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Preismisere in der Landwirtschaft: „Rewe allein kann die Probleme nicht lösen!“

Rewe-Chefeinkäufer Hans-Jürgen Moog setzt weiterhin auf direkte Partnerschaften mit den Bauern. Diskutiert werden im Rewe-Konzern auch neue Marktmodelle.

Lesezeit: 5 Minuten

Herr Moog, Sie haben zum Start der Rewe-Jahresgespräche angekündigt, die Forderungen Ihrer Lieferanten nach Preiserhöhungen abzulehnen. Sie verlangen sogar Preissenkungen. Wie passt das angesichts der stark steigenden Produktionskosten auf der Primärstufe zusammen?

Moog:Über unsere Verhandlungen mit den großen Unternehmen der Lebensmittelindustrie sprechen wir grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit. Und wir kommentieren auch nicht irgendwelche Medienberichte. Unsere seit langer Zeit sehr intensiven Gespräche mit Vertretern der Landwirtschaft sind eine ganz andere Sache.

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Wir kennen die angespannte Situation auf den Höfen und haben bereits gehandelt. Durch den seit 2020 festgesetzten Mindestpreis für Schweinefleisch und unser Bekenntnis zu 5xD bei Schweinefrischfleisch haben wir bewiesen, dass wir als Rewe Group zu einer Teillösung dieser schwierigen Situation beitragen wollen. Und um es nochmals deutlich zu sagen: Wir zahlen aufgrund unseres Mindestpreises für Schweinefleisch schon seit Monaten rund 30 % mehr als die aktuelle Schweinefleischnotierung hergibt. Auch im Bereich Milch und Eier zahlen wir höhere Preise.

Wir wissen um die angespannte Situation auf den Höfen."

Deutsche Landwirte haben mit explodierenden Produktionskosten – Energie, Futter, Düngemittel – zu kämpfen. Zudem sollen die Tierhalter ihre Haltung auf mehr Tierwohl (Haltungsform 3 und 4) umstellen. Auch das kostet die Bauern Milliarden. Wie passt Ihre Forderung zu Preissenkungen da ins Bild?

Moog:Das sind zwei unabhängige Bereiche. Der Transformationsprozess hin zu mehr Tierwohl ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der bereits läuft. Die ITW ist ein historischer Erfolg, der alle Mitglieder der Wertschöpfungskette an einen Tisch gebracht hat. Entscheidend ist nun, dass wir die ITW weiterdenken: künftig müssen sich mehr Teilnehmer aus dem Handel klar bekennen, es müssen sich mehr Landwirte beteiligen und auch die Gastronomie muss viel stärker in die Pflicht genommen werden.

Nur im Zuge der ITW können wir Planungssicherheit für die Landwirte verbindlich sicherstellen und das Fundament für Investitionen schaffen. Die Politik hat bisher keine adäquate Lösung gefunden. Hier erhoffen wir uns von der neuen Bundesregierung die dringend notwendigen Impulse. Denn ohne politische Unterstützung, wie z.B. bei baurechtlichen Genehmigungen, wird der Handel es allein mit den Landwirten nicht schaffen.

Zitat: „Beim Tierwohl hoffen wir auf Impulse der neuen Bundesregierung“

Einkäufer aus dem Handel verlangen, dass die Hersteller/Lieferanten ihre Kontrakte mit den jeweiligen Rohstofflieferanten offenlegen. Ziel ist, zu prüfen, ob die Rohwarenkosten tatsächlich gestiegen sind. Unterstützen Sie bei Rewe dieses Geschäftsgebaren?

Moog:Überall dort, wo wir an die Verarbeitungsstufe Geld für Produkte zahlen – zum Beispiel bei Molkereien oder Schlachtereien – haben wir wenig Einblick und keinen Einfluss darauf, wie viel Geld an die Landwirte tatsächlich weitergereicht wird. Im Austausch mit der Landwirtschaft wurde uns aber immer wieder berichtet, dass der Handel dafür verantwortlich gemacht wurde, dass die Auszahlungspreise für die Landwirte nicht passen – und dass trotz guter Abschlüsse der Zwischenstufen mit uns Händlern.

Wir haben keinen Einblick darin, wie viel Geld unsere Lieferanten an die Bauern weiterreichen“

Anscheinend ist es für den einen oder anderen in den Zwischenstufen sowohl bequem als auch lukrativ, dass es eine gewisse Intransparenz gibt. Wie herausfordernd es ist, den Landwirten direkt zu helfen, haben wir bei unseren aktuell garantierten Mindestpreisen im Schweinesektor erfahren. Um sicherzustellen, dass unsere Mindestpreise tatsächlich an die Landwirtschaft weitergereicht werden, waren komplizierte vertragliche Konstrukte notwendig, die wir sehr sorgfältig haben überprüfen lassen.

Landwirte haben den Eindruck, dass der Handel zwar viel verspricht und enger mit den Bauern zusammenarbeiten möchte. Die Realität aber ist eine ganz andere. Der Handel ist ein Meister darin, Kosten auf die Urproduzenten abzuwälzen. Warum gelingt es nicht, steigende Kosten an die Verbraucher durchzureichen?

Moog:Dort, wo Rewe-Kaufleute direkte Beziehungen zu Erzeugern unterhalten, gibt es gute Lösungen im Hinblick auf die Erzeugerpreise, die selbstverständlich immer auch die Kosten reflektieren müssen. Im Übrigen weiß jeder, der den Markt hierzulande kennt, dass wir bei der Rewe Group nicht den Preisbenchmark in Deutschland setzen. Unser Ansatz ist vielmehr, über Qualität, Regionalität und unsere genossenschaftliche Verwurzelung die Kunden zu überzeugen, auch wenn wir gleichwohl Angebote für Menschen schaffen, die sich sehr genau überlegen müssen, wie sie ihr Geld für Lebensmittel ausgeben. Bei uns gilt das Motto „Keine Denkverbote“. Ich glaube, dass wir tagtäglich beweisen, dass wir nach echten Lösungen suchen. Aber Rewe allein kann die Probleme nicht lösen.

Angenommen, Sie können sich mit Ihren Forderungen nach sinkenden Einkaufspreisen nicht durchsetzen. Fliegen dann in Deutschland produzierte Milch- und Fleisch-/Wurstwaren aus den Regalen?

Moog: In unseren Märkten wollen wir auch weiterhin die gesamte Vielfalt der Branche wiederfinden. Denn das ist es, was unsere Kunden von uns erwarten. Deshalb bekennen wir uns zur heimischen Landwirtschaft. Wir haben uns als erster Händler in Deutschland klar zu 5xD bei Schweinefleisch bekannt, wir sorgen tausendfach durch unsere Lokal-Partnerschaften für lokale Produkte in unseren Märkten und bieten den Landwirten Absatz- und Werbemöglichkeiten vor Ort. Wir stehen selbstverständlich weiterhin für den Dialog mit der Landwirtschaft bereit und bewerten gemeinsam mit Landwirten neue Marktmodelle für die Bereiche Fleisch und Milch. Daran arbeiten wir derzeit intensiv.

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