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Rewe Landbauern Schwein: Mit Ganztiervermarktung auf Erfolgskurs

Fleisch der Marke „Landbauern Schwein“ ist bei der Rewe Südwest gefragt. Für den höheren Aufwand erhalten die Bauern rund 50 € je Tier zusätzlich.

Lesezeit: 6 Minuten

Im Frühjahr 2020 startete die Rewe Südwest ihr Projekt „Landbauern Schwein“ in 13 süddeutschen Märkten mit Bedientheken und ca. 50 Schweinen pro Woche. Gut zwei Jahre später findet man das Fleisch aus der Haltungsform 3 in 60 Märkten mit Bedientheken und 75 baden-württembergischen Rewe- und Nahkauf-Märkten als SB-Ware im Kühlregal. Und künftig sollen alle neu eröffneten sowie umgebauten Märkte Fleisch der Marke Landbauern-Schwein verkaufen.

Wöchentlich werden rund 200 Tiere vermarktet. „Tierwohl-Fleisch bleibt im Süden gefragt. Selbst die Coronakrise und die hohe Inflation sorgen trotz des um 3 bis 4 € je kg höheren Verkaufspreises nur für kleine Absatzdellen“, betont Rudolf Müller, Category-Manager Metzgerei bei Rewe Südwest.

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Keine Billigangebote

Der Erfolg des Programms basiert laut Müller auf verschiedenen Aspekten. „Wir werben z. B. sehr stark mit Regionalität, Aufzucht und Mast erfolgen ausschließlich in Baden-Württemberg. Die Ferkel stammen ebenfalls aus dem Ländle bzw. den angrenzenden Bundesländern. Weil wir kurze Transportwege haben, wird die Klimabilanz besser“, erklärt Müller. Der Metzgerschlachthof in Göppingen schlachtet alle Schweine, die Stuttgarter Metzgereigenossenschaft (Mega) fungiert als Zerlege- und Verarbeitungsbetrieb.

Ein No-Go ist das Verramschen von Landbauern-Fleisch. „Aktionsware gibt es nicht. Landbauern-Fleisch ist ein hochwertiges Produkt, dessen Stellenwert wir nicht durch Billigangebote unterlaufen“, stellt Rudolf Müller klar.

Ganztiervermarktung

Damit der Absatz trotz des höheren Preises weiter steigt, setzt die Rewe-Südwest auf geschultes Personal hinter den Bedientheken. „Wir bleiben keinem Kunden eine Antwort schuldig“, betont Rudolf Müller.

Für Marktinhaber mit Fleisch aus dem Landbauern-Programm gehören Vor-Ort-Besuche bei Schweinehaltern und den Schlachtbetrieben zum Pflichtprogramm. „Dank der Schulungen hat unser Verkaufspersonal alle Infos, um selbst kritische Kundenfragen zufriedenstellend beantworten zu können. Außerdem fällt das aktive Verkaufen leichter, wenn die Thekenmannschaft gute Argumente an der Hand hat“, so Müller.

Ein Ausrufezeichen setzt die Rewe Südwest mit der Ganztiervermarktung. Das hat auch die Jury überzeugt. „Beim Landbauern-Schwein wird die Vermarktung des gesamten Tierkörpers ­gelebt und konsequent vorangetrieben. Nur so können wir langfristig eine nachhaltige Schweinefleischproduktion in Deutschland aufbauen“, betont Jurymitglied Dr. Albert Hortmann-Scholten von der LWK Niedersachsen.

„From nose to tail“ ist und bleibt aber eine Herausforderung. „Entscheidend ist, wie man die weniger gefragten Teile verarbeitet“, berichtet Samuel ­Rüger, Vorstand der Mega. Beim Landbauern-Projekt gibt es verschiedene Wurst- und Dosenwurstprodukte, in ­denen Schulter, Leber, Speck, Schwarte, Bauch, Blut, Fleischbrühe und vieles mehr verarbeitet werden.

Damit die Kunden dauerhaft Fleisch vom Landbauern-Schwein kaufen, legen Rudolf Müller und Samuel Rüger großen Wert auf eine Topqualität.

Mehr Geschmack liefern Duroc-Eber, da sie einen höheren intramuskulären Fettanteil vererben. „Fett ist ein wichtiger Geschmacksträger“, erklärt Rüger.

Vor der Schlachtung und Verarbeitung kommen die Tiere zur Ruhe. Sie werden circa 24 Stunden vor der Schlachtung am Schlachthof angeliefert und können sich vom Transport erholen. Das senkt das Stresslevel und verbessert die Fleischqualität.

Damit der Schlachtkörper keimfrei wird, werden die hängenden Tierkörper mit 180 °C heißem Wasserdampf besprüht. Das sei viel hygienischer als das Eintauchen der Schlachtkörper in Brühbecken, erklärt Samuel Rüger.

Bauern: Finanzielle Sicherheit

Und wie zufrieden sind die Landwirte, die Tiere ins Landbauern-Programm liefern? Sind sie Partner auf Augenhöhe, die einen fairen Preis bekommen, ein Mitspracherecht haben usw.? „Ganz klar ja“, lässt Schweinemästerin Annika Thier aus Rosenberg-Bronnacker keine Zweifel zu.

„Wir erhalten einen Qualitätsaufschlag, den ITW-Bonus sowie Maskenzuschläge für Magerfleischanteile und sind auch abgesichert, sollte die Notierung unter die Schwelle von 1,40 € fallen. Insgesamt bekommen wir rund 50 € mehr für ein Landbauern-Schwein im Vergleich zu einem konventionell gemästeten Tier“, so Thier. Das Geld reicht aus, um die höheren Kosten für Stroheinsatz, Beschäftigungsmate­rial, 40 % mehr Platz, Außenklimareiz, GVO-freies Futter usw. abzudecken, ­be­richtet die Landwirtin.

Der Bonus ist variabel. Wenn es für den Bauern wirtschaftlich nicht mehr passt, werden die Boni angepasst. Die Verträge laufen über drei Jahre. „Damit bin ich zufrieden. Die Rahmenbedingungen ändern sich derzeit so schnell, da machen noch längere Verträge keinen Sinn“, erklärt Annika Thier.

Wie es in Zukunft weitergeht, dazu haben alle Projektpartner eine klare Meinung: In zehn Jahren soll in den ­Bedientheken der Rewe Südwest kein konventionelles Schweinefleisch mehr liegen und die Umsätze sowie die Zahl der teilnehmenden Landwirte sollen kontinuierlich steigen. „Wir wollen trotz Corona und Inflationsangst ­Verträge mit weiteren Schweinehaltern abschließen. Denn wir glauben, dass der Rohstoff Schwein künftig knapp wird, sollte die Politik den Landwirten nicht endlich eine sichere Zukunfts­perspektive aufzeigen“, so Rudolf ­Müller. 

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H I N T E R G R U N D

Preis "Faire Partner 2022"

Wie Bauern und Händler fair in der Kette zusammenarbeiten, zeigen die Gewinner des Siegel-Preises „Faire Partner: Bauern, Hersteller, Händler“, den top agrar und die Lebensmittel Praxis vergeben.

Viele Landwirte fühlen sich als reine Rohstofflieferanten für den mächtigen deutschen Lebensmitteleinzelhandel, der die Preise diktiert und den Bauern immer neue Auflagen aufs Auge drückt.

Ganz von der Hand zu weisen sind die Vorwürfe nicht. Etliche Handelskonzerne wollen zum Beispiel ab 2030 nur noch Fleisch aus Haltungsform 3 und 4 verkaufen. Die Frage der Refinanzierung bleibt dabei bis heute unbeantwortet. Doch es geht auch anders. Eine Zusammenarbeit zwischen Handel und Landwirtschaft, bei der Veränderungen, Auflagen und Preise gemeinsam besprochen werden, ist möglich. Das zeigen die Praxisbeispiele, die top agrar und die Lebensmittel Praxis, das Magazin der Ernährungsbranche, in diesem Jahr mit dem Siegel-Preis „Faire Partner: Bauern, Hersteller, Händler“ ausgezeichnet haben.

Preis für faires Miteinander

Im Vorfeld der Preisvergabe suchten wir Vermarktungskonzepte, Produkte und Kooperationen, die zeigen, wie alle Mitglieder der Wertschöpfungskette auf Augenhöhe fair zusammenarbeiten.

Der Siegel-Preis prämiert zukunftsweisende Konzepte in den drei Kategorien Fleisch und Fleischwaren, Molkereiprodukte und Alternative Konzepte.

In die Bewertung fließen unterschiedliche Kriterien ein. Dazu zählen:

  • Innovationsgrad
  • Qualität der Zusammenarbeit
  • Wirtschaftlicher Nutzen für alle beteiligten Partner
  • Kommunikation und Austausch untereinander, Sinnhaftigkeit der Regeln
  • Vermarktungskonzept, Marktpotenzial
  • Gesellschaftlicher Nutzen (Beispiel: regionale Produktion und Vermarktung, Nachhaltigkeit)
  • Langfristiges Erfolgspotenzial

Alle Einsendungen wurden von einer unabhängigen Fachjury bewertet. In dem 11-köpfigen Gremium sitzen Landwirte, Markt- und Vermarktungsexperten, Fachberater der Landwirtschaftskammern, Lebensmitteleinzelhändler sowie Nachhaltigkeitsbeauftragte von Lebensmittelkonzernen.

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