Kurz nach dem „Hilferuf“ der Agrarverbände an den Bundestag, die Vorschläge der Borchert-Kommission für die Tierhaltung umzusetzen, diskutierten am Dienstagnachmittag auch die Mitglieder des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (AEF) über die Zukunft der deutschen Nutztierhaltung. Per Videokonferenz stellte der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert die erarbeiteten Vorschläge seiner Kommission vor. Moderiert wurde die Veranstaltung durch top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann.
Bochert appellierte an die rund 80 teilnehmenden Mitglieder des AEF, dass der vorgeschlagene Weg der Kommission für die Landwirtschaft erfolgreicher und besser sei, als weiterer Urteile abzuwarten und dann durch das Ordnungsrecht gezwungen zu werden, die Nutztierhaltung in kurzer Zeit umzustellen. „Ich werde weiter dafür werben, dass die Landwirtschaft die Empfehlungen mitträgt“, stellte Borchert klar. Man müsse sich die entscheidende Frage stellen, was passiere wenn die Verordnung nicht umgesetzt wird: „Dann sind die Auswirkungen für alle Betroffenen sehr viel dramatischer als für die Veränderungen für die wir plädieren“, so der Leiter der Kommission.
Wenn nichts unternommen wird, werde die Nutztierhaltung in Deutschland zurückgehen. In den anderen europäischen Ländern wird dafür die Tierhaltung ohne Rücksicht auf eine artgerechte Haltung weiter ausgebaut werden. „Das kann nicht das Ziel der deutschen Agrarpolitik sein“, ist sich Borchert sicher. „Wenn wir artgerechte Tierhaltung und Tierwohl wollen, dann müssen wir mit öffentlichen Geld das öffentliche Gut Tierwohl finanzieren.“
„Es braucht den Druck der Betroffenen“
Es seien mehr Diskussionen innerhalb des Berufsstandes nötig, um die Vorschläge weiter zu vertreten. Es sei wichtig, alle Abgeordneten mitzunehmen. Wenn die Tierhalter von dem Weg überzeugt sind, sollten diese mit ihren Abgeordneten Vorort sprechen und sagen „wir erwarten von Euch, dass Ihr Euch für die Umstellung dieser Empfehlung einsetzt“.
Es brauche ein Gesellschaftsvertrag und eine Versöhnung mit der Gesellschaft mit einem ambitionierten Konzept .
Vertrag sorgt für Planungssicherheit
Der Leiter der Kommission möchte Tierhaltern die Skepsis nehmen und versichert, dass sich die Landwirte auf den Staat verlassen können. Die Bauern sollen einen Vertrag erhalten, mit der die Investitions- und Produktionsprämie abgesichert wird. Ein solches Übereinkommen schaffe Investitionssicherheit und steigere die Bereitschaft die Nutztierhaltung bereitzustellen. Borchert kenne zudem keinen Fall, wo der Staat Verträge, die er abgeschlossen hat, nicht eingehalten habe.
Vor- und nachgelagerte Bereiche einbeziehen
Von dem AEF-Vorsitzenden Uwe Bartels und aus den Reihen der Mitglieder kam der Apell, dass bei der ganzen Umstellung der vor- und nachgelagerte Bereich nicht vergessen werden dürfe. Es bestehe die Gefahr, dass diese Industrie aus Deutschland abwandere. Bei der aktuellen Produktionskostenstruktur sei beispielsweise die deutsche Geflügelware schon jetzt nicht mehr wettbewerbsfähig. „Ich warne davor, dass die Handelsketten wieder dazu übergehen, nur noch alibimäßig die Stufe 2 zu listen und die meiste Ware aus dem Ausland bezieht“, so Peter Wesjohann. Auch Bartels äußerte Sorgen für die tierreiche Region des Oldenburger Münsterlandes: „Wenn die Tierzahl reduziert wird, hat das massive Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette der vor- und nachgelagerten Bereiche. Die Nachfrage und die Arbeit wird zurückgehen und das kann zu einer massiven Veränderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen führen.“
Preisaufschlag ist Verbrauchern zumutbar
Die aktuelle Corona-Situation sei für die Vorschläge des Kompetenzteams sowohl Rücken- als auch Gegenwind. Es sei in den letzten Wochen klar geworden, dass die deutsche Gesellschaft einen gewissen Grad an Selbstversorgung brauche. Es komme jedoch auch das Argument, man könne in der Coronakrise von den Verbrauchern keine 3, 6 Mrd. € durch Abgaben auf tierische Lebensmittel verlangen. Daher sollen die 3, 6 Mrd. € erst am Ende der Umstellungsperiode anfallen. Unter der Voraussetzung, dass sich die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen in Europa nicht verändern.
Der Preisaufschlag von 40 ct pro kg Fleisch, 2 ct pro l Milch bzw. Ei und 15 ct pro kg Käse oder Butter sei dem Verbraucher zumutbar. Die Preisschwankungen am Lebensmittel-Markt habe durch die Schweinepest in China zu größeren Veränderungen geführt, als die Belastung pro kg Fleisch, die die Kommission vorschlägt. Das Volumen der Tierwohlabgabe reiche aus, um die Umstellung der Nutztierhaltung zu finanzieren.
Die Borchert-Kommission empfiehlt einen grundlegenden, langfristigen Umbau zu mehr Tierwohl und Umweltschutz. Hier lesen sie alle Details zum Konzept.
von Martin Schmidt
Die schlechteste Lösung
Wenn wir „gutes Fleisch“ wollen, müssen wir dem unter anderen Bedingungen produziertem Fleisch den Marktzugang verwehren. Ablasshandel war in vorreformatorischen Zeiten.
