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Moderne Getreideanlage, hohe Futterqualität

In puncto Futterhygiene und -qualität bietet eine moderne Getreideanlage zahlreiche Vorteile. Was es dabei zu beachten gilt, erklärt Spezialberater Malte Bombien.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Experte: Malte Bombien, Berater und Sachverständiger, Schwedeneck, Schleswig-Holstein

In den letzten Jahren haben viele Schweinehalter ihre Bestände aufgestockt. Die Getreideanlage ist aber oft nicht mitgewachsen und im Laufe der Zeit in die Jahre gekommen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, über eine neue Anlage bzw. eine Modernisierung nachzudenken.

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Neben einer größeren Verarbeitungs- und Trocknungskapazität bietet eine eigene, moderne Getreideanlage unter anderem die Unabhängigkeit von Fertigfutterlieferanten. Zudem kommt diese dem zunehmenden Wunsch der Verbraucher nach mehr Regionalität entgegen.

Mit einer eigenen Getreideanlage haben Schweinehalter außerdem die Qualität des zu verfütternden Getreides vom Feld bis in den Trog selbst in der Hand − und damit auch die Gesundheit und die biologischen Leistungen ihrer Schweine.

Worauf es für Tierhalter bei einer Erweiterung bzw. einem Neubau der Getreideanlage ankommt, erklärt Malte Bombien, Spezialberater für Getreidetrocknung und -lagerung.

Windsichter zur Reinigung

Für Veredler ist die Qualität des Getreides das A und O. Denn mit Mykotoxinen belastetes Erntegut kann die Fruchtbarkeit der Sauen und die Mastleistungen erheblich herabsetzen. Deshalb sollte das Getreide vor der Lagerung intensiv von Strohteilen und Schmachtkörnern gereinigt werden.

Diese sind in der Regel stärker mit Fusariumtoxinen belastet als das ausgebildete Korn. Auch Schwarzbesatz wie Mutterkorn und Brandbutten sowie Bruchkörner, die besonders attraktiv für Lagerschädlinge sind, sollten aus dem Erntegut entfernt werden.

In der Praxis haben sich für die Reinigung vor allem Windsichter bewährt. Sie sind günstig und arbeiten zuverlässig. Bei einem Neubau bzw. dem nachträglichen Einbau einer Getreidereinigung sollten Sie darauf achten, dass Sie den Windsichter über kurze Leitern gut erreichen können. Denn nur dann ist es möglich, die Anlage auch regelmäßig zu kontrollieren und zu reinigen.

Damit sich die Getreidereinigung nicht zum Nadelöhr der gesamten Anlage entwickelt, muss der Windsichter zur vorgeschalteten Förderleistung passen. Dabei gilt, dass die Leistung der Reinigung rund 10 bis 20% höher sein sollte als die vorgeschaltete Förderkapazität. Um auf unterschiedlich starken Besatz in einer Getreidepartie reagieren zu können, muss die Leistung des Windsichters zudem frei regelbar sein.

Lässt sich eine Reinigung bei einer Modernisierung der Getreideanlage in Altgebäuden beispielsweise aus Platzgründen nicht einbauen, kann auch eine mobile Reinigungskombination bei der Getreideannahme eine Alternative sein.

Mit Säure konservieren

Frisch geerntetes Getreide mit einer Kornfeuchte von mehr als 14% ist nicht ohne Weiteres lagerfähig. Schimmelpilze, Hefen, Bakterien sowie Ungeziefer können das Getreide angreifen, sodass es nicht mehr als hochwertiges Futtergetreide geeignet ist. Um Qualitätseinbußen im Lager zu vermeiden, muss das Getreide entweder getrocknet oder mit Säuren konserviert werden, z.B. mit Propionsäure.

An konserviertem Getreide haben Schädlinge und Keime in der Regel keine Freude. Bei Schweinen sieht das anders aus: Das angesäuerte Futter erhöht die Schmackhaftigkeit und wirkt sich positiv auf die Futteraufnahme, Verdaulichkeit und Darmgesundheit aus.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das Getreide bei einer Säurekonservierung vorab nicht zwangsläufig gereinigt werden muss. Hier sollten Sie in jedem Fall die Angaben des Herstellers beachten. Die Säure inaktiviert die Enzym- und Stoffwechselaktivitäten von Bakterien und Pilzen auf dem Korn bzw. im Mahlgut relativ schnell. Das ermöglicht es dem Schweinehalter, das frisch konservierte Getreide im Gegensatz zu getrocknetem Getreide bereits nach wenigen Tagen zu verfüttern. Doch der Umgang mit den Säuren bringt nicht nur Vorteile mit sich.

Vor allem während des geruchsintensiven Einlagerungsprozesses sollten Sie für eine gute Belüftung in der Lagerhalle sorgen. Zudem ist darauf zu achten, dass das Dosiergerät säurefest ist und die Förderschnecken aus Edelstahl gefertigt sind, um Korrosion zu vermeiden. Vor der Einlagerung müssen sowohl der Boden als auch die Betonwände im Flachlager zudem unbedingt mit Silolack behandelt oder mit Folie abgedeckt werden.

Nachreife bei Trocknung

Im Gegensatz zu säurekonserviertem Getreide sollte man trocken eingelagertes Getreide erst nach einigen Wochen verfüttern bzw. mit älterer Ware verschneiden. Grund dafür sind enzymatisch gesteuerte Vorgänge im Korn, die sich nach dem Drusch noch weiter fortsetzen. Bei diesem Nachreifeprozess wird die Restfeuchte im Korn umgelagert. Sind die Vorgänge noch nicht abgeschlossen, kann es zu gravierenden Verdauungsproblemen und einer reduzierten Futteraufnahme kommen.

