Ende Juni veröffentlichten chinesische Forscher in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) einen Artikel über einen neuen Schweinegrippeerreger G4, der sich vom Influenzavirus Subtyp H1N1 ableitet. Diesen gibt es den Wissenschaftlern zufolge bereits seit einigen Jahren in der Schweinepopulation, und er wurde mit 338 Blutproben von Arbeitern aus 15 Schweinefarmen bei 10,4 % der überprüften Personen mit Antikörpertests nachgewiesen. Die Wissenschaftler warnten, dass das Virus die Möglichkeit zur Anpassung an den Menschen habe und ein Kandidat für eine Pandemie sei. Angesichts des weltweit beachteten Artikels und der Sorge vor einer neuen Pandemie, versucht das chinesische Landwirtschaftsministerium nun zu beschwichtigen. Kürzlich habe das Nationale Gremium für Tierseuchenprävention ein Symposium von Experten zu den Auswirkungen des Virus auf die Schweineindustrie und die öffentliche Gesundheit organisiert, teilte das Ministerium vergangene Woche mit. Dabei seien sich die Fachleute einig gewesen, dass der G4-Schweinegrippeerreger kein neues Virus sei, sondern eine häufig vorkommende Mutation des H1N1-Subtyps.
Der anwesende Hauptautor des Artikels, Prof. Liu Jinhua, berichtete, dass es schwierig sei, das G4-Schweinegrippevirus im menschlichen Körper effektiv zu replizieren und Krankheiten zu verursachen. Die an der Studie beteiligten Schweinezüchter hätten keine Grippesymptome gezeigt. Die Experten des Treffens waren sich zudem einig, dass die in diesem Artikel angegebenen Testgrößen zu klein und nicht repräsentativ seien und die Wahrscheinlichkeit einer Ausbreitung des G4-Schweinegrippevirus in der Bevölkerung gering sei. Grundlage des Artikels wären zudem ältere Forschungsdaten vor dem Jahr 2018 gewesen. Momentan gebe es keinen offensichtlichen Anstieg der Pathogenität und Letalität von Schweinen und Menschen. Nach Einschätzung des chinesischen Zentrums für die Kontrolle von Krankheiten erhöht das G4-Virus nicht das Risiko einer Influenzapandemie. „Die Ergebnisse deuten nicht darauf hin, dass das Virus eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt“, schlussfolgert das Zentrum. Allerdings solle die Überwachung und Analyse des G4-Schweinegrippevirus in der Forschung verstärkt werden, kündigten die chinesischen Wissenschaftler an.