Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Krise am Schweinemarkt

Niederländische Schweineimporte verdoppelt – aber niemand hat sie gekauft?!

Schweinehalter sind verärgert. Obwohl der deutsche Schlachtschweinemarkt schon wieder mit Überhängen kämpft, werden zahlreiche Schlachttiere importiert. Wer kauft und warum?

Lesezeit: 4 Minuten

Seit einigen Wochen hält sich das Gerücht, deutsche Schlachtbetriebe kauften mehr ausländische Schweine, um den Markt hierzulande unter Druck zu setzen. Das ist für Schlachter auch deshalb verlockend, weil die Notierungen bei unseren Nachbarn teilweise deutlich niedriger sind. Was ist an dem Gerücht dran und warum kaufen Schlachtbetriebe überhaupt im Ausland Schlachtschweine zu? top agrar hat nachgehakt:

Zunächst die Fakten: Hauptlieferant für Schlachtschweine ist traditionell die Niederlande. Im bisherigen Jahresverlauf lagen die Importe bei durchschnittlich gut 9.000 Schlachtschweinen pro Woche. In der Kalenderwoche 17 und 18 stiegen die Importe allerdings deutlich an und zwar auf fast 19.000 Tiere - eine Verdoppelung (siehe Übersicht)!

Das Wichtigste zum Thema Schwein mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Auf die deutschen Gesamtschlachtungen von zuletzt ca. 780.000 Tieren pro Woche gesehen, sind das vergleichsweise wenige Tiere (etwa 2,5 %). Gleichwohl reichen oft wenige Prozentpunkte, um einen Absatzmarkt zu stören. Deutsche Schweinehalter haben jedenfalls wenig Verständnis, weil in den vergangenen Wochen mehr als ausreichend deutsche Schlachtschweine verfügbar waren. Seit Ostern kämpft der Markt sogar schon wieder mit leichten Überhängen.

Doch wer kauft diese Tiere und warum?

Auf Nachfrage von top agrar erklärt das Schlachtunternehmen Vion, dass es schon seit zwei Jahren keine Schlachtschweine mehr aus dem Heimatland importiert, um sie an deutschen Standorten zu schlachten. Warum auch, schließlich hat der niederländische Schlachtriese genügend Kapazitäten in den Niederlanden.

Bei Westfleisch ist es ähnlich. Einkaufsleiter Heribert Qualbrink erklärt gegenüber top agrar, man habe schon lange keine Schlachttiere in den Niederlanden zugekauft und habe das auch nicht vor. Im Gegenteil, man konzentriere sich auf die eigenen deutschen Partnerbetriebe und habe damit aktuell mehr als genügend Ware, sagt er.

Tönnies kauft „Holländer“, aber für andere Märkte

Beim Platzhirsch Tönnies ist es etwas komplizierter. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, erklärt der Firmensprecher Fabian Reinkemeier, dass man bei Tönnies seit vielen Jahren Tiere im Ausland zukaufe. Dies seien aber stets Schweine für die verschiedene Qualitäts- und Tierwohlprogramme im Ausland, wie z. B. „Beter Leven“, „Tesco Welfare“ oder „Marks & Spencer“, die deutsche Schweinehalter nicht liefern könnten. „Die Produkte der im Ausland erfassten Schweine gehen dann nahezu vollständig wieder in diese Länder zurück“, erklärt Reinkemeier.

Er bestätigt, dass in der KW 18 die Importquote marginal höher ausgefallen sei als zuvor. Aber auch dabei ging es um die gezielte Nachfrage ausländischer Kunden nach holländischem Schweinefleisch. Diese Schlachttiere würden den deutschen Markt nicht belasten, betonte er. „Dass wir gezielt ausländische Schweine günstig kaufen, um damit den deutschen Markt unter Druck zu setzen, weisen wir entschieden von uns“, betonte Reinkemeier.

Gelbe Nummernschilder und Gerüchte

Er zeigte sich irritiert, das gelegentlich gesichtete LKW mit gelben Nummernschilder auf den Schlachtbetrieben zu solchen Diskussionen führten. Auch bei Westfleisch gerät man so gelegentlich unter „Verdacht“. Zu Unrecht, wie man dort meint, denn im Grenzbereich arbeite man auch mit niederländischen Speditionen zusammen. Diese würden dann aber eben Mastschweine von deutschen Betrieben transportierten.

Keiner will es gewesen sein!?

Auch im Mittelstand bleibt die Suche nach dem Käufer der zusätzlichen niederländischen Schweine erfolglos. Beim Schlachthof Manten in rheinländischen Geldern ist man überrascht. „Wir schlachten schon länger keine ausländischen Schweine mehr“, berichtet einer der Geschäftsführer. Man habe lediglich ein paar Züge in Belgien zugekauft als die Mäster in Deutschland ihre Tiere im stark steigenden Markt im März nicht verkaufen wollten. „Bei Überhängen macht ein Import überhaupt keinen Sinn“, erklärt Sebastian Manten.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Simon Fleisch im rheinpfälzischen Wittlich. „Wir schlachten und zerlegen durchschnittlich etwa alle zwei Wochen einen Zug Schweine aus niederländischer Mast“, erklärt John R. Krupp, der bei Simon den internationalen Handel verantwortet. Auch in den Kalenderwochen 17 und 18 habe man insgesamt nur einen Zug niederländische Schweine bekommen.

top agrar besser machen. Gemeinsam
Sie sind Schweinehalter oder lesen regelmäßig den top agrar Schweine-Teil und/oder die SUS? Dann nehmen Sie an einem kurzen Nutzerinterview teil.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.