Frau Janssen, welche Spielregeln gelten aktuell für die Ferkelkastration in den Niederlanden?
Janssen: In den Niederlanden ist die betäubungslose Kastration bereits seit mehreren Jahren verboten. Seit 2009 kastrieren die niederländischen Ferkelerzeuger Jungeber unter CO2-Narkose. Und seit diesem Jahr müssen die Landwirte den Ferkeln nach der Kastration zusätzlich ein schmerzstillendes Mittel verabreichen. In den Niederlanden sind dafür zwei Schmerzmittel zugelassen. Die Landwirte müssen den Einsatz des Narkosegases mittels Verbrauchszähler am Kastrationswagen belegen. Der Verbrauch des Schmerzmittels muss mittels Arzneimittelbuch und Tierärzterechnung nachgewiesen werden.
Warum fiel die Entscheidung für die CO2-Narkose?
Janssen: Bevor wir in den Niederlanden mit der Kastration unter Narkose starteten, haben wir viel geforscht, um die beste Methode zu finden. Die Aussage der Forscher war und ist, dass es keine eindeutig beste Methode gibt. Bei jedem Verfahren gibt es etwas zu kritisieren. Wir haben uns schließlich für CO2 entschieden, da z.B. das Narkosegas Isofluran bei uns nicht zugelassen ist. Die Entscheidung für CO2 haben wir von Anfang an gemeinsam mit den Partnern aus der Wertschöpfungskette – Schlachthöfe, Fleischverarbeiter, Tierschützer, Supermärkte – getroffen. Auch das Landwirtschaftsministerium trägt die Entscheidung mit und stellt Fördermittel zur Verfügung.
Wie hoch ist der Anteil betäubt kastrierter Ferkel?
Janssen: Derzeit werden etwa 43 % der männlichen Ferkel kastriert. Das entspricht etwa 10,5 Mio. Schweinen jährlich. Die übrigen rund 57 % werden als intakte Eber gemästet.
Mit welchen Kastrationskosten kalkulieren Sie in den Niederlanden?
Janssen: Die Kosten für die Kastration unter Betäubung betragen 0,71 € pro männlichem Ferkel. In kleineren Betrieben mit maximal 200 Sauen liegen die Kosten um etwa 0,08 € pro Ferkel höher. Das liegt zum einen an den höheren Investitionskosten, zum anderen an den höheren Arbeitskosten. Insbesondere die Rüstkosten schlagen hier stärker zu Buche.
Deutsche Sauenhalter verlangen, dass Ferkel, die aus dem Ausland ins QS-System geliefert werden, mit Narkoseverfahren betäubt sein müssen, die in Deutschland zugelassenen sind (Isofluran- und Injektionsnarkose). Wie beurteilen Sie diese Forderung?
Janssen: Ich verstehe die Forderung, auch deutsche Ferkelerzeuger wollen ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern. Vielen niederländischen Sauenhaltern geht es nicht anders. Am Ende entscheidend ist aber, dass wir faire Wettbewerbsbedingungen bekommen. Ich plädiere dafür, dass wir die Kastrationsmethoden des jeweils anderen Landes gegenseitig anerkennen und respektieren. Denn bei beiden Verfahren werden die Ferkel betäubt und schmerzbehandelt. Die einzigen beiden Unterschiede sind die Auswahl des Narkosemittels und die Kosten. Ich denke, dass wir gut beraten sind, wenn wir bei der Erforschung und Weiterentwicklung der Kastrationsmethoden stärker zusammenarbeiten. Auch bei der Vermarktung von unterschiedlich kastrierten Ferkeln können wir uns gegenseitig unterstützen. Wir sind Kollegen, keine Konkurrenten!
QS will eine Positivliste mit zugelassenen Verfahren erstellen. Was halten Sie davon?
Janssen: Wenn QS verschiedene Narkoseverfahren auf die Liste setzt, spricht nichts dagegen. Wie bereits gesagt, es gibt mehrere Verfahren, die alle Vor- und Nachteile haben. Es gibt kein eindeutig ideales System für die Ferkelkastration.
Werden Sie rechtlich dagegen vorgehen, wenn holländische Ferkel nicht mehr ins QS-System geliefert werden dürften?
Janssen: Ich möchte nicht, dass es so weit kommt. Ich glaube, dass es deutschen und niederländischen Schweinezüchtern nicht hilft, wenn wir unsere Märkte gegenseitig abschotten und uns gegenseitig die Schuld geben. Wir sollten gemeinsam an Lösungen arbeiten.
von Günter Schanné
Inhalationsnarkose
CO2 ist bei uns als Narkotikum für Ferkel 1. nicht zugelassen und 2. auf dem deutschen Tierarzneimittelmarkt nicht verfügbar. Was es nicht gibt und arzneimittelrechtlich nicht zugelassen ist, kann auch nicht anerkannt werden. Halothan ist offenbar auf dem niederländischen ... mehr anzeigen Arzneimittelmarkt nicht verfügbar und in den NL nicht zugelassen. Tierfreundlichstes Mittel der Wahl ist die Immunokastration. Der Impfstoff besitzt eine europäische Arzneimittelzulassung. Im übrigen setzt unsere Regierung um, was die Gesellschaft fordert: Schutz unserer Mitgeschöpfe vor den gefühllosen Bauern weniger anzeigen
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von Erwin Schmidbauer
Umsetzen
Ich fände es aber wesentlich besser, wenn Schlachtbetriebe, LEH und Verbraucher ihre Forderungen nach dem Schutz unsere Mitgeschöpfe in der Realität umsetzen würden. Und nicht nur die Politik.
