächtigkeit und in der Säugezeit bedarfsgerecht ernährt werden. Im Wartestall dürfen sie nicht überkonditioniert und im Abferkelstall nicht zu stark abgesäugt werden.
  • Bei Gruppenhaltung ist ein gutes Eingliederungsmanagement der Sauen in die Gruppe wichtig. Strukturieren Sie die Buchten, bieten Sie den Tieren Ausweichmöglich­keiten vor ranghöheren Tieren und sorgen Sie dafür, dass der Boden nicht zu rutschig ist.
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