Tag des Schweinehalters 2022

LBV Brandenburg: Schweinehalter haben Vertrauen in die Politik verloren

Die brandenburgischen Schweinehalter blicken derzeit pessimistisch auf die Branche. Für die Umsetzung von mehr Tierwohl fehlt es an politischem Rückhalt und Unterstützung.

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Die Schweinehalter in Brandenburg haben ihr Vertrauen in die Politik weitestgehend verloren. So lautet das Fazit des diesjährigen „Tag des Schweinehalters“, wie der Landesbauernverband Brandenburg in einer Pressemitteilung schreibt. Vor allem mangele es an Unterstützung beim Umbau der Schweinehaltung.

Politik verhindert regionale Schweinehaltung

„In einer Region, die nach EU-Maßgaben als ‚nicht besiedelt‘ gilt, ist es uns nicht gelungen, eine Genehmigung für einen Stallneubau für eine Bio-Sauenhaltung zu bekommen“, beklagte Landwirt Hans Heinrich Grünhagen aus Ostprignitz. „Der Wunsch nach regionaler Produktion vor Ort wird von der Politik gern propagiert, doch in der Umsetzung nicht ermöglicht.“

Auch Dorsten Höhne, Vorsitzender des LBV-Fachausschusses Tierhaltung und Tiergesundheit und Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Züllsdorf, sprach den politischen Entscheidungsträgern jedwedes Vertrauen ab. Höhne plant derzeit einen neuen Schweinestall auf Stroh und mit Außenbereich, wird aber ebenfalls durch fehlende politische Maßgaben für einen Tierwohlstall ausgebremst.

Schweinebestand alarmierend gering

Höhne forderte das Land Brandenburg deshalb auf, sich endlich mit der eigenen Nutztierhaltung zu identifizieren. Denn der Schweinebesatz von 48 Tieren pro 100 Hektar bzw. 0,04 Großvieheinheiten (GVE) pro ha sei bereits alarmierend gering. Als Richtwerte für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft gelten jedoch 1 bis 2 GVE. Für den Umbau und die Weiterentwicklung der Tierhaltung brauche es zudem wirtschaftlich tragfähige Konzepte der Politik für alle Unternehmensformen und für die bereits bestehenden Stallanlagen in der Schweinehaltung, betonte der Landwirt.

Ulrich Böhm, agrarpolitischer Referent des LBV Brandenburg kritisierte außerdem, dass es derzeit kein einziges Förderprogramm des Landes Brandenburg gäbe, das den Schweinehaltern eine nennenswerte Perspektive für größere Investitionen in ihre Haltungen anbietet. Außerdem sei es bislang nicht gelungen, Stallumbau- oder Neubauten für mehr Tierwohl sowohl mit dem Bau- und Umweltrecht und als auch mit den Vorgaben eines Investitionsförderantrags in Einklag zu bringen.

Sinkende Nachfrage nach Schweinefleisch

Der „Tag des Schweinehalters“ 2022 stand laut dem LBV auch im Zeichen krisenbedingter Kostensteigerungen und der tendenziell sinkenden Nachfrage nach Schweinefleisch. „Verarbeiter und Vermarkter sind genauso von der Krise betroffen“, betont Kai Rückewold, Geschäftsführer von pro agro e.V. – Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin. Sein Bericht zur Etablierung des Brandenburger Regionalsiegels „Gesicherte Qualität Brandenburg“ im Bereich Schweinefleisch verdeutlichte, dass eine funktionierende regionale Wertschöpfungskette politisch-gesellschaftlichen Rückhalt braucht.