Die desolate Situation an den Vieh- und Fleischmärkten wird in Rheinland-Pfalz durch die politischen Rahmenbedingungen im Land verschärft. Der Landesmarktverband für Vieh- und Fleisch Rheinland-Pfalz e.V. (LMV) hat sich daher an Ministerpräsidentin Malu Dreyer gewandt und gefordert, diese existenzbedrohenden Wettbewerbsnachteile abzustellen, bevor es zu spät ist.
Gespräche mit den Spitzen der zuständigen Ministerien – die lange eingefordert wurden und erst nach einem öffentlichen Hilferuf zustande kamen – waren laut dem LMV ohne konstruktive Ergebnisse geblieben. Seit Jahren gehe sowohl die Zahl der Tierhalter, als auch die Zahl der Schlachtbetriebe in Rheinland-Pfalz kontinuierlich zurück. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Ausbruch der Afrikanischen Schweinpest in Brandenburg setze die Branche weiter unter Druck, schreibt der Verband.
Innerhalb weniger Tage seien die Preise für Schweinefleisch um rund ein Drittel und für Ferkel sogar um fast zwei Drittel gefallen. Für Kälber gibt es in diesen Tagen in vielen Fällen überhaupt keine Preisnotierung – sofern die Tiere überhaupt noch auf den Höfen abgeholt werden.
Politische Fehlentscheidungen schuld
Die rheinland-pfälzischen Betriebe der Vieh- und Fleischwirtschaft sind nach eigener Aussage von dieser Entwicklung besonders betroffen, da sie im bundesweiten Vergleich deutlich höhere Kosten zu stemmen haben. Diese seien laut LMV vor allem das Ergebnis mangelnder Unterstützung des Landes und politischer Fehlentscheidungen.
Besonders die horrenden Fleischbeschaugebühren, die in bestimmten Regionen den Verkaufswert eines Tieres übersteigen können, und die Kostenexplosion bei der Tierkörperbeseitigung sind aus Sicht des LMV vollkommen inakzeptabel. Auch würden in nahezu allen Bundesländern Untersuchungskosten für diverse Krankheiten ganz oder zu einem großen Teil durch die öffentliche Hand finanziert, nicht aber in Rheinland-Pfalz. Dies führe zu einer finanziellen Mehrbelastung der Tierseuchenkasse und damit auch der beitragszahlenden Tierhalter.
Das Argument, dass Wettbewerbsnachteile auch aus den kleinen Strukturen in Rheinland-Pfalz resultieren, lässt der LMV nicht gelten. Diese Art der Viehhaltung sei aus politischer und gesellschaftlicher Sicht gewünscht und deshalb erst recht unterstützenswert. Dasselbe gelte für die hiesigen Schlachtunternehmen. Viehhaltung, Schlachtung und Verarbeitung verlagere sich in Deutschland immer weiter in die viehintensiven Regionen.
Eine Entwicklung, die so nicht gewollt sein kann und der alle Beteiligten entgegenwirken müssen, meint der Verband. Der Anteil rheinland-pfälzischer Schweine am bundesweiten Schweinebestand beträgt bereits heute nur noch 0,6 %, der Anteil der Rinder 2,8 %. Der Selbstversorgungsgrad ist entsprechend niedrig, was auch nicht im Sinne der Verbraucher sei, die regional erzeugte Lebensmittel immer mehr zu schätzen wissen.
Die rheinland-pfälzische Vieh- und Fleischwirtschaft müsse wettbewerbsfähig arbeiten, um weiterhin bestehen zu können, heißt es in dem Brief weiter. Es sei daher mehr als überfällig, die Rahmenbedingungen zukunftsorientiert auszugestalten.
Die betroffenen Verbände und Unternehmen fordern dringend die Ergreifung notwendiger Maßnahmen, um zu verhindern, dass auch noch die restlichen verbliebenen Marktanteile unwiederbringlich verloren gehen. Die Unterzeichner des Briefes hoffen, dass Dreyer ihre Anliegen aufgreift und zeitnah innerhalb der Landesregierung und gemeinsam mit ihnen nach zwingend notwendigen Lösungen sucht.