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Praxisfall ASP: Es beginnt bei älteren Tieren

Die ersten Anzeichen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sind oft ganz unspektakulär und können leicht übersehen werden. Worauf Sie achten sollten, erläutert ASP-Experte Dr. Tomasz Trela.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) steht unmittelbar vor den Toren Deutschlands und bleibt trotz Corona-Pandemie das beherrschende Thema in der Schweineproduktion. Vor allem in Osteuropa und Asien wütet die Tierseuche nach wie vor massiv. Seitdem die ASP im vergangenen Jahr einen großen Sprung Richtung Westpolen gemacht hat, steigt auch für Betriebe in Deutschland das Risiko einer Einschleppung.

Entscheidend ist, den Ersteintrag des Erregers so früh wie möglich ausfindig zu machen und rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können. Doch woran erkennt man eine ASP-Infektion im eigenen Bestand? Dr. Tomasz Trela hat in Osteuropa zahlreiche ASP-Ausbrüche miterlebt. Er ist Tierarzt und Mitarbeiter vom Impfstoffhersteller Boehringer Ingelheim und betreut die Regionen Zentral- und Osteuropa.

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Praxisfall aus Ostpolen

Als zwei Sauen gegen Ende der Trächtigkeit verferkelten, vermutete der Betriebsleiter zunächst einen PRRS-Ausbruch.

Der ASP-Ausbruch ereignete sich in einem Ferkelerzeugerbetrieb mit rund 300 Sauen inklusive Ferkelaufzucht im Nordosten Polens. Der Betrieb lag in einer Überwachungszone in einem Gebiet mit hoher Schwarzwilddichte und ASP-infizierten Wildschweinen.

Als in dem Betrieb am 5. Juni 2019 zwei Zuchtsauen am 110. Trächtigkeitstag verferkelten, vermutete der Betriebsleiter zunächst einen PRRS-Ausbruch. Die Herde war bis dato jedoch PRRS-frei. Deshalb zog der Betriebsleiter sofort seinen Hoftierarzt zu Rate. Dieser schickte am nächsten Tag Abortmaterial (Plazenta und Ferkel) sowie Blutproben in das Labor der staatlichen Veterinärbehörde in Pulawy. Zusätzlich zu einem Test auf PRRS forderte der Bestandstierarzt auch, auf ASP zu testen.

Am darauf folgenden Tag (7. Juni) erhielt der Ferkelerzeuger das Laborergebnis. Die eingeschickten Proben waren PRRS-negativ und ASP-positiv. Vom 10. bis 13. Juni wurde der gesamte Bestand dann gekeult. Das Fatale: Am 3. und 4. Juni, kurz bevor die Zuchtsauen verferkelten und der Ferkelerzeuger überhaupt erste Probleme feststellen konnte, wurden zwei Ferkelpartien mit je 300 Tieren an Kunden in Südpolen ausgeliefert.

Die Mastbetriebe wurden nach der ASP-Bestätigung des Labors informiert und am 8. Juni 2019 unter Quarantäne gestellt. Vom 10. Juni bis Mitte September wurden die Mastbetriebe gesperrt und mittels Blutproben und PCR (Polymerase-Kettenreaktion) überwacht. Alle Falltiere wurden zudem auf ASP getestet. Die Testergebnisse fielen jedoch alle ASP-negativ aus.

Schleichende Ausbreitung

Anders als z.B. bei der Klassischen Schweinepest (KSP) hat sich die ASP in dem Sauenbetrieb nicht explosionsartig ausgebreitet, sondern langsam und schleichend. Von den einzelnen Aborten bis zu den ersten sichtbaren ASP-Symptomen verging rund eine Woche. Im Verlauf der Keulungsmaßnahmen zeigten viele Tiere hämorrhagische (zu Blutungen neigende) Hautveränderungen, wie z.B. punktförmige, blaubeerfarbene Unterhautblutungen. Diese traten vor allem an Ohren, Bauch, Flanken und anderen Körperstellen auf.

Bei einigen Sauen waren die Blutgefäße im Unterhautgewebe zerstört und eine blutige Flüssigkeit trat aus der Haut aus. Bei anderen Tieren kam es wiederum zu Blutungen aus den Augen, dem After oder den Tieren lief blutiger Schaum aus der Rüsselscheibe bzw. dem Maul. Auch eitrige Abszesse und Gelenkentzündungen traten auf. Die infizierten Schweine wirkten apathisch und abgeschlagen. Bei einigen Tieren ging die Futteraufnahme teilweise bis zur völligen Abmagerung zurück.

Auffällig war auch, dass zunächst nur die älteren Tiere wie Zuchtsauen und Endmastschweine betroffen waren. Im späteren Krankheitsverlauf traten Symptome wie punktförmige Blutungen dann auch bei Ferkeln auf.

Wie das Virus in den Bestand eingeschleppt wurde, konnte abschließend nicht eindeutig ermittelt werden. Bis zum ASP-Ausbruch im Juni 2019 war die Biosicherheit des Betriebes mittelmäßig. Zwar war das Betriebsgelände fest umzäunt, Kleidung sowie Schuhe wurden gewechselt und Fahrzeuge desinfiziert. Ein konsequentes Biosicherheitskonzept fehlte jedoch.

Nach dem ASP-Ausbruch im vergangenen Jahr hat der Betrieb sein Biosicherheitskonzept komplett überarbeitet. Seitdem werden Transportmittel konsequent von der weißen Zone ausgegrenzt. Die Produktionszone wurde zudem hermetisch abgeriegelt. Der Zugang erfolgt nur über eine Hygieneschleuse mit Dusche. Auch die Bekämpfung von Schadnagern und Fliegen wurde verbessert. Derzeit repopuliert der Betriebsleiter seinen Bestand. Im April 2020 wurden bereits die ersten Jungsauen eingestallt.

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