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topplus Landwirtschft im Dialog

„Lieber 40 % Borchert EU-weit statt 100 % in Deutschland“

Den Hunger in der Welt allein der Intensivtierhaltung zuzuschreiben wäre falsch. Das wurde bei der Diskussionsveranstaltung „Landwirtschaft im Dialog“ deutlich.​

Lesezeit: 4 Minuten

Die sichere Versorgung mit Lebensmitteln spitzt sich weltweit zu. In vielen Regionen der Erde können sich die Menschen schon heute nicht mehr sicher und gesund ernähren. Ist daran der hohe Fleischkonsum in den Industrienationen Schuld?

Aus Sicht von Prof. Stephan von Cramon-Taubadel, Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung der Universität Göttingen, verschärft der seit Jahrzehnten steigende globale Fleischverzehr die Probleme zumindest. Denn für die tierische Ernährung braucht man Futterfläche und je mehr Tiere weltweit gehalten werden, desto mehr Futteranbaufläche braucht es. Hinzu kommt, dass die steigenden Nachfrage nach Futtergetreide die weltweiten Getreidepreise insgesamt ansteigen lässt.

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Aus Sicht des Göttinger Agrarexperten wäre es aber falsch, allein die Tierhaltung für die Probleme bei der globalen Versorgung mit Lebensmitteln verantwortlich zu machen. „Hunger ist immer ein mehrdimensionales Problem. In vielen Ländern bereitet z.B. nicht die Verfügbarkeit Schwierigkeiten, sondern die Einkommen sind zu gering oder kriegerische Auseinandersetzungen führen zu Versorgungs- bzw. Verteilungsproblemen“, gab Cramon-Taubadel zu Bedenken.

Ernährungsprobleme können nur global gelöst werden

Auch wenn kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen globalen Ernährungskrisen und der heimischen Intensivtierhaltung besteht, in Deutschland ebben die Forderung nach einem deutlichen Bestandsabbau bei Nutztieren nicht ab. Ist das richtig und zielführend? „Nein, denn wenn wir in Deutschland kein Schweinefleisch mehr produzieren, aber unsere Nachfrage nach Schweinefleisch nicht in gleichen Maßen zurückgeht, wird das Schwein irgendwo anders auf der Welt gemästet. Leere Ställe in Deutschland lösen die Ernährungsprobleme woanders auf der Welt nicht“, betonte Prof. Cramon-Taubadel. Dieser Zusammenhang wird häufig Leakage-Effekt genannt.

Für Landwirt und DLG-Vizepräsident Philipp Schulze-Esking wäre auch ein staatlich verordneter Bestandsabbau als Reaktion auf weltweite Ernährungskrisen nicht die Lösung. Er betonte, dass Landwirte sich Märkten anpassen und auf aktuelle Marktnachfragen reagieren. „Wenn wie aktuell der Verbrauch von Schweinefleisch sinkt, werde ich mir als Unternehmer Gedanken machen müssen, wie ich meinen Betrieb künftig ausrichte“, so Schulze-Esking.

Agrarexperte Prof. Cramon-Taubadel verwies in diesem Zusammenhang auf die laufende Tierwohldebatte in Deutschland und lenkte den Blick auf Lücken im Borchert-Konzept. Seiner Meinung nach könne man an der Tierhaltung viel effektiver etwas ändern, wenn das Europaweit umgesetzt werde. Nationale Tierwohlprogramme unterlaufen sowohl den einheitlichen Binnenmarkt als auch die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Landwirtschaft, warnte Cramon-Taubadel. „Mir wäre es lieber, wenn wir EU-weit nur 40 % von den Borchert-Plänen umsetzen würden anstatt ewig ergebnislos über 100 % nur in Deutschland zu diskutieren“, so der Agrarökonom.

Video startet ab Minute 10:30

Horsch: „Landwirte sind flexibel“

Ähnlich sieht es Ackerbauer Marcus Horsch. Er ist davon überzeugt, dass sich Landwirte Marktveränderungen anpassen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Als Beispiel nannte er seinen Betrieb, der einst von Schafhaltung mit erfolgreicher Vermarktung von Wolle auf Ackerbau umgestellt wurde. „Wenn sich die Ansprüche der Gesellschaft verändern, reagieren die Landwirte von ganz allein darauf“, ist sich Horsch sicher. „Und wenn Tiere in Deutschland nicht mehr gewünscht sind, produzieren wir eben Futtermittel für die Regionen, wo die Tiere dann leben.“ Vor dem Hintergrund weltweit eher steigender Nachfrage nach Fleisch kommt es also nur zu einer Verlagerung und nicht zu einer Reduktion.

Tiere sind immer Teil der Lösung

Milchviehhalterin Lena Timmermann verwies in der Debatte darauf, dass man die Tierhaltung heutzutage nicht immer nur auf Problemfelder reduzieren dürfe. Tiere sind immer auch ein Teil der Lösung. Wirtschaftsdünger z.B. ist nicht nur wegen der hohen Mineraldüngerkosten ein gefragtes Düngemittel. Gülle und Mist verbessern auch die Bodenstruktur und fördern das Bodenleben. Und die Milchviehhalterin rief dazu auf, bei der Diskussion um den Klimaschutz die Grünlandflächen nicht zu übersehen. Für deren Bewirtschaftung ist das Rindvieh unerlässlich.

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