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Neue Ideen fürs Deckzentrum

Ein verkürzter Aufenthalt im Deckzentrum lässt sich durch das zügige Umstallen der Sauen in den Wartestall oder durch Gruppenhaltung im Deckzentrum erreichen. Wir haben zwei Praktiker befragt.

Lesezeit: 7 Minuten

Die neuen Vorgaben der Haltungsverordnung sind vor allem für Sauenhalter eine Mammutaufgabe. Bereits im Vorfeld der Diskussionen haben von 2017 bis 2020 Praxisbetriebe an dem vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten Projekt „Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz“ teilgenommen.

Im Netzwerk 8 „Verbesserung und Anreicherung der Haltungsumgebung von tragenden Sauen“ haben sie unter Betreuung von Beraterin Theresa Belz vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) Lösungen erprobt, um die Fixierungszeit der Sauen im Deckzentrum zu verkürzen. In der letzten top agrar-Ausgabe (9/2020) haben wir ab Seite S8 bereits über zwei Betriebe berichtet. Lesen Sie in dieser Ausgabe Teil II der Betriebsreportagen.

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Frühe Gruppenphase, weniger Rangkämpfe

Familie Langreder baut derzeit ein neues Deckzentrum mit 5,4 m² Platz pro Sau. Im Altgebäude praktizieren sie bereits Gruppenhaltung im Deckzentrum.

Jürgen und Wilken Langreder aus Neustadt am Rübenberge (Niedersachsen) sind ein eingespieltes Team. Damit sie mit ihren 440 Sauen auch langfristig gut für die Zukunft aufgestellt sind, bauen Vater und Sohn aktuell über das MuD-Projekt an den bereits 2005 gebauten und ausgelagerten Wartestall ein neues Deckzentrum mit 72 Besamungsständen an.

Hier wollen sie den Sauen im Deckzentrum Gruppenhaltung mit einem Platzangebot von 5,4 m² pro Sau inklusive überdachtem Auslauf mit Außenklimareizen und Strukturelementen ermöglichen. Im Herbst 2020 sollen die ersten Sauen im Anbau belegt werden. Bis dahin besamen Langreders die Sauen noch im über 20 Jahre alten Deckzentrum auf dem Betriebsgelände. Im Rahmen des MuD-Projekts haben Jürgen und Wilken Langreder das Altgebäude bereits komplett entkernt. Entwickelt wurden die Neu- und Umbaumaßnahmen zudem gemeinsam mit der Bauberatung der VzF GmbH.

In zwei mit dem Trog zueinander gerichteten Reihen konnten die Landwirte die Besamungsstände versetzen. So haben sie das Platzangebot im Laufbereich erhöht und können die frisch belegten Sauen in der Gruppe halten.

Bereits vor dem Umbau betrug der Abstand der Besamungsstände zur hinteren Wand etwa 2,0 m. Bei der einreihigen Aufstallung wäre der gesetzliche Mindeststandard von 1,6 m dadurch bereits mehr als erfüllt gewesen. „Aus den bereits gesammelten Erfahrungen des MuD-Netzwerks wussten wir jedoch, dass dieser gesetzlich vorgeschriebene Abstand oft nicht ausreicht, damit die Sauen stressfrei aneinander vorbei kommen können“, erklärt der 57-jährige Jürgen Langreder. Darum haben die Schweinehalter den Laufbereich nochmals um weitere 20 cm auf insgesamt 2,2 m vergrößert, indem sie die Besamungsstände zusammengeschoben und den Eberlaufgang auf 0,8 m Breite verkleinert haben. Pro Seite können die 20 Sauen im Laufbereich mit Trenngittern in bis zu fünf Gruppen eingeteilt werden.

Im Laufe des Projekts testeten Jürgen und Wilken Langreder diverse Gruppengrößen im alten Deckzentrum aus. Dabei war vor allem die absolute Fläche entscheidend, die den Sauen zur Verfügung stand. „Bei der kleinsten Unterteilung in fünf Gruppen mit je vier Sauen war der Laufbereich nur noch 2,2x2,8 m groß. Das war eindeutig zu klein“, betont Wilken Langreder. Denn die Sauen brauchen ausreichende Fluchtdistanzen, um ranghöheren Sauen ausweichen zu können. Ist dies nicht möglich, wird der Laufbereich hinter den Ständen von den rangniederen Tieren kaum genutzt, da sie die Sicherheit in der Selbstfangbucht suchen.

Kurze Fixierung, vitale Sauen

Deshalb sind die beiden Landwirte dazu übergegangen, die Sauengruppen je nach Kondition, Größe und Alter einzuteilen. Die Trenngitter im Laufbereich ermöglichen eine hohe Flexibilität in der Gruppeneinteilung im Deckzentrum. „Durch die frühe Gruppenphase fallen Rangkämpfe milder aus, im Wartestall sinken die Verletzungsgefahren und es geht allgemein ruhiger zu“, hat Jürgen Langreder beobachtet.

Eine Erhöhung der Umrauschquote konnte er nicht feststellen. Auch unterschiedliche Fixierungszeiten haben Jürgen und Wilken Langreder getestet. Einzelne Sauengruppen haben sie für vier, zehn, zwölf bzw. wie bisher üblich 28 Tage fixiert. „Auch hier konnten wir bei keiner Variante negative Auswirkungen auf die Umrauschquote sehen“, berichten die beiden Sauenhalter.

