Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will dem Handel künftig besonders günstige Lockvogelangebote für Fleisch verbieten. Sie habe die Frage eines Preiswerbeverbotes für Fleisch im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) umfassend juristisch prüfen lassen, schreibt sie in einem Brief an Justizministerin Christine Lambrecht (SPD), der top agrar vorliegt. „Ich bin der Auffassung, dass hier ausreichende Gründe vorliegen, ein solches Werbeverbot zu rechtfertigen“, schreibt Klöckner weiter. Ein solches Verbot sei „sicherlich geeignet und auch erforderlich“, um reißerische Werbung für Fleisch als Lockvogelangebot zu unterbinden.
Vergleich mit Verkaufsverbot unter Einstandspreis
Klöckner vergleicht in dem Brief die Situation mit dem Verbot des Anbietens von Waren unter Einstandspreis, dass die Bundesregierung 2007 eingeführt hatte. Auch damals hätte es einen Konkurrenzkampf der großen Handelsunternehmen mit einem zum Teil ruinösen Preiswettbewerb gegeben, argumentiert Klöckner. Auch damals habe der Gesetzgeber in die Preisgestaltung bei Lebensmitteln und damit in den freien Wettbewerb eingegriffen, um höhere politische Ziele zu erreichen. 13 Jahre nach Inkrafttreten dieses Gesetzes habe die ethische Debatte um Lebensmittel und um Fleisch im Besonderen „noch einmal eine ganz andere Dimension“, so Klöckner.
Formulierung im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb
Die Landwirtschaftsministerin schlägt in dem Brief der Justizministerin vor, das Werbeverbot für Fleischpreise im "Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb" (UWG) unter zu bringen und fügt gleich einen konkreten Formulierungsvorschlag an. "In der Kommunikation für Werbe- und Marketingzwecke des Einzelhandels gegenüber dem Verbraucher gemäß § 13 Bürgerliches Gesetzbuch ist eine Preisangabe für Fleisch im Sinne von Anhang I der Verordnung (EU) Nr. 853/2004 verboten", lautet Klöckners Formulierungshilfe.
Beitrag zur Neuausrichtung der Tierhaltung
Klöckner betont in ihrem Brief, dass sie damit auch die Wertschätzung für das Lebensmittel Fleisch erhöhen will. „Es wäre ein wichtiger Beitrag zur Neuausrichtung der Tierhaltung, Fleischverarbeitung und Fleischvermarktung in Deutschland“, schreibt sie. Die Initiative schließt sich an, an die Debatten um die Borchert-Vorschläge zum Umbau der Tierhaltung mit Tierwohlkennzeichen und Tierwohlabgabe und das von der Bundesregierung vorgelegte Werkvertragverbot für die Fleischindustrie.
Wieviel Unterstützung im Bundestag?
Der Unterstützung aus dem Bundestag ist sich Klöckner dabei wohl sicher. Es gebe im parlamentarischen Raum Bereitschaft, den Weg eines Preiswerbeverbotes zu gehen, schreibt sie an Lambrecht. Damit knüpft Klöckner wohl daran an, dass Politiker unterschiedlicher Fraktionen insbesondere in den sozialen Medien mittlerweile regelmäßig Supermarktprospekte mit billiger Fleischwerbung posten. Im Mai hatte außerdem Unions-Fraktionsvize Georg Nüßlein (CSU) bereits offiziell ein solches Werbeverbot gefordert. Sein Fraktionskollege Max Straubinger (CSU) äußerte sich nun aber auf Klöckners Vorschlag empört: „Ein Werbeverbot würde bedeuten, dass Fleisch mit Tabak gleichgestellt wird“, sagte er dem Münchener Merkur. Das könne nicht im Sinne der Landwirte sein – Marktschwankungen seien üblich, und gerade bei Fleisch sei die Nachfrage nach Teilstücken je nach Saison unterschiedlich. Bauern bräuchten Preiswerbungen, um auf die schwankende Nachfrage reagieren zu können, so Straubinger.
Bauernverband hält stärkere Position der Bauern für wichtiger
Grundsätzlich lobt der Bauernverband zunächst Klöckners Idee. „Das kann auch ein Baustein dafür sein, mehr Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel zu erreichen“, sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV). „Die häufig zu sehende Ramschpreiskultur ist im Grunde ein Armutszeugnis für Handel und Verbraucher – und das gilt nicht nur für Fleisch, sondern auch für alle anderen Lebensmittel“, so Krüsken. Dennoch bewertet Krüsken den Vorstoß als „schwieriges Gelände“. Daher hält er es für wichtiger, im ersten Schritt gesetzliche Maßnahmen gegen unlautere Handelspraktiken umzusetzen und die Position der Erzeuger in der Vermarktungskette zu stärken. „Auch kommt es aus Sicht der Landwirte weniger auf die Verbraucher- sondern auf die Erzeugerpreise an“, sagte Krüsken gegenüber top agrar.
Handelsverband erhebt verfassungsrechtliche Bedenken
Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisiert die Pläne derweil scharf: "Ein Preiswerbeverbot für Fleisch ist nicht geeignet, die von Frau Bundesministerin Klöckner beabsichtigen Ziele zu erreichen. Es wird weder die Lebensmittelsicherheit, die Tierhaltung noch die Wertschätzung der Verbraucher gegenüber diesem Produkt verbessern", sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser der Lebensmittelzeitung (LZ). Ein Preiswerbeverbot sei verfassungsrechtlich bedenklich und würde den Wettbewerb empfindlich beschränken. Insgesamt gehe die Kritik an "unmoralisch niedrigen Preisen" in die "völlig falsche Richtung" und zeige "wenig Verständnis für die Funktionsweise einer freiheitlichen Marktordnung", so Sanktjohanser.
von Rosi Brase
Fleisch raus aus Supermärkten!
Supermärkte verdienen ihr großes Geld mit ganz anderen Sachen und können das Billigfleisch mehr oder weniger als Zugabe anbieten. Hier liegt der Hase im Pfeffer! Diese Riesengrillpakete im Sommer für 2,99 € sind einfach nur schlimm!!! Es sind schließlich mal Lebewesen gewesen, ... mehr anzeigen die da mit Füßen getreten und den Kunden förmlich aufgedrängt werden, weil - siehe oben - das Fleisch sonst zu alt wird! Gibt es weniger Fleisch, wird auch weniger gegessen! Importe würde ich als allererstes verbieten ... weniger anzeigen
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von Guido Müller
Wusste nicht,
dass Frau Klöckner lange in der Sonne stand. Müssen wohl Trockenschäden sein. Solche realitätsfernen Träume können nur einer Person entstammen, die nicht ausgelastet ist.
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von Jürgen Greiner
Einstandspreise auf Basis Vollkosten besser als Preiswerbeverbot
Seit 2007 darf nicht mehr unter 'Dumping'-Einstandspreis verkauft werden. Mehr Wertschätzung für unsere Tiere und die harte Arbeit der Bauern gibt es nur, wenn die Einstandspreise des Handels mindestens den betriebswirtschaftlichen Vollkosten der jeweiligen Lieferkette zuzüglich ... mehr anzeigen externer Kosten entsprechen. Alles andere ist Augenwischerei und nicht nachhaltig. Erreicht werden kann dies durch Zulassung von Branchenverträgen und Verteuerung der Importe um GATT-konformer Nachhaltigkeitsumlagen zum Kostenausgleich unterschiedlicher Standards im In- und Ausland. weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Gleichzeitig
dürfen Exporte nicht die Preise im Ausland drücken.
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von Kirsten Wosnitza
Warum der Handel?
Vertragspartner für die Landwirte sind die Schlachtereien....
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von Eckard Wendt
Schlachttiere icht nur abliefern...
Solange Schlachttiere nur abgeliefert werden, sind die Abgebenden auf Gedeih und Verderb den Groß-Schlachtereien erbarmungslos ausgeliefert. Deshalb schlage ich vor, die "Ware Tier" zu bündeln ... aber so, daß nicht noch mehr Leute an den Mästern verdienen. Deshalb die Einkommen der ... mehr anzeigen Bündler an die Erlöse im Sinne von Gewinn- bzw. Verlustkopplung anpassen. Zur Erinnerung: Als die Milchpreise im Keller waren, blieben die Einkommen der Geschäftsführer der Molkereien weiter auf hohem Niveau und die Milchviehhalter guckten in die Röhre. weniger anzeigen
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von Markus Grehl
Machen!
Herr Wendt machen! Klugscheisser haben wir mehr als genug!
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von Rudolf Rößle
Ausfall
der großen Feste. Dort werden auch Angebote eingeholt und vom Ausland importiert.
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von Renke Renken
Einfach alle weniger produzieren,
kommt der Umwelt zu Gute, dem Preis , dem Tierwohl, der Arbeitszeitbelastung, der Verschwendung von Lebensmitteln, der CO² - Bilanz und der Nachhaltigkeit.
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von Gerhard Seeger
Richtig, Herr Renken,
bei Obst, Gemüse, Honig, Enten und Gänsen haben wir eine eigene Unterverorgung von 60 bis 80 Prozent und wie wir alle wissen sind in diesen Bereichen die Preise regelrecht explodiert, nicht zu vergessen ist die gute CO2 Bilanz für importierten Honig aus Mexico und Äpfel aus Neuseeland ... mehr anzeigen ... . Mit Ihrer Rechenkunst machen Sie jedem Milchmädchen Konkurrenz. weniger anzeigen
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von A.-Wolfram Schwarz
Diesen Automatismus gibt...
...es definitiv nicht. Beispielsweise beträgt der Selbstversorgungsgrad bei Fisch in Deutschland nur 25 % und dennoch ist der Preisdruck so enorm, dass sich die Speisefischerzeugung selten rechnet.
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von Harald Finzel
... und nächstes Jahr Preiswerbeverbot für Butter und übernächstes Jahr Preiswerbeverbot für Äpfel?
Ein Preiswerbeverbot für Fleisch mag ja auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen. Aber die Nachteile werden vor allem die Bauern treffen: Rückgängiger Fleischabsatz, mehr Preiskämpfe bei anderen Produkten wie Milchprodukte oder Obst. --- Viel nötiger wäre es stattdessen, den ... mehr anzeigen zahnlosen Tiger "Verkauf unter Einstandspreis" zu stärken: Wie kann es sein, dass das Pfund Butter für einen Euro verramscht wird? Wer bestimmt den "Einstandspreis" für das Kilo Rinderroulade, Hähnchenbrust oder Schweinefilet? weniger anzeigen
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von Helmut Bogendörfer
Nur die Werbung mit Preisangabe soll verboten werden
nicht die Werbung an sich.
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von Heinrich Albo
Was für ein Herumdoktern !
Selbst als Landwirt Frage ich...Was soll der Einzelhandel denn mit Fleisch machen was unbedingt verkauft werden muss weil es sonst zu alt wird ansonsten eine gute Qualität hat ?? Sollen sie es in den Müll werfen oder günstiger verkaufen?? Wir brauchen dringend EU einheitliche Standards ... mehr anzeigen und alle Importe die diesen nicht genügen gehören VERBOTEN ! Damit schützen wir den Verbraucher,die Tiere und den Landwirt ! Wenn Deutschland meint ständig die Vorreiterrolle spielen zu müssen exportieren wir unsere "Probleme" nur und werden uns in Europa NIE einig! weniger anzeigen
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von Heinrich-Bernhard Muenzebrock
Ramschware
Wir brauchen auch in Zukunft die Werbung für Fleisch, aber nicht mit Preisen unterhalb der Gürtellinie. Fleisch muss seinen Preis haben. Lockangebote mit Fleisch sind, nach meiner Meinung, pietätlos.
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von Andreas Gerner
Der Abschuss kam vom CSU Abgeordeten Max Straubinger: "Werbeverbot stellt Fleisch mit Tabak gleich"
Als ob es das gleiche wär, wenn man für das eine überhaupt keine Werbung machen darf und für das andere mit allem außer mit dem Angebotspreis... . . . . . . . . . Die dürfen ja weiter in die Prospekte drucken, welche besonderen Fleischerzeugnisse sie die Woche haben, dass es ... mehr anzeigen aus der Region kommt und wie lecker das ist usw. Nur halt keinen Preis nennen. . . . . . . Hätte man schon vor Jahren machen können. weniger anzeigen
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von Helmut Bogendörfer
Herr Gerner hat Recht
wenn überhaupt kommt es dem Handel mit Zootieren gleich, oder wer von Euch hat schon mal eine Anzeige gesehen "Diese Woche Wellensittiche zum Sensationspreis von ... Euro im Angebot". Das ist nämlich verboten. Dagegen ist es erlaubt damit zu werben das man Wellensittich handelt.
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von Gerd Uken
Was ist denn der Einstandspreis
Ist damit der Einkaufspreis gemeint? Im Moment wird Butter für unter 1 € angeboten! Der Rahmpreis liegt aber jetzt bei 4,40€/kg zumindest in den Niederlanden. Wäre es nicht besser einen Mindestpreis fest zu setzen? Je nachdem wie bei uns der Butterpreisxist dementsprechend wird ... mehr anzeigen auch Kerrygold angeboten- ist das noch keinem aufgefallen? Bei Fleisch dürfte es so ähnlich sein. weniger anzeigen
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