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Kann das „ideale Protein“ Nährstoffausscheidungen bei Schweinen reduzieren?

Durch den gezielten Einsatz von essenziellen Aminosäuren und Phytase im Futter sinken die Nährstoffausscheidungen weiter. Das zeigen aktuelle Versuche aus Sachsen-Anhalt.

Lesezeit: 8 Minuten

Der Spielraum beim Thema Nährstoffverwertung aus der Tierhaltung wird zusehends enger. Viele Betriebe müssen ihren Nährstoffanfall noch weiter reduzieren. Denn sowohl in der Düngeverordnung als auch in der TA Luft wurden die Grenzwerte in den letzten Jahren immer weiter verschärft. In der TA Luft wird die nährstoff­angepasste Fütterung sogar erstmals für bestimmte Betriebsgrößen verbindlich vorgeschrieben. Davon betroffen sind Tierhalter mit mehr als 750 Sauen bzw. 2 000 Mastschweinen. Sie müssen ihre Schweine künftig nach den im DLG-Band 199 festgelegten Richtwerten „stark N- und P-reduziert“ füttern. In der Endmast darf der Proteingehalt dann maximal 13,5 % betragen und der Phosphorgehalt 4 %.

Ziel ist das Ideale Protein

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In der Praxis zeigt sich, dass die nährstoffreduzierte Fütterung in der Regel sehr gut funktioniert. Zahlreiche Betriebe setzen das Konzept bereits seit Jahren erfolgreich um.Speziell beim Protein kommt es allerdings darauf an, wie man die Reduzierung angeht. Denn das Schwein hat keinen Bedarf an allgemeinem Protein, sondern nur an essenziellen Aminosäuren. Wenn das Tier entsprechend seiner Leistungsstufe mit ausreichend essenziellen Aminosäuren versorgt wird, spielt der Gesamtproteingehalt im Futter nur eine untergeordnete Rolle. Dieser sollte aus Sicherheitsgründen allerdings nicht unter ein Mindestmaß von 13 % Gesamtprotein in der Vor- und 12 % in der Endmast fallen.

Damit im Grenzbereich nichts schiefgeht, muss das Futter optimal an die Bedürfnisse der Tiere angepasst werden. In diesem Zusammenhang spielt das „ideale Protein“ eine entscheidende Rolle. Dabei handelt es sich um ein Protein, das aus verschiedenen Aminosäuren zusammengesetzt und optimal auf den Bedarf des Tieres abgestimmt ist. Den Schweinen werden die Aminosäuren also genau in der Menge und Kombination zugeführt, wie ihr Organismus sie benötigt. Beim Mastschwein sieht das Verhältnis der jeweiligen Aminosäuren zum Lysin in etwa so aus:

  • Lysin: 100
  • Methionin/Cystin: 55
  • Threonin: 65
  • Tryptophan: 18
  • Valin: 67
  • Isoleucin: 54

Phytase knackt Phosphatring

Beim Phosphor ist die Situation ähnlich wie beim Protein. Auch hier gilt: Das Schwein hat keinen Bedarf an Gesamtphosphor im Futter, sondern an verdaulichem Phosphor. Das Problem: Der Großteil des Phosphors in pflanzlichen Futtermitteln ist an Phytate gebunden. Diese Verbindung kann das Enzymsystem des Schweins allerdings nicht knacken. Deshalb kann das Tier oft nur einen Bruchteil des im Futtermittel enthaltenen Phosphors nutzen. Im Getreide z. B. liegt der verwertbare Anteil nur zwischen 30 und 60 %.Die Verdaulichkeit des pflanzlichen Phosphors steigt, wenn dem Futter das Enzym Phytase zugesetzt wird. Je nach Phytat-P-Gehalt und Menge der zugesetzten Phytase werden vom Phosphor zwischen 1 und 1,4 g je kg Futter mehr genutzt. Das entspricht fast der Hälfte des täglichen Bedarfs! Dadurch kann die Menge an mineralischem Phosphor deutlich reduziert oder komplett eingespart werden.

Wie viel weniger geht?

In einem Fütterungsversuch in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden, Sachsen-Anhalt, wurde überprüft, inwieweit Einsparungen beim Protein und Phosphor möglich sind, wenn dem Futter gezielt freie Aminosäuren und Phytase zugesetzt werden. Im Vorfeld des Versuchs wurden zunächst die eingesetzten Komponenten auf ihre Inhaltsstoffe, insbesondere auf ihren Aminosäurengehalt, untersucht. Die Analysen wurden von der Firma Evonik mit der neuen NIRS-Technologie durchgeführt. Dadurch war es möglich, die Rationen unter Einsatz von sechs freien Aminosäuren so zu konzipieren, dass sie annähernd dem idealen Protein entsprachen. Für den Fütterungsversuch wurden daraufhin folgende Versuchsgruppen ge­­bildet:

  • Gruppe A: Fütterung laut DLG-­Standardempfehlung. Protein: Vormast 18,5 %, Mittelmast 16 %, Endmast 15 %. Phosphor: 0,48 % P in Vormast bzw. 0,35 % in Mittel- und Endmast. 
  • Gruppe B: Austausch von Sojaschrot gegen Rapsschrot und Ackerbohnen (RP-Gehalte: 16,9/13,8/12,3 %). Kein mineralischer P-Zusatz ab der Mittelmast (P-Gehalte: 0,49 bis 0,27 %).
  • Gruppe C: Extreme Proteinabsenkung ab Vormast (16,1/13,6/12,3). Verzicht auf mineralischen P-Zusatz ab Mittelmast (0,47 bis 0,27 %).
  • Gruppe D: Extreme Proteinabsenkung ab Mittelmast (18,5/13,6/12,3). Ohne mineralischen P-Zusatz ab Mittelmast (0,47 bis 0,27 %).

Kein Leistungsabfall

Wie in Übersicht 1 zu sehen, unterschieden sich die biologischen Leistungen nicht signifikant. In der Tendenz schnitten aber die Tiere etwas besser ab, die nach DLG-Standardwerten bzw. erst ab der Mittelmast proteinreduziert gefüttert wurden. Die Tageszunahmen lagen um knapp 30 g höher. Beim Futterverbrauch und beim Futteraufwand gab es ebenfalls keine signifikanten Unterschiede, wobei die nach Standardwerten versorgten Tiere die besten Ergebnisse erreichten.

Nahezu identisch fielen die Ergebnisse in Bezug auf die Schlachtleistungen aus. In allen vier Fütterungsgruppen schwankte die Ausschlachtung um 80 %, der Muskelfleischanteil lag bei ca. 60 %. Signifikant waren die Unterschiede nicht. Die Ergebnisse belegen, dass die Mast- und Schlachtleistungen bei zum Teil deutlicher Nährstoffreduktion und Zugabe von freien Aminosäuren und Phytase stabil gehalten werden können.

Positiv fielen die Ergebnisse auch im Hinblick auf die Nährstoffausscheidungen der Tiere aus. Die Übersichten 2 und 3 zeigen das. Im Vergleich zu den Nährstoffausscheidungen bei der Fütterung nach dem DLG-Konzept „sehr stark N-/P-reduziert“ waren deutliche Einsparungen möglich. Das gilt auch für Mischungen ohne Sojaextraktionsschrot. Die niedrigsten Ausscheidungen gab es in Gruppe C, in der die Proteinabsenkung bereits in der Vormast erfolgte. Die Kosten der Fütterungsstrategie mit freien Aminosäuren und Phytaseeinsatz liegen aufgrund der hohen Proteinfuttermittelpreise nur unwesentlich höher.

So verhindern Sie Schiffbruch bei knapp kalkulierter Fütterung

Wenn Futtermischungen komplett ohne „Nähr­­stoffpolster“ berechnet werden, wirken sich Fehler viel schneller ­negativ aus als wenn in der Mischung ­Sicherheitszuschläge hinterlegt sind. Nachfolgend sechs Tipps, worauf Sie achten sollten, wenn Sie „auf den Punkt genau“ füttern.

Komponenten untersuchen

Die Monitoringdaten der letzten Jahre zeigen, dass die Gehalte an Rohprotein, Aminosäuren und Phosphor in den verschiedenen Futterkomponenten immer wieder schwanken. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Sortenwahl, die Anbaubedingungen, die Düngung usw. Landwirte, die im Sauen-, Ferkel- oder Maststall nährstoffreduziert füttern, sollten alle eingesetzten Futtermittel mindestens einmal jährlich, besser öfter, untersuchen lassen. Neben dem Phosphor- müssen in jedem Fall auch der Rohprotein- und der Lysingehalt analysiert werden. Mithilfe der Evonik-Schätzformel können dann auch die übrigen essenziellen Aminosäuren recht genau geschätzt werden. Alternativ kann man auch die anderen essenziellen Aminosäuren bestimmen lassen.

Mahl- und Mischanlage testen

Die betriebseigene Mahl- und Misch­anlage sollte regelmäßig überprüft werden. Entscheidend ist unter anderem, dass die Futterstruktur passt und das Getreide nicht zu grob bzw. zu fein vermahlen wird. Wenn die Futtermischung zum Beispiel zu grob vermahlen ist, ist folgendes zu tun:

  • Lochsiebe gegen ein engmaschigeres Sieb austauschen.
  • Drehzahl erhöhen, denn dadurch wird das Futter feiner vermahlen.
  • Materialzulauf begrenzen, damit das Futter langsamer durch die Mühle läuft.
  • Vermahlung aller Komponenten.

Wenn die Mischung zu fein ist, müssen diese Maßnahmen ergriffen werden:

  • Gröbere Siebe einsetzen.
  • Drehzahl senken, sodass das Futter gröber vermahlen wird.
  • Schlagwerkzeuge kontrollieren und stark abgenutzte Teile ersetzen.
  • Nur Teile der Futtermischung vermahlen, zum Beispiel nur das Getreide.
  • Materialzufuhr erhöhen.

Rechenfehler vermeiden

Rechenfehler können eklatante Folgen haben. Das gilt besonders bei knapp kalkulierten Futterrationen. Bei der Futterzusammenstellung sollten Landwirte mit fachlich versierten Beratern zusammenarbeiten oder ein EDV-Programm nutzen, das die Mischung zusätzlich auf Plausibilität prüft. Wenn möglich, sollte die Mischung immer auf praecaecal verfügbare Aminosäuren und verdaulichen Phosphor hin optimiert werden. Natürlich muss dabei auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten werden.

Regelmäßig Proben ziehen

Egal ob täglich 200, 500 oder 1 000 Schweine gefüttert werden: Alle Tiere müssen die für sie berechneten Futtermischungen erhalten. Gibt es beim Anmischen oder bei der Futterverteilung Probleme, kommt es bei knapp kalkulierten Rationen viel schneller zu Leistungsverlusten, weil einige Tiere möglicherweise unterversorgt werden.Schweinehalter mit nährstoffreduzierter Fütterungsstrategie sollten mindestens einmal pro Jahr, oder bei Problemen anlassbezogen, eine Probe des ausdosierten Futters ziehen und untersuchen lassen.

Gute Futterhygiene

Eine gute Futterhygiene beginnt schon bei der Lagerung der Rohkomponenten. Saubere Silos, die regelmäßig ge­reinigt werden, sind die beste Voraus­setzung für eine effektive Fütterung. Bei fertig gemischten Rationen und Zukaufsfutter sollten die in Übersicht 4 dargestellten Lagerungszeiten nicht über­­schritten werden.Besonderes Augenmerk gilt Flüssigfütterungsanlagen. Sie müssen regelmäßig gereinigt werden. Denn verschmutze Anlagen bieten Mikroorganismen ideale Lebensgrundlagen. Sie nutzen die zugesetzten Aminosäuren gern als Futtergrundlage für ihre Arbeit. Beim Einsatz einer Flüssigfütterung gilt daher:

  • Tägliche Reinigung, inklusive Ausspülen des Anmischbottichs.
  • Öffnen des Behälterdeckels, sodass das Behälterinnere schneller abtrocknen kann.
  • Alle zwei bis drei Wochen sollte der Anmischbehälter zusätzlich mit dem Hochdruckreiniger und warmem Wasser gereinigt werden. Das Schmutzwasser muss anschließend komplett abgelassen werden.

Nach jedem Mastdurchgang ist die Grundreinigung der kompletten Anlage Pflicht. Dazu gehören:

  • Bottiche mit Hochdruckreiniger und warmem Wasser reinigen und alle organischen Reste entfernen.
  • Natronlaugenreinigung mit 1 bis 5 %iger Lauge. Dabei werden auf 1 000 Liter Wasser 10 bis 50 kg Ätznatron gegeben. Das Gemisch wird dann 15 Minuten umgepumpt und 3 bis 5 Stunden stehen gelassen. Anschließend erneut 15 Minuten umpumpen und die Schmutzbrühe ablaufen lassen. Alternativ kann die Reinigung auch mit saurem Melkmaschinenreinigern durchgeführt werden.

Hohe Tiergesundheit zählt

Nur gesunde Tiere setzen Futtermittel effizient in Körpermasse um. Bei Tieren mit hohem Krankheitsdruck werden insbesondere die Aminosäuren weniger effizient genutzt. Hinzu kommt, dass die Aminosäuren zur Wiederherstellung der Gesundheit (zum Beispiel Immunsystem, Entzündungen) in einem anderen Verhältnis benötigt werden als zum Aufbau von Körpermasse. Leistungsdepressionen sind dann häufig die Folge.

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