Im Rahmen des MuD-Projekts haben Langreders auch erprobt, die Sauen direkt nach dem Absetzen bzw. während des Duldungsreflexes frei laufen zu lassen. Dadurch stiegen jedoch die Klauen- und Fundamentprobleme an. Deshalb gehen Jürgen und Wilken Langreder jetzt dazu über, die Tiere direkt nach dem Absetzen bis nach der Belegung im Deckstand zu fixieren.

Anschließend öffnen sie die Besamungsstände und ermöglichen den Sauen die Gruppenhaltung bis es am 28. Trächtigkeitstag in den Wartestall geht. Positiver Effekt der frühen Gruppenhaltung: „Durch die kürzere Fixierungszeit und die frühe Bewegungsfreiheit sind die Sauen deutlich vitaler“, hat Jürgen Langreder beobachtet. Er ist gespannt, wie sich die Gruppenhaltung im neuen Deckzentrum auf die Sauen auswirken wird.

„Wir Landwirte sind bereit dazu, mehr Tierwohl zu leisten. Aber unsere Mehrarbeit muss auch honoriert werden“, sind sich Vater und Sohn einig.

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Fünf Meter angebaut

Christian Wesseler stallt die Sauen kurz nach der Belegung in den Wartestall um. Dafür hat er ein zusätzliches Abteil an den Wartestall angebaut.

Seit Jahren werden immer strengere Auflagen für die Haltung im Kastenstand und im Abferkelstall diskutiert. Wir wollen daher frühzeitig erste Erfahrungen mit dem kurzen Deckzentrum sammeln“, fasst Landwirt Christian Wesseler aus Bissendorf (Niedersachsen) seine Motivation zusammen, an dem MuD-Projekt teilzunehmen. Eine Möglichkeit, die Aufenthaltsdauer im Deckzentrum zu verkürzen, ist die zügige Unterbringung der belegten Sauengruppe im Wartestall. Das setzt aber voraus, dass dort genügend Fläche für die zusätzliche Gruppe vorhanden ist. Im Betrieb Wesseler war das nicht der Fall. Der Landwirt hat deshalb den Wartestall um rund 5 m erweitert, um Platz für eine weitere Gruppe zu schaffen. Heute sind im Wartestall fünf feste Gruppen à 30 Sauen untergebracht.

„Der Bauantrag gestaltete sich allerdings schwierig. Erst als wir beim Landkreis Osnabrück erklärt haben, dass wir nicht die Tierzahl erhöhen, sondern den Sauen ca. 20% mehr Platz geben wollen, haben wir grünes Licht erhalten“, erinnert sich Wesseler. Das verkürzte Deckzentrum managt der Landwirt wie folgt: Nach dem Absetzen stallt er die Sauen ins Deckzentrum ein und fixiert die Tiere für acht Tage im Besamungsstand. Dabei hat Christian Wesseler auch ausprobiert, die Sauen direkt nach dem Absetzen frei in der Gruppe laufen zu lassen. „Fundamentprobleme und verletzte Gesäugeleisten haben uns jedoch gelehrt, die Sauen so lange zu fixieren, bis sie vollständig abgerauscht haben“, erklärt er.

Dann stallt er die Sauen in den Wartestall um. Im Zuge des Umbaus wurde zudem von dynamische auf feste Sauengruppen gewechselt. „Früher gab es in der dynamischen Gruppe oft Unruhe im Wartestall, deshalb wollten wir feste Gruppen einstallen“, so Wesseler.

Scannen im Wartestall

Die alte Stalleinrichtung wurde im laufenden Betrieb ausgebaut, umgebaut und wieder eingebaut. Die alte Abruffütterung wurde durch Einzelfutterautomaten und Selbstfangfressstände ersetzt. „Seitdem ist es ruhiger im Stall, die Tiere können stressfrei fressen und haben Platz, um sich aus dem Weg zu gehen“, so Wesseler. Im Wartebereich erhalten die Sauen zudem Langstroh. Durch den Einsatz von Spaltenklicks hat der Landwirt eine 2x2 m-große Wühlfläche geschaffen, die von den Sauen häufig frequentiert wird.

Der erhöhte Raufuttereinsatz ist jedoch nicht unproblematisch. Denn der Kot ist deutlich fester und das organische Beschäftigungsmaterial fällt öfter durch die Spalten und kann zu Verstopfungen im Güllesystem führen. „Durch nachträglich eingebaute Rührwerke und einen Spaltenmixer haben wir die Probleme jedoch im Griff“, weiß er.

Eine Folge der verkürzten Fixierungszeit ist zudem, dass jetzt im Wartestall gescannt wird. „Bei Umrauschern ist es schwierig, die anderen Sauen zu scannen. Stark rauschende Tiere müssen wir sofort aus der Gruppe nehmen, dann herrscht auch wieder Ruhe“, erklärt Christian Wesseler. Insgesamt hat sich die Umrauschquote aber nicht verschlechtert und liegt bei 8 bis 9%. Eine weitere Herausforderung ist für Christian Wesseler die Aufkonditionierung der Sauen. „Während ich im Kastenstand genau sehe, welche Sau stark abgesäugt wurde, ist die Beurteilung der Kondition in der Gruppe jedoch deutlich schwieriger“, erklärt der Landwirt. Jungsauen oder auch unterkonditionierten Sauen stallt er deshalb in ein kleines Abteil mit Breiautomat.

Die Teilnahme am MuD-Projekt und den konstruktiven Erfahrungsaustausch mit Berufskollegen möchte der Landwirt nicht missen. Im Hinblick auf die geänderte Haltungsverordnung gibt er jedoch zu bedenken: „Ich habe gedacht, mit dem Kurzzeit-Deckzentrum bereits gut aufgestellt zu sein. Nun müssen wir sehen, wie es weitergeht.“

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