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Zu 100 % weitergeben

Bauernzuschlag: Lidl erhöht zehn Schweinefleischprodukte um 1 €/kg

In einem Schreiben ordnet Lidl an, dass die Filialen ab heute neue Preise an 10 Schweinefleischprodukte heften, versehen mit 1 €/kg Aufschlag, der direkt an die Schweinehalter zurückfließen soll.

Lesezeit: 5 Minuten

Lidl hat den Einkaufspreis für zehn Artikel aus dem Schweinefleischsortiment um 1 € pro Kilogramm erhöht. In der Folge steigt bei Lidl ab Donnerstag, 10.12.2020, der Verkaufspreis für ausgewählte Eckartikel wie Schweinehackfleisch und Schinkenschnitzel im gleichen Umfang.

Auf Anfrage von top agrar teilt der Discounter mit: "Lidl hat mit seinen Lieferanten vereinbart, dass der Aufschlag zu 100 % an die Landwirte weitergegeben wird, damit das Geld schnell und unbürokratisch auf den Höfen ankommt. Bereits am 3.12.2020 haben wir angekündigt, 50 Mio. € zusätzlich an die Landwirte über die Initiative Tierwohl auszuzahlen. Jetzt folgt mit diesem Schritt eine weitere Soforthilfemaßnahme für die aktuell stark unter Druck stehenden Schweinebauern, die sich pragmatisch und schnell umsetzen lässt."

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Wichtig ist dem Unternehmen zu betonen, dass dies eine zusätzliche Maßnahme ist, also getrennt von den bereits zugesagten 50 Mio. € für die Initiative Tierwohl!

Die Summe wird je Lieferant auf alle deutschen, QS-zertifizierten Schweine, die bei ihm verarbeitet werden, umgelegt und als Zuschlag an die zuliefernden Landwirte weitergegeben.

Lidl will sich nach eigener Aussage mit dieser Aktion an der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zum Verbraucher beteiligen und weist das in seinen Filialen entsprechend transparent aus. "Damit geben wir unseren Kunden die Möglichkeit, sich bewusst dafür zu entscheiden, einen Beitrag für die Unterstützung der heimischen Landwirtschaft zu leisten", heißt es.

In einem nächsten Schritt sei es notwendig, dass Produktion, Verarbeitung, Handel und Politik gemeinsam nachhaltige Lösungen erarbeiten, um die Probleme in der Landwirtschaft unter Einbeziehung aller Marktteilnehmer anzugehen. Hierfür sei Lidl im Austausch mit allen Akteuren.

Schreiben an die Filialen

In den sozialen Netzwerken verbreitete sich am Mittwoch bereits ein entsprechendes Schreiben von der Lidl Geschäftsführung an die Mitarbeiter. Darin wird die Partnerschaft mit allen Landwirten und Erzeugergemeinschaften betont. Zudem werden die Mitarbeiter über den geforderten Dringlichkeitsgipfel, die angekündigte Zahlung von 50 Mio. € in die Initiative Tierwohl, den Einsatz für faire Handelspraktiken und den Verhaltenskodex informiert.

Zu der oben beschriebenen Preiserhöhung heißt es in dem Brief: „Als weitere Maßnahme werden wir ab Donnerstag, 10.12. die Preise für 10 ausgewählte Schweinefleisch-Eckartikel erhöhen (1,00 € pro kg, umgerechnet auf Verpackungsgröße), um so Schweinebauern zusätzlich zu unterstützen. Diese Preiserhöhung geben wir zu 100 % an unsere Landwirte weiter. Ihr erhaltet per Fuhrenpost eine Erstausstattung mit Preisschildern und Einlegern für jede Filiale. Bitte stellt sicher, dass diese vor Filialöffnung am Donnerstag an den entsprechenden Produkten angebracht werden.“

Holzenkamp: „Der LEH muss zurück an den Verhandlungstisch“

Unterdessen ruft der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) den Lebensmitteleinzelhandel dazu auf, die gemeinsamen Gespräche über einen Verhaltenskodex für faire Handelsbedingungen wieder aufzunehmen.

„Der Lebensmitteleinzelhandel hat erkannt, dass der faire Umgang mit landwirtschaftlichen Produzenten die Voraussetzung für dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg ist. Einmalige Zahlungen oder Zugeständnisse einzelner Marktteilnehmer sind positive Zeichen, reichen jedoch nicht aus, um den Herausforderungen dauerhaft zu begegnen“, sagt DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp. Deshalb müssen die Verhandlungen über einen gemeinsamen Kodex zu fairen Geschäftsbeziehungen weitergehen. Diese hatte der Raiffeisenverband bereits im Frühjahr mit Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels aufgenommen. Holzenkamp: „Wir hatten einen vielversprechenden Status erreicht. Der Deutsche Raiffeisenverband steht deshalb auch weiterhin gern als Gesprächspartner für dieses wichtige Thema bereit.“

Das Bundeskabinett hat kürzlich dem Entwurf zur Umsetzung der UTP-Richtlinie (Unfair Trading Practices, kurz UTP) in nationales Recht zugestimmt. Es ist wichtig, dass dieser bedeutsame Schritt zügig geschieht. Gleichzeitig begrüßt der DRV die Initiative der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, weitergehende Maßnahmen jenseits der UTP-Richtlinie verstärkt voranzutreiben. Holzenkamp: „Fairer Wettbewerb darf keine Frage der Umsatzhöhe sein, er muss für alle gelten. Deshalb setzen wir uns dafür ein, den bisher vorgesehenen Anwendungsbereich anzupassen.“

Der DRV-Präsident mahnt an, dass Lebensmittelproduzenten zusammenstehen müssen, um eine gute Verhandlungsposition gegenüber stärkeren Marktteilnehmern zu erreichen: „Genossenschaften als Unternehmen im Eigentum der Landwirtinnen und Landwirte zeigen, wie das gelingt. Bei uns stehen die Bedürfnisse der Mitglieder im Mittelpunkt. Jeder kann den Kurs seines Unternehmens mitbestimmen, indem er sich ehrenamtlich engagiert.“

Landvolk: Auch Milcherzeuger leiden unter Rabattschlachten

„Der sich stetig verschärfende Preiskampf im Lebensmittel-Einzelhandel wirkt sich längst auch auf die Milchbauern aus und passt nicht zu den ständig steigenden Auflagen, die uns die Politik aufbürdet. Das kann und darf so nicht weitergehen“, sagte am Donnerstag auch Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke.

Erlöse aus der Milcherzeugung stagnierten schon seit mehreren Jahren auf einem niedrigen Niveau. Zwar habe sich der Milchmarkt in der Corona-Krise nach Einbrüchen im 2. Quartal wieder stabilisiert, aber die Erzeugerpreise seien für die meisten Höfe weiterhin nicht kostendeckend. Während der durchschnittliche jährliche Auszahlungspreis für die niedersächsischen Landwirte in den letzten drei aufeinanderfolgenden Jahren um mehr als vier Cent je Kilogramm zurückgegangen ist, sind die Kosten in der Milchviehhaltung fast um den gleichen Betrag gestiegen, so der Verband.

Gleichzeitig findet laut Schulte to Brinke im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ein sich stetig verschärfender Kampf um Marktanteile statt. Vielfach begründe der Handel die Rabattschlachten damit, dass er damit zur Entlastung in einem unter Druck stehenden Markt sorgt. „Dass der LEH aber gerade vor Weihnachten, dem absatzstärksten Zeitraum des Jahres, immer wieder Rabattaktionen mit Lebensmitteln durchführt, stößt in der Landwirtschaft auf absolutes Unverständnis“, betont der scheidende Bauernpräsident.

Gerade in einem Krisenjahr, in dem der deutsche Lebensmittel-Einzelhandel von durchweg überdurchschnittlichen Umsätzen profitiert und die Milchbranche den Handel trotz sprunghaft gestiegener Nachfrage zuverlässig und ausreichend mit überdurchschnittlicher Qualität versorgt habe, fühlten sich viele Tierhalter nicht wertgeschätzt.

Hinzu komme, dass der deutsche Lebensmitteleinzelhandel die Leistungen der deutschen Milcherzeuger, die in der Produktion höhere Standards über Weltmarktniveau erfüllen, nicht anerkennt. „Milch ist nicht gleich Milch“, sagt der Landvolkpräsident. Vielfach würden Preissenkungen damit begründet, dass man geringere Beschaffungskosten, die aus sinkenden Weltmarktpreisen resultieren, an den Verbraucher weitergeben möchte.

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