Seitdem die überarbeitete Düngeverordnung in Kraft ist, haben viele Betriebe mit Güllesorgen die Fütterung ihrer Mastschweine auf extrem nährstoffreduzierte Mischungen umgestellt. Das Endmastfutter enthält kein Sojaschrot mehr, sondern einen Mix aus reinen Aminosäuren. Einige Mäster mussten jedoch feststellen, dass dadurch plötzlich die Indexpunkte abschmieren. Woran liegt das?
Der inzwischen pensionierte Fütterungsberater Josef Bunge und sein Nachfolger Thomas Hilmer von der Landwirtschaftskammer NRW haben die Hintergründe untersucht. Im aktuellen Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben (www.wochenblatt.com) berichten sie über „versteckte Energie“, die vermutlich für die Verfettung der Schweine in der Endmast verantwortlich ist.
Im Klartext: Das Futter ist in der Praxis energiereicher, als bei der Rationsgestaltung errechnet wurde. Stark proteinreduzierte Rationen stellen den Schweinen real oft mehr Energie zur Verfügung, als sie rein rechnerisch enthalten. Und dadurch reiche die knappe Eiweißausstattung dann nicht mehr für den Fleischansatz.
Die beiden Fütterungsexperten haben drei Quellen für diese versteckte Energie ausfindig gemacht:
- Wer reine Aminsosäuren zusetzt, muss dem Futter als Ersatz für die Sojaschalen zusätzlich Faser zumischen. Ein Teil dieser Fasern wird von den Mikroben im Dickdarm in organische Säuren umgewandelt, die dem Schwein zusätzlich Energie liefern.
- Die punktgenau auf den Bedarf abgestimmte Versorgung mit freien Aminosäuren führt dazu, dass das Schwein weniger überschüssiges Eiweiß über Leber und Nieren entsorgen muss. Das spart Energie, die der Organismus für andere Zwecke nutzen kann.
- Der Einsatz von Phytase macht nicht nur den pflanzlichen Phytatphosphor fürs Schwein verfügbar, sondern befreit auch Mineralstoffe, Kohlenhydrate und Aminsosäuren aus ihrer Bindung. Dadurch wird zusätzlich Energie freigesetzt.
Unter dem Strich führt das dazu, dass dem Schwein bei der nährstoffreduzierten Fütterung mehr Energie zur Verfügung steht, als in der Rationsberechnung berücksichtigt wurde. Vor allem Börge reagieren darauf in der Endmast mit Verfettung, die Indexpunkte "schmieren ab". Damit extrem nähstoffreduzierte Schweine bei der Klassifizierung keinen Schiffbruch erleiden, sei deshalb weiteres „Feintuning“ bei der Rationsgestaltung erforderlich, so der Rat der Experten.