Die von derQS Qualität und Sicherheit GmbHmoderierte Koordinierungsplattform „Verzicht auf die betäubungslose Ferkelkastration“ hat jetzt die Ergebnisse einer Studie zu den möglichen Auswirkungen dieser Tierschutzmaßnahme veröffentlicht. Insgesamt seien rund 24,2 Millionen männliche Ferkel vom Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration ab 2019 betroffen. Man müsse mit einer Spaltung des Ferkelmarktes rechnen, einem höheren logistischen Aufwand, stärkeren Abhängigkeiten in der Wertschöpfungskette und steigenden Kosten, was vor allem kleineren Betrieben Probleme bereiten dürfte.
Prognosen der Wirtschaft zufolge dürften 2019 rund die Hälfte der Masttiere mit Betäubung kastriert, ein Drittel als Jungeber aufgezogen und die verbleibenden 17 % mit dem Verfahren der Immunokastration produziert werden. Dabei gehe man von starken regionalen Unterschieden aus. Im Süden Deutschlands sei vermutlich die Kastration mit Betäubung das dominierende Verfahren. Der Anteil wird auf rund 85 % geschätzt. In den Produktionshochburgen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalens dürfte dagegen die Jungebermast mit 40 % einen vergleichsweise hohen Stellenwert einnehmen.
Ein Problem sehen die Autoren der Studie darin, dass jährlich rund 5,7 Millionen männliche Ferkel – vor allem aus den Niederlanden und Dänemark – nach Deutschland exportiert werden und für diese Tiere das deutsche Tierschutzgesetz in Bezug auf die Kastration nicht gilt. Auf EU-Ebene gebe es diesbezüglich zwar Absichtserklärungen, aber keine Einigung über ein einheitliches Verfahren oder ein gesetzlich vorgeschriebenes Ende der betäubungslosen Ferkelkastration. Es sei damit sehr wahrscheinlich, dass die Ferkelimporte zu Lasten der deutschen Sauenhalter, vor allem der kleinen, deutlich ausgeweitet würden, heißt es in der Analyse.
Die Studienautoren geben auch zu bedenken, dass die Handhabung kastrierter Tiere in der Mast und in den nachgelagerten Stufen einfacher und gewohnt sei. Wegen des fehlenden Außenschutzes werde die Mast von betäubungslos kastrierten Ferkeln aus dem Ausland auch nach dem 1. Januar 2019 in Deutschland möglich sein. Aufgrund des voraussichtlichen Strukturwandels bei der Ferkelerzeugung zugunsten ausländischer Sauenhalter fordern sie deshalb EU-weit obligatorische oder zumindest fakultative Regelungen einzuführen. Die komplette Analyse können Sie hier herunterladen.
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