Der Nestbautrieb ist auch bei modernen Sauenherkünften stark ausgeprägt. Vor der Geburt versuchen die Tiere in der Bucht, eine Kuhle zu graben. Forscher im holländischen Schweine-Innovations-Center Sterksel haben dazu jetzt mit verschiedenen Nestbaumaterialien experimentiert, um moderne Abferkelbuchten weiterzuentwickeln. Das Ergebnis: Erhalten die Sauen vor der Geburt einen Jutesack als Nestbaumaterial, können die Saugferkelverluste deutlich gesenkt werden.
Die Versuche
Die Versuche laufen im Rahmen des sog. „ProDromi-Projektes“. „Wir wollen herausfinden, welchen Effekt der Einsatz von veränderbarem Material vor der Geburt auf die Leistungen und das Verhalten der Tiere hat“, erklärt Anita Hoofs, zuständige Mitarbeiterin im Innovations-Center Sterksel gegenüber top agrar.
Hoofs und ihr Team werteten die Ergebnisse von fast 70 Geburten aus. Alle Sauen standen in Abferkelbuchten mit herkömmlichen Ferkelschutzkorb. Den Tieren in der Versuchsgruppe wurde ein Jutesack sowie ein Hanfseil angeboten, in der Kontrollgruppe hatten die Sauen nur das Seil zur Verfügung.
Die Ergebnisse
Der Anteil der erdrückten Ferkel während der Geburtsphase sinkt rapide, wenn den Sauen bereits im Vorfeld der Geburt Nestbaumaterial in Form eines Jutesacks zur Verfügung steht. Der Unterschied zwischen 0,21 (mit Jutesack) zu 0,63 (ohne Jutesack) tot gelegenen Ferkeln ließ sich statistisch absichern. Hauptursache für die geringeren Verluste beim Einsatz des Jutesacks war, dass die Sauen seltener ihre Position wechselten. Sie waren insgesamt ruhiger und blieben länger in einer bestimmten Position liegen.
Außerdem lief die Geburt viel zügiger ab. Die Sauen mit Jutesack ferkelten in der angestrebten Zeit von drei Stunden ab, bei den Tieren ohne Jutesack dauerte die Geburt gut 1,5 Stunden länger. Die Sauen mit Jutesack können ihr angeborenen Verhaltensweisen ausleben und produzieren Prostaglandin in ausreichenden Mengen. Die Kontraktion der Gebärmutter ist dadurch intensiver.
Die Kosten
Die Kosten liegen bei rund 0,90 € pro Jutesack. Die Halterung, damit der Sack an Ort und Stelle in der Abferkelbucht bleibt, schlägt mit etwa 12 € pro Stück zu Buche. Alternativ lässt sich der Sack mit einem Kabelbinder fixieren. Den zusätzlichen Arbeitsaufwand beziffert das Team um Anita Hoofs auf 3 bis 4 Minuten. Bei einem Stundenlohn von 25 € sind das Arbeitskosten in Höhe von knapp 1,70 € pro Wurf. Sinken die Ferkelverluste um 0,4 %, werden die zusätzlichen Kosten bereits wieder aufgefangen, hat Anita Hoofs ausgerechnet. (vn)
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Alle weiteren Details und Ergebnisse lesen Sie in der top agrar 2/2013 ab Seite S 6 (Spezialprogramm Schwein).