In Neuseeland wurden im Rahmen der Coronakrise unabhängige Fleischereien und Bäckereien außerhalb von Supermarktketten seit Ende März geschlossen. Begründung: Sie zählen laut Regierung nicht zu den systemrelevanten Unternehmen. Dies hat nicht nur bei den betroffenen Geschäftsleuten, sondern auch bei den Schweinehaltern für Empörung gesorgt. Die Schweinehalter befürchten dass die verringerten Verarbeitungskapazitäten zu einer reduzierten Nachfrage nach Schlachtschweinen führen. Daher könnte es in den überfüllten Ställen zu Tierschutzproblemen kommen.
Schlachten ja, selbst verkaufen nein
Neuseelands Landwirtschaftsminister Damien O’Connor hat darauf nun reagiert und Änderungen vorgenommen. Demnach dürfen die Metzger Schweinefleisch für andere Betriebe oder Supermärkte verarbeiten, ihre Geschäfte aber selbst nicht öffnen. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern konkretisierte zudem, dass Fleischereien, Bäckereien und Gemüsehändler, die bisher bereits ein Online-Lieferservice betrieben hätten, diese weiterführen dürften. Dabei müssten alle Gesundheitsrichtlinien, insbesondere die für die Distanzierung am Arbeitsplatz, befolgt werden.
O’Connor betonte noch einmal, dass es Ziel der Regierung sei, die Anzahl der geöffneten Einzelhandelsgeschäfte zu minimieren, um das Risiko für die öffentliche Gesundheit zu vermindern. Gleichzeitig gebe es gegenwärtig allerdings nicht genügend Kapazitäten, um schlachtreife Schweine auf den Höfen zu halten oder Schlachtkörper einzufrieren. „Mit der eingeschränkten Betätigungserlaubnis für Metzgereien wird das Ziel des Gesundheitsschutzes beibehalten und gleichzeitig sichergestellt, dass keine unbeabsichtigten nachteiligen Auswirkungen auf Tiere auftreten“, erklärte der Minister.
Extremer Wertverlust
Vielen Metzgern reicht diese Erleichterung allerdings nicht aus. Der Geschäftsführer der Franchisekette „Mad Butcher“, Michael Morton, berichtete, dass viele selbständige Fleischer wegen der Schließung ihrer Läden frustriert seien, da vergleichbare Geschäfte in Supermärkten öffnen dürften. Es hätte viel Frischfleisch eingefroren werden müssen, was zu einem Wertverlust von umgerechnet 1,65 Mio. € geführt habe.