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Grüne Woche

Reinert kontert Kritik: „Wir sitzen doch alle in einem Boot!“

Im Juli 2018 hat der Wursthersteller Reinert aus Versmold (NRW) Fleischprodukte aus 100 % antibiotikafreier Aufzucht in den Handel gebracht. Von Seiten der Landwirtschaft kam daraufhin Kritik auf. Auf der Grünen Woche in Berlin zog der Inhaber nun Zwischenbilanz und erklärte, warum eine grundsätzliche Abkehr von Antibiotika dringend angeraten ist.

Lesezeit: 3 Minuten

Im Sommer hatte das Familienunternehmen Reinert mit dem Pilotprojekt „HerzensSACHE“ erstmalig eine nationale Wurstmarke eingeführt, bei der ausschließlich Fleisch aus 100% antibiotikafreier Aufzucht verarbeitet wird. Das Fleisch kommt aus Dänemark von 45 Landwirten, die am Programm GOA (gezüchtet ohne Antibiotika) teilnehmen. Sie bringen fast 90 % der Tiere zur Schlachtreife und erhalten 17 Cent Aufschlag/kg, so dass Reinert heute sechs Produkte mit der markanten pinken Verpackung in den Supermarktregalen platzieren kann. Der Anteil der HerzensSACHE-Produkte an dem Reinert-Portfolio beträgt 2,6 %.

Das rief allerdings Kritik von Seiten der Schweinehalter hervor. So kritisierte die ISN, Reinert nutze die unbegründete Angst der Verbraucher vor Antibiotika in Fleisch für Werbezwecke. Zudem wurde kritisiert, dass von dem Programm nur dänische Mäster profitieren.

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Hierzu stellte Hans-Ewald Reinert in Berlin klar, dass er fest an die Notwendigkeit einer Wende beim Einsatz von Antibiotika glaube. Er untermauerte dies mit wissenschaftlichen Studien zur Ausbreitung multiresistenter Keime sowie einer aktuellen Verbraucherbefragung. Sein Vorstoß sei vergleichbar mit der Energiewende oder der kommenden Wende zur Elektromobilität: Einer müsse den Anfang machen.

Als Gründe, warum er das Fleisch derzeit von Danish Crown aus dem dortigen GOA-Programm beziehe, erklärte der Unternehmer, dass dort andere systemische Strukturen vorherrschten als in Deutschland. Notwendig sei eine gleichbleibend hohe Menge, ein komplett transparentes, kontrolliertes System vom Ferkel bis zur Schlachtung inkl. einer getrennten Verarbeitung. Das alles gewährleiste der Partner Danish Crown aus einer Hand. Von staatlicher Seite gebe es Unterstützung. Anders in Deutschland, wo jeder Landwirt auf sich selbst gestellt ist, so Reinert.

„Der Einsatz von Antibiotika in der Mast ist viel zu hoch“

„Die Zahlen einer Umfrage und die Reaktionen machen deutlich, dass die Verbraucher eine Alternative zu konventionellen Produkten wollen und gegenüber dem Problem des hohen Antibiotikaeinsatzes zunehmend sensibel sind", erläuterte Hans-Ewald Reinert weiter. Verbraucher würden die Gefahren durch multiresistente Keime mittlerweile als ernsthafte Bedrohung wahrnehmen und genau wie Fachleute und Wissenschaftler eine deutliche Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft fordern.

„Jedes Verbraucherthema, das wir nicht ernst nehmen, kostet Vertrauen“, so der Unternehmer. Seinen Erfahrungen nach bewege sich gefühlt wenig. In der Wurstbranche gebe es einen konstanten Vertrauensverlust, daher packe man das Thema frühzