Wir sprachen mit ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack über das Entgegenkommen des LEH nach den Bauernprotesten.
Erst Lidl, jetzt Rewe: Der LEH erhöht die Verkaufspreise für Schweinefleisch und will das Geld an die Bauern weiterleiten. Wieso ist der Handel auf einmal gesprächsbereit?
Staack: Es sind mehrere Dinge, warum der LEH plötzlich Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Zum einen sind es der anhaltende Schweinestau und der Vorwurf, dass der Handel derzeit richtig Marge macht. Zum anderen ist es die Umsetzung der UTP-Richtlinie – also der Richtlinie gegen unfaire Handelspraktiken.
Mit ihrem Vorstoß hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Handel unter Druck gesetzt, er muss jetzt den Umgang mit seinen Lieferanten überprüfen. Mit dem Brief des LEH an Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem man sich sehr hochmütig darstellt, hat der Handel dann ein klassisches Eigentor geschossen. Die Art und Weise, wie man sich beschwert hat, hat eine Lawine an Protesten und Blockaden ausgelöst. Die Folgen spürt der Handel jetzt.
Jetzt vor Weihnachten macht der Handel Kasse, da kann er sich keine Blockade durch die Bauern leisten. Kassiert der LEH das Angebot womöglich schon im Januar wieder ein?
Staack: Derzeit beobachten wir, dass der Handel versucht, möglichst schnell auf „Business as usual“ umzuschalten. Man will die Lage tatsächlich schnellstmöglich beruhigen und macht deshalb Angebote an die Bauern. Unterstützt wird das Ganze durch großformatige Anzeigen in Tageszeitungen mit dem Tenor „Wir haben verstanden“. Davon sollten sich die Bauern nicht täuschen lassen. Jetzt gilt es, das Thema weiter „zu reiten“, die Bauern müssen am Ball bleiben und den Druck aufrechterhalten.
Was glauben Sie, welche Discounter bzw. Händler noch nachziehen werden?
Staack: Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, wenn einer vorangeht, dann ziehen alle anderen nach. Bestes Beispiel dafür war die Haltungsform-Kennzeichnung bei Frischfleisch. Hier hat zunächst auch Lidl vorgelegt. Anschließend haben alle anderen nachgezogen.
Was passiert, wenn der Rest des LEH „stur“ bleibt?
Staack: Dazu wird es nicht kommen. Denn auch Aldi Nord und Aldi Süd haben sich bereits zu den UTP-Vorgaben bekannt. Allerdings fehlen noch konkrete Vorschläge für die Umsetzung. Bezeichnenderweise noch nichts gesagt haben diejenigen, die nach eigener Aussage Lebensmittel lieben – nämlich der Branchenprimus Edeka. Ich glaube aber, dass auch Edeka nachziehen wird. Denn es ist doch vollkommen klar, dass sich der ganze Ärger auf diejenigen konzentrieren wird, die jetzt kein Entgegenkommen zeigen. Das wird kein Lebensmitteleinzelhändler wollen.
Rewe teilt mit, dass man die Beschaffungspreise auf das Marktniveau vor dem Ausbruch der ASP Anfang September anheben wird. Auf welche Produkte bezieht sich das Angebot von Rewe und wie wirkt sich das für den Landwirt in Euro und Cent aus?
Staack: Auf welche Produkte sich Rewe und Penny beziehen, wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Und es ist auch nicht abwegig, dass die beiden Einzelhändler das derzeit selbst nicht genau wissen. Unbekannt sind auch die genauen Beschaffungspreise und damit auch die genaue Preiserhöhung, auf die sich der ganze Vorstoß bezieht. Wahrscheinlich ist, dass der finanzielle Effekt am Ende eher marginal ausfällt.
Der erste Preisknick kam bereits mit dem Ausbruch der Coronapandemie im Frühjahr. Müssten Rewe und Co. nicht fairerweise auf dieses Preisniveau zurückgehen? Immerhin sind die Landwirte bereits dadurch unverschuldet in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten!
Staack: Genau so muss man das sehen. Die Preissenkungen, die vor ASP bereits durch Corona aufgetreten sind, waren viel größer. Der Preisabsturz auf der Erzeugerseite beträgt seit Anfang der Corona-Pandemie rund 80 Cent je kg Schlachtgewicht. Das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland hat daran einen Anteil von rund 20 Cent. Der Rest – immerhin 60 Cent – ist durch Corona ausgelöste Marktturbulenzen verursacht worden.
Damit nicht genug: Die Lebensmitteleinzelhändler haben sogar doppelt von der durch Corona bedingten schwierigen Lage am Fleischmarkt profitiert. Zum einen sind die Erzeuger- und damit die Beschaffungspreise für die Händler dramatisch gefallen, die Verkaufspreise aber sogar gestiegen. Das heißt, die Marge des LEH ist viel größer geworden. Zum anderen sind auch die Verkaufsmengen beim Fleisch im LEH gestiegen, weil der Weg über den Außer-Haus-Verzehr weitgehend weggebrochen ist.
Lidl erhöht die Preise bei zehn Frischfleischprodukten um 1 € pro kg. Wie groß ist der Preiseffekt von Lidl’s Angebot für den Landwirt?
Staack: Es ist derzeit völlig unklar, wie viel Geld am Ende bei den einzelnen Landwirten ankommt. Denn statt bei ihrer Marge anzusetzen, schlägt Lidl den Preis einfach oben auf den Verkaufspreis drauf. Wenn die Verbraucher dann zur billigeren Konkurrenz wechseln, verpufft der Effekt ganz schnell. Hinzu kommt, dass es durch Preissteigerungen zu negativen Mengeneffekten kommen kann, sprich die Verkaufsmengen im Discount oder Supermarkt zurückgehen. Und das können wir aktuell gar nicht gebrauchen. Gerade in Zeiten des Schweinestaus, von Gastronomieschließungen und Exportsperren in Drittländer brauchen wir Mengenabsatz.
Die Händler fordern ihre Lieferanten auf, dass Geld zu 100 % an die Landwirte auszuzahlen. Wie kann das konkret geschehen?
Staack: Es ist wie immer: die Händler stellen ihre Lieferanten vor vollendete Tatsachen. Wie das Ganze konkret erfolgen soll, weiß derzeit keiner. Rewe schlägt vor, dass vertragliche Regelungen abgeschlossen werden, damit sichergestellt wird, dass das Geld auch bei den Landwirten ankommt. Lidl macht die Lieferanten verantwortlich, das irgendwie umzusetzen. Ob Sonderkonten gebildet werden und wie der Verteilungsschlüssel am Ende aussieht, ist nach unserem Kenntnisstand derzeit noch unklar. Einfach wird das bei dem Flickenteppich an Maßnahmen jedenfalls nicht. Hinzu kommt, dass man klären muss, wie auch die Ferkelerzeuger profitieren können.
Rewe betont, dass man auf die langfristige und nachhaltige Unterstützung der heimischen Landwirtschaft setzt. Lidl äußert sich ähnlich. Was muss der Handel jetzt tun, damit dieses Ziel am Ende auch erreicht wird?
Staack: Wenn man die heimische Landwirtschaft wirklich nachhaltig unterstützen will, dann muss man neben der Haltungsform-Kennzeichnung endlich auch flächendeckend eine eindeutige und transparente Herkunftskennzeichnung im Handel einführen. Denn nur wenn auf den tierischen Produkten klar ersichtlich ist, wo die Tiere geboren und erzeugt wurden, können sich die Verbraucher mit dem Kauf der Produkte gezielt zur heimischen Landwirtschaft bekennen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Herkunftskennzeichnung vollumfassend ist. Es kann doch nicht sein, dass für den LEH das Leben eines Schweines erst ab der Mast anfängt, nur weil dem LEH der Bereich der Ferkelerzeugung zu kompliziert und zu teuer ist.
Im Rahmen der Initiative Tierwohl sollte man zudem über einen Nämlichkeitsbonus nachdenken. Solch ein Bonus könnte gezahlt werden, wenn die Schweine durchgängig von der Geburt bis zur Schlachtung in Betrieben gehalten werden, die an der Initiative Tierwohl teilnehmen. Das wäre endlich ein klares Bekenntnis zur deutschen Ferkelerzeugung.
Einerseits lockt der Handel die Bauern, andererseits laufen derzeit wieder zahlreiche Aktionswochen für Fleisch. Gehören diese nicht endlich abgeschafft?
Staack: Bei allen Diskussionen um die preislichen Entwicklungen, es muss im LEH auch zukünftig Aktionswochen und Angebote geben dürfen. Das ist allein deshalb wichtig, um den Absatz von Schweinefleisch zu fördern. Gerade in schwierigen Marktphasen wie diesen und angesichts des Schweinestaus von ca. 700.000 Schweinen braucht man jede Verkaufsförderung dringender denn je! Was aber nicht geht, sind Angebote auf Ramschniveau. Das gehört verboten!
von Karlheinz Gruber
Herr Neve
das sehr geehrte erspare ich mir bei Ihrem sau blöden Kommentar, denn es trifft derzeit nicht auf Sie zu. Ich bin zwar nur ein kleiner Mäster. Und/ Aber ich habe bisher immer für Ihre Belange im Rinderbereich mit demonstriert. Bei den tiefen Milchpreisen war ich genau so mit Euch ... mehr anzeigen Kuhhaltern unterwegs und habe für Eure belange demonstriert. Als Zeichen der Zusammnengehörigkeit und Solidarität. Das was sie hier abziehen, ist nicht ohne. Eine reine Spaltung der LDW als Folge. Sie selber hätten auch schon sehen müssen/ können, wie gut der freie Schweinemarkt funktioniert. Wir haben schon lange davor gewarnt. Wenn Sie nicht fähig waren, dies aufzunehmen und zu verarbeiten ist das nicht das Problem der Mäster, sondern Ihr eigenes Versagen als Unternehmer. Und wenn Sie von 100 Euro Gewinn schreiben, so würde ich mal die Fach?zeitschrift von WWF, NGO, und anderen Hetzern auf seriöse wie BLW, Topagrar, Agrarheute, DLZ oder sonst wen wechseln. Sie haben anscheinend keine genauen Infos oder laufen wie der normale Ottoverbraucher blind irgendwelchen Zahlen her, was sie als Unternehmer definitiv disqualifiziert und als Hetzer entlarft. Aber ich dachte, als LDWler könnten sie Einnahmen von Gewinn auch unterscheiden. Wenn Sie für den Liter Milch 35 Cent erhalten, ist das aber jetzt für mich auch nur reiner Gewinn. Was jammern denn dann die Milchviehalter alle bei 35 Cent? Merken Sie was? Bei uns haben auch viele Betriebe die Tore geschlossen, nicht nur bei Ihnen. Ausschlaggebend sind immer die Auflagen die derzeit in diesem Bereich durchschlagen. und Sie als Tierhalter werden hoffentlich auch Getreidebau haben. Denn wenn Sie ein Gewerblicher sind, dann wäre ich dafür, vor Ihren Toren zu demonstrieren und diesen zu schließen. Denn (Achtung Provokation) viele Gewerbebetriebe haben uns durch den Flächenmangel mit Gülle ein Problem verursacht. Und viele Grünlandbetriebe haben für Ihre Wiesen jetzt auch Ausgleichszahlungen obwohl Gras keine internationale Handelsware ist und aber nun der Fairnis und nach langen Widerständen auch ausgeglichen wird. Sollen jetzt die Getreidebauern gegen die Kuhhalter demonstrieren, damit diese die Gelder für sich alleine haben? Herr Neve. Sie sind ein Spalter, ein Hetzer und haben anscheinend außer dem keine Ahnung was läuft, Sie frißt doch der Blanke Neid. Mit solchen Leuten und solchen Kommentaren ist die LDW bei uns definitiv den Untergang geweiht. Für Sie als Milchviehhalter werde ich bei der nächsten Demo für bessere Milchpreise nicht mehr dabei sein. Tschuldigung liebe Rinderbetriebe, aber solche Leute kotzen mich jetzt an. Ich fordere alle Kollegen auf solidarisch miteinander zu sein. Und nicht gegeneinander zu hetzen Egal wie/ was produziert wird, wir sind alle Landwirte im selben Boot. Auch und vor allem wenn die Not immer mehr wird. Aber solche Leute wie Neve, sind unser aller Untergang in Stürmischen Zeiten. Denn Sie zerstören die Gemeinschaft und alle sind dem Untergang geweiht. Also überlegen Sie sich Ihren ..... Kommentar und schreiben mal Tatsachen. Sonst sind sie schnell alleine im Haifischbecken..... weniger anzeigen
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von Gregor Grosse-Kock
Der Politik
Den Spiegel vorhalten! Es bräuchten nur Lebensmittelnimportrure zB in Hamburg ( Containerhafen) mit Ihrem Sortiment geprüft werden und der LeH u. schon wüssten wir das wir gegen die Chinesischen Produzenten nicht ankönnen! Es kommen auch Knackpunkt in Glas eingekocht - aber nie ... mehr anzeigen das Herkunftsland ausgelobt, wie bei Gemüse, Obst usw. Klöckner schläft nur. Ich würde sagen: Import - Stopp, oder Schweinefleisch!!! weniger anzeigen
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von Hardy Wehming
...die Bauern sollen weiter Druck machen...
Ich muss mich wundern. Aus dem Glaskasten am Dammer Kirchplatz werden Forderungen gestellt und selber bekommt man den A.... nicht hoch. Ich jedenfalls habe weder aus der Geschäftstelle, noch vom Vorstand jemanden in Cloppenburg bei LIDL gesehen ... aber Bauern: "macht ruhig weiter... wir ... mehr anzeigen sammeln nachher die Lorbeeren ein.." weniger anzeigen
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von Gerd Schuette
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Kleine Zugeständnisse durch den LEH bringen maximal etwas kurzfristige Linderung. Längerfristig wird eine andere Form der Preisfindung und Preiskrisenabsicherung benötigt, will man die heimische Landwirtschaft erhalten und die Nahrungsmittelsicherheit gewähren. Dies gilt für fast ... mehr anzeigen alle landwirtschaftliche Produkte. Standards auf höchstem Niveau regionalisieren und Preise globalisieren geht nicht zusammen. weniger anzeigen
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von Michael neve
langfristig 2 Euro?
Die ISN sollten mal den Ball flach halten!! Uns Milchviehalter hat man immer den Schweinemarkt vor der Nase gehalten ,wie gut der freie Markt doch funktioniert. Nun haben die mal die Kehrseite der Medaille kennen gelernt und es wird gejammert als wenn es den neuen Fendt nur noch dieses ... mehr anzeigen Jahr gäbe. 100 Euro Gewinn sind im letzten Jahr pro Mastplatz möglich gewesen, Probleme bei Schlachterlösen wurden zum großen Teil auf die Ferkelerzeuger abgewiesen. Wenn derzeit mehrere hundert Tausend Schweine auf ihren Schlachter warten sollte man den Mund vielleicht nicht so voll nehmen.Wer keine Liquidität mehr hat, kann mit Geld nicht umgehen und muss dem Strukturwandel geopfert werden ! In der Milchviehhaltung machen Jährlich 5% der Betriebe das Buch zu ,interessiert es einen? Wie hätten Schweine Mäster reagiert wenn Getreide Bauern bei 2 Euro Schlachterlöse die Mischfutterwerke blockiert hätten weil sie 25 Euro für den Weizen gefordert hätten? Der DBV wollte immer den freien Markt also !! weniger anzeigen
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von Hermann Freese
absolut unpassend.
Absolut unpassend -zum einen das Gejammer in Bezug auf Milch bei einem Schweinethema, zum Anderen die jetzige, extern verursachte Situation als freies Marktgeschehen einzuordnen..
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von Gregor Grosse-Kock
Blöder
Geht immer! Wenn es 1000 € gewesen wären!!!
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von heino fullriede
Kurzzeitgedächtnis beim LEH
Der Schwur am Morgen wird dir nichts nützen , denn am Abend haste wieder einen sitzen !
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von Willy Toft
Bei den Schweinen lief es zumindest Rund, auch wenn der Ferkelerzeuger mal zu wenig bekam!
Aber durch Corona, und die Gier nach optimaler Gewinnmarge, haben sich der LEH und die Verarbeiter eine ordentliche Scheibe vom "Endpreis", oder Ladenpreises abgeschnitten! Es ist Menschlich, aber nicht gerecht gegenüber den Bauern die 24/7 Std. in der Woche für die Tiere da sind! Da ... mehr anzeigen wird sich nicht einmal einer wirklich Gedanklen gemacht haben, wie es den Bauern ums Herz ist, wenn er dann noch die Tiere verschenken darf. Wo bleibt die Kaufmännische Ehre, oder haben es die Herrschaften schon vergessen, wer das ganze System hochhält? weniger anzeigen
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von Rudolf Rößle
Im Prinzip
hat es da Bioland besser gemacht. Allerdings auf einem zu niedrigen Niveau. Dumpingnische Milch.
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