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von Karlheinz Gruber
Entweder gleiche Mittel
oder gar nicht. IN der Tierhaltung wie im Pflanzenbau. nur so kann verzerrender Wettbewerb verhindert werden. Wer nicht nach deutschen Standards produziert hat halt dann das nachsehen. Sonst haben wir es, und da habe ich dann ein Problem, daß ich nicht haben will
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von Eckard Wendt
CO2-Betäubung ist auch bei der Kastration Tierquälerei!
Winnie Bürger empfehle ich, bei der Anwendung von Isofluran zuzuschauenund sich Videos von der CO2-Betäubung anzusehen. Anschließend, da bin ich mir sicher, wird es einen Rückzieher geben. Isofluran ist ein umwelt- und gesundheitsschädigendes Gas, aber durch technische Vorkehrungen ... mehr anzeigen wurde die Gefahr inzwischen marginalisiert! Die vernünftigste Methode ist die Immunokastration, die allerdings von EDEKA aus unerfindlichen Gründen abgelehnt und von einigen Unwissenden als hormonelle Kastration verteufelt wird. weniger anzeigen
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von Heinrich Albo
Isofluran
macht die Ferkel bewegungsunfähig....beim CO2 werden sie fast erstickt und danach wiederbelebt... Wie gesagt..ist alles eine echte Qual für Tier und Mensch ....dank unserer unfähigen Tierschützer, Medien und Politik!!!
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von Winnie Bürger
EU-Standard
War es nicht einmal das Ziel einer Europäischen Union, gemeinsame Standards, einen gemeinsamen Markt zu schaffen? Viel ist in der Richtung leider nicht zu verzeichnen, dabei wäre es eine Grundvoraussetzung um gegenseitiges Konkurrieren überflüssig zu machen. Die Niederlande ... mehr anzeigen erkennen Isofluran nicht an. Deutschland aber doch - und schon haben wir den Konflikt. Dabei sollte man sich auch mal fragen, warum NL gegen Isofluran ist. Weil es durch das Abatmen der Ferkel seine toxische Wirkung auf alle im Stall befindlichen Menschen ungestört entfalten kann? (Da helfen die Sicherheitsvorrichtungen an den Geräten auch nichts.) Weil es ein Treibhausgas ist? Weil es eine ungemein stressige Prozedur für die Tiere darstellt? Oder all das zusammen? Gäbe es gemeinsame Standards wäre Isofluran vermutlich stärker hinterfragt worden, was für die Gesundheit der Landwirte und ihrer Familien nicht verkehrt gewesen wäre! weniger anzeigen
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von Gregor Grosse-Kock
Narkose
Das gleiche Mittel wird bei Säuglingen und Kindern angewandt - weil es mehr Vorteile als Nachteile hat!!!! Klimaschutz - wenn Wir so weiter schwetzen sind wir alle Opfer und Verlierer unserer Diskussion! Politiker haben uns diese Halbwahrheiten aufgetischt und Wir können uns dran ... mehr anzeigen abarbeiten - Politik arbeitet gegen Uns und macht uns das Leben schwer - Wir Alle sollten nicht diese Blödsinns Argumente benutzen!!!! weniger anzeigen
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von Heinrich Albo
Alles was in den Niederlanden zugelassen ist
wir hier auch erlaubt.... gefällt mir gut :-) So lange unsere deutsche Regierung nicht kapiert dass wir mindestens einheitliche Standards in der EU brauchen,darf QS die Co2 Ferkel nicht anerkennen ! Schweine/Fleisch muss für den Verbraucher dann eben knapper und teurer werden.Der ... mehr anzeigen Strukturwandel ist durch diese schwachsinnige Politik ohne jeden Vorteil für Mensch und Tier,eh schon im vollen Gange. weniger anzeigen
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von Heinz-Josef Elpers
Gegenseitige Anerkennung
Dann sollten die Holländer es anerkennen, das wir solche Ferkel nicht brauchen!
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von Christoph Blankenburg
Nicht brauchen...
... oder nicht wollen? Egal wie wir es drehen oder wenden, die Politik unserer Regierung führt zu massiven Verwerfungen in der Schweinebranche und das dürfte in eine gesellschaftlich keineswegs gewollte Richtung gehen.
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