Im Juli haben drei große Schlachtunternehmen in Nordrhein-Westfalen an ihren FOM-MFA-Masken gedreht. Den Anfang machte Tönnies Anfang Juli. Kurze Zeit später folgten dann das niederrheinische Schlachtunternehmen Manten und die in Münster ansässige Westfleisch. Doch welche Konsequenzen haben die Änderungen für die Vermarktung? Welches Schlachtunternehmen zahlt seitdem für welche Tiere die besten Preise? Vermarktungsexpertin Christa Niemann hat nachgerechnet.
Tönnies will schwere, fleischreiche Schweine
Alle drei Schlachtunternehmen haben den Basis-Muskelfleischanteil (MFA) von 59 auf 60 % angehoben. Tönnies hat zudem die Gewichtsgrenzen von 105 bis 107 kg Schlachtgewicht (SG) auf 107 bis 108 kg SG angepasst. Die Abzüge für Unter- und Übergewichte wurden etwas angehoben. Im Vergleich zu den beiden anderen Schlachtunternehmen fallen die Abzüge für schwere Schweine bei Tönnies daher am geringsten aus, wie die Übersicht zeigt. So werden z.B. für ein Schwein mit 111 kg SG bei Tönnies 15 ct/kg abgezogen, während es bei Westfleisch 18 ct und bei Manten sogar 22 ct/kg SG sind.
Übersicht: Die neuen MFA-Masken im Vergleich
Bei der Bezahlung des MFA hat Tönnies die Gewichtsgrenze beim Schinken von 18 kg auf 19 kg angehoben. Und den maximalen Zuschlag für einen MFA über 60 % hat das Unternehmen bei 2 ct belassen.
Fazit: Die geänderte Tönniesmaske zielt ganz klar auf schwere, fleischreiche Schweine ab.
Manten bevorzugt mittelschwere, mäßig fleischige Tiere
Im Gegensatz zu Tönnies hat Manten die Gewichtsgrenze nicht angepasst. Die Abzüge für Unter- und Übergewichte wurden etwas angehoben. Aus der Übersicht geht daher ganz klar hervor, dass Manten keine sehr schweren Schweine über 108/109 kg SG haben möchte.
Bei der Bezahlung des MFA hat Manten die Gewichtsgrenze beim Schinken von 18 auf 19 kg angehoben. Gleichzeitig begrenzt das Unternehmen den maximalen Zuschlag für MFA über 60 % auf 1 ct.
Fazit: Die neue Manten-Maske zielt auf mittelschwere, mäßig fleischreiche Schweine ab, die trotzdem gute Schinkengewichte aufweisen.
Westfleisch möchte mittelschwere Tiere mit guten MFA-Werten
Das genossenschaftliche Schlachtunternehmen Westfleisch hat die Gewichtsgrenzen von 106 bis 108 kg auf 107 bis 108 kg SG angepasst. Die Höhe der Abzüge für Über- und Untergewichte bleibt unverändert. Dadurch werden schwere Schweine mit 2 ct weniger abgestraft als bei der bisherigen Maske. Die Übersicht verdeutlicht, dass die Westfleisch keine sehr schweren Schweine über 109 bis 110 kg SG haben möchte.
Bei der Bezahlung des Muskelfleischanteils hat die Westfleisch die Gewichtsgrenze beim Schinken bei 18 kg belassen. Der maximale Zuschlag für MFA über 60 % beträgt 2 ct.
Fazit: Die neue MFA-Maske der Westfleisch zielt auf mittelschwere Schweine mit mittleren bis guten MFA-Werten ab. Sie ist auch für etwas fettere Tiere geeignet.
Lohnt es sich, die Schweine schwerer zu mästen?
Bleibt die Frage, ob es bei den aktuellen Ferkel- und Futterkosten sowie dem derzeitigen Basispreis sinnvoll ist, die Tiere schwerer zu mästen. Oder sollte man die Schweine sogar eher etwas leichter verkaufen?
Diese Frage lässt sich nur betriebsindividuell beantworten. Dazu müssen die Ferkel-, Futter- und sonstigen Kosten des Betriebes erfasst, die biologischen Leistungen berücksichtigt und der Erlös der Tiere bei Anwendung der jeweiligen Abrechnungsmaske kalkuliert werden. Auf Basis der Direktkostenfreien Leistung (DKfL) kann dann genau bestimmt werden, in welchem Gewichtsbereich die DKfL am höchsten ausfällt.
Diese Möglichkeit bietet z.B. das Programm PIGonomic von Meier-Brakenberg. Der Auswertungsservice, der pro Monat für die erste VVVO-Nummer 200 € und für jede weitere VVVO 100 € kostet, zielt darauf ab, die Mastplätze ökonomisch optimal auszulasten. Dazu gehört eine vergleichende Auswertung nach MFA- oder Indexpunkt-Vermarktung ebenso wie ein Vergleich verschiedener Schlachthöfe oder unterschiedlicher Schlachtgewichte.