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von Michael Ströhl
Ich bin nicht überzeugt....
Wenn schon, dann bräuchte es eine Steuer für hochverarbeitete Produkte. In diesen Produkten steckt viel Industrie und wenig Lebensmittel. Mit der Fleischsteuer geht man genau den umgekehrten Weg und stellt diese Industrieware sogar noch besser. Den Handel freut´s, mit Veggie und Vegan ... mehr anzeigen sind eh bessere Margen zu erzielen. Wenn man Tierwohl fördern will, braucht man nur an alle Importe nach D die gleichen Haltungs- und Umweltauflagen knüpfen, wie für die einheimische Produktion. Dann würde sich alles regeln. Abgesehen davon, wie lange wird diese Prämie akzeptiert? Wir erleben doch gerade bei den Flächenprämien, dass unsere Umweltleistungen und Produktionsmethoden für selbstverständlich gehalten werden. Genauso wird es uns hier auch wieder ergehen. Mich überzeugt der Plan jedenfalls nicht. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Lars Henken
Billig wird gekauft
Der Verbraucher will keinen Preisaufschlag, er wird weiter billig kaufen. Jede zusätzliche Auflage und Einschränkung wird kostenmäßig bei Tierhalter hängen bleiben und wenn wir nicht mehr billig genug können, dann wird halt importiert. Warum baut Tönjes denn wie bekloppt ... mehr anzeigen Schweineställe in Russland? Wir sind dabei unsere Landwirtschaft und Tierhaltung im Namen der "guten Ideologie" kaputtzumachen. In der Corona-Krise hat man uns noch erzählt wie systemrelevant wir sind und jetzt wird man uns wieder ohne Schaum rasieren, wie in der Vergangenheit auch. Das Consumer-Citizen-Gap wird nicht verschwinden und da wir ein exportorientiertes Land sind, werden wir den Import von Lebensmittel ausbauen, damit die Länder, die unsere Industrieprodukte und Autos kaufen sollen, auch zu ihrem recht kommen. weniger anzeigen
Das meinen unsere Leser
von Stephanie Winhard
Der Verbraucher will billig,
das entscheidet er tagtäglich frei an der Supermarktkasse. Der Handel will verdienen, also gibt er dem Käufer, was dieser will. Und wenn es billig in Deutschland nicht mehr gibt, holt man es halt woanders her. Die ganze Gesetzeslücken-Grauzonen-Trickserei ermöglicht es dem Endkunden ... mehr anzeigen auch nicht, am Preis zu erkennen, ob er für ein Mehrgeld auch einen Mehrwert erhält oder nur die Taschen des Handels mehr füllt. Der Direkteinkauf beim Bauern des Vertrauens mit Einblick in die Haltung wird immer eine Nische bleiben. weniger anzeigen
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von Lars Henken
Billig wird gekauft
Der Verbraucher will keinen Preisaufschlag, er wird weiter billig kaufen. Jede zusätzliche Auflage und Einschränkung wird kostenmäßig bei Tierhalter hängen bleiben und wenn wir nicht mehr billig genug können, dann wird halt importiert. Warum baut Tönjes denn wie bekloppt ... mehr anzeigen Schweineställe in Russland? Wir sind dabei unsere Landwirtschaft und Tierhaltung im Namen der "guten Ideologie" kaputtzumachen. In der Corona-Krise hat man uns noch erzählt wie systemrelevant wir sind und jetzt wird man uns wieder ohne Schaum rasieren, wie in der Vergangenheit auch. Das Consumer-Citizen-Gap wird nicht verschwinden und da wir ein exportorientiertes Land sind, werden wir den Import von Lebensmittel ausbauen, damit die Länder, die unsere Industrieprodukte und Autos kaufen sollen, auch zu ihrem recht kommen. weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Es gibt
nur zwei Möglichkeiten. Erstere ist die satte Bezuschussung von voluminösen Bauten um die Festkosten massiv drücken zu können oder durch Label gesicherte Mindestpreise der Erzeugerprodukte. Bei beiden Varianten wird eine gute Kalkulation nötig sein und es muss klar sein, dass der ... mehr anzeigen Fortbestand durch Arbeitskräfte gesichert ist. weniger anzeigen
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von Gerhard Steffek
3, 6 Milliarden Euro Preisaufschlag!!!
das könne man dem Verbraucher nicht zumuten. Aber so ca. 40 Mrd. € pro Jahr für "Flüchtlingshilfe", bzw. Beherbergung, mit all seinen weiteren Folgekosten bei Polizei, Medizin etc. das schon. Finde den Fehler! Verlogener geht es wohl nicht mehr? Hinzu kommen noch die Millionen für ... mehr anzeigen den Wolf, die Zerstörung der landwirtschaftlichen Strukturen und des gesellschaftlichen Friedens durch dessen Anfütterung und bedingungslosen Schutz. Der perfide Wahnsinn in unserem Land findet wohl keine Grenzen mehr, oder was? Nobel geht die Welt zugrunde, aber Hauptsache man hat seinen Spaß!!! weniger anzeigen
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von Wilhelm Grimm
Preisaufschlag
ist Verbrauchern zumutbar ? Ob die das auch so sehen ? Unsere Gesellschaft wird in den nächsten Jahren immer ärmer und für die kommenden Aufgaben des Staates wird viel mehr Geld benötigt.
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