„Good morning, Gerd! Can we start driving to Tjørntved?“, heißt es am Morgen meines dritten Praktikumstages. Mit Serhiy fahre ich zum 1 km entfernten Zuchtbetrieb. Ich bin überrascht, als ich dort auf Sarah treffe, denn sie spricht Deutsch. Sie ist vor einigen Jahren mit ihrer Familie nach Dänemark gezogen und hat hier Fuß gefasst. Sarah führt mich durch alle Stallabteile und kann mir auch viele Fragen beantworten.
Heute werden die männlichen Ferkel abgesetzt. Wir treiben die Tiere auf den betriebseigenen Vieh-Lkw, der sie nach Skovsbo bringt. Dabei sortieren wir die kleinsten Ferkel aus. Sie werden in einem eigenen Flatdeck aufgezogen, bis sie groß genug sind, um ebenfalls nach Skovsbo zu kommen.
Am Vormittag bleibe ich bei Kristian. Er ist der Betriebsmanager von Tjørntved und für den Verkauf zuständig. Ich begleite ihn bei der Vorsortierung der Jungsauen. Dafür hat er sich im Vorfeld bereits über die Abstammung und Leistung der Geschwister informiert. Er nutzt die Zuchtdatenbank von DanZucht für diese Arbeit. Der dort verzeichnete Index für jedes Tier wird einmal wöchentlich aktualisiert! Weiterhin werden alle Zuchtschweine, die nicht dem Qualitätsstandard entsprechen, geschlachtet. Kriterien dafür sind unter anderem das Alter, Kondition, Stand und Optik. Die Richtlinien sind sehr scharf, zum Beispiel werden auch Sauen aussortiert, die nur einen winzigen schwarzen Punkt auf der Nase oder sonst wo haben.
Alle Informationen zusammen ergeben eine bestimmte Anzahl von Indexpunkten. Je nachdem, welche Leistung die Geschwister und Verwandten bringen, steigen oder sinken die Punkte. Als verkaufswürdig gilt eine Sau normalerweise ab 70 Indexpunkten. Kristian hat seine Grenze aber auf 80 Punkte gesetzt. Damit will er 1A Qualität verkaufen. Rund 85% seiner Jungsauen gehen nach Deutschland. Seine Kunden will er mit seiner gleichbleibend guten Qualität weiterhin überzeugen.
Das Team – bestehend aus 10 Mitarbeitern, davon 4 Frauen – achtet in der Anlage auf strikte Hygiene. Eine Hygieneschleuse (Duschen und komplettes Umkleiden sind Pflicht) ist im übrigen Standard auf allen Betrieben Oldenbjergs. Hier im Zuchtbetrieb stehen für jeden Stallbereich unterschiedliche Stiefel und Schuhe parat. Zwischen Sauenbereich und Aufzucht sind bei den Übergängen klare Linien, die mit unterschiedlichem Schuhwerk zu betreten sind. Ebenso sind in den Flatdeck- und Abferkelabteilen jeweils Schuhe in jedem Gang, mit denen (nur) die Buchten betreten werden dürfen. Ebenso sind die Mitarbeiter so eingeteilt, dass sie nicht ständig in die anderen Bereiche laufen.
Mein Fazit des Tages:Der Jungsauenexport ist eine wichtige wirtschaftliche Gröβe für den Betrieb. Deshalb achtet man auch penibel auf Qualität bei der Auswahl der Tiere. Beim Zuchtindex profitieren die Dänen von ihrer zentralen Datenbank.
Rote Linien trennen den Übergang zwischen Sauenbereich und Aufzucht
Weitere Infos zur top agrar-Aktion Power-Praktikum und zum Tagebuch von Gerd Kaalmink.