Ob sich der Einsatz eines Trockners für Ihren Betrieb lohnt, hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise der Größe der Getreidepartien, der Mähdruschkapazität oder den Lagerungsmöglichkeiten. Deshalb ist es lohnenswert, die Trocknungsanlage gemeinsam mit einem professionellen Planer zu konzipieren.

Ein energieeffizientes und betreuungsarmes Trocknungsverfahren ist die Lagerbelüftungstrocknung. Dabei wird ein Flachlager schichtweise mit Getreide beschickt. Trockene oder leicht erwärmte Außenluft wird mithilfe von Ober- oder Unterflurkanälen durch den Getreidestapel geblasen. Nach und nach geben die Getreidekörner dabei die Feuchtigkeit an die durchströmende Luft ab. Wichtig bei dem Verfahren sind stabile und beschüttbare Wände sowie ein ausreichender Luftdurchsatz. Eine Lagerbelüftungstrocknung lässt sich gut integrieren in Altgebäude oder eine befahrbare Maschinenhalle.

Eine ebenfalls verbreitete Möglichkeit ist der Dächerschachttrockner. Bei diesem Trocknungsverfahren rieselt das Erntegut in einem Trocknerschacht von oben nach unten über dächerförmige Bleche, die kaskadenförmig untereinander angeordnet sind. Dadurch wird das Korn von allen Seiten von der Trocknungsluft erfasst.

Vorteilhaft bei diesem Trocknungsverfahren ist die hohe Trocknungsleistung, denn das Getreide kann mit Temperaturen von bis zu 80°C getrocknet werden. Dächerschachttrockner sind jedoch relativ komplex aufgebaut und deshalb teuer. Aufgrund der hohen Temperaturen besteht zudem Brandgefahr, sodass die Anlage permanent intensiv überwacht und betreut werden muss.

Der ursprünglich aus den USA stammende Silotrockner ist ein weiteres Verfahren, das vor allem in größeren Betrieben zum Einsatz kommt. Sie sind ab etwa 400t Lagermenge geeignet. Dabei handelt es sich um breite Rundsilozellen mit einem Belüftungsboden und aktivem Rührsystem. Ist der Trockner befüllt, strömt etwa 45°C warme Trocknungsluft von unten durch das Getreide. Dabei wird das Erntegut von Rührschnecken aufgerührt und durchgemischt. Wegen seiner Wärmeabnahme und Bauform passt das System gut zu Betrieben mit einer Biogasanlage.

Keine Chance für Schädlinge

Welche Art der Lagerung des Getreides für Schweinehalter infrage kommt, hängt von einigen Faktoren ab. Hochsilos punkten zum einen damit, automatisch befüllt und entleert werden zu können. Bei einer Erweiterung der Getreideanlage ist es oftmals günstig, die Außensilos mit kurzen Förderwegen an eine abgeschriebene Halle oder Scheune mit Annahme, Reinigung, Trocknung und Mahl- und Mischanlage anzubauen. Zudem bieten Hochsilos eine optimale Futterhygiene. Denn ein Außenhochsilo mit Dach ist nahezu vollständig dicht gegen Verunreinigungen durch Schadnager und Vögel.

Innenstehende Hochsilos sind aufgrund der doppelten Hülle in der Regel nur bei Altgebäuden eine Überlegung wert. Aber auch bei Innensilos ist eine Abdeckung ratsam, um das Getreide vor Ausscheidungen von Vögeln zu schützen. Der Nachteil von Hochsilos ist, dass sie ausschließlich für die Getreideeinlagerung verwendbar sind.

Bei der Frage nach einer Mehrfachnutzung punkten Flachlager. Denn sie sind z.B. als Maschinenhalle nutzbar, sobald das Lager leer ist. Die Boxen können zudem schnell mit dem Rad- oder Frontlader befüllt und entleert werden. Weiterer Pluspunkt ist, dass Flachlager auch in bestehende Gebäude integrierbar sind, sofern sie über eine dunkle, geschlossene Halle mit schüttbaren Wänden und einen trockenen, abriebfesten Boden verfügen.

Ein entscheidender Nachteil ist jedoch die schwierige Futtermittelhygiene. Durch schmutzige Reifen besteht beim Befüllen und Entleeren die Gefahr, das Futter zu kontaminieren. Das offen lagernde Getreide lockt vor allem Schadnager, Vögel und Katzen an, die das Getreide mit Kot und Urin verunreinigen können.

Etliche Hygieneprobleme lassen sich jedoch schon im Vorfeld entschärfen. So sollten Sie vor der neuen Ernte die Lagerstätten und Maschinen wie z.B. Förderschnecken oder Trocknungsanlagen zunächst penibel reinigen.

Hilfreich ist es zudem, geeignete Materialien für die Lagerwandungen und -böden auszuwählen. Wände aus Trapezblech oder Beton sind aus hygienischer Sicht zu empfehlen, da sie leicht zu reinigen sind. Holz ist als Material im Flachlager hingegen ungeeignet. Denn Ritzen und Spalten bieten nicht nur Ungeziefer einen Unterschlupf, auch Schadnager haben leichtes Spiel und können sich durch das Holz ins Lager fressen.

Bündig abschließende Hallentore erschweren es den Tieren, ins Lager einzudringen. Um Vogeleinflug bei offenen Toren zu vermeiden, sollte das Getreidelager als Dunkelhalle konzipiert sein. Denn Vögel meiden es, in die Dunkelheit zu fliegen. Und wo sich keine Vögel aufhalten, ist auch das Risiko für Katzen geringer.

Im April 2021 stellen wir Ihnen in Betriebsreportagen Schweinehalter vor, die sich für eine Erweiterung bzw. einen Neubau einer Getreideanlage entschieden haben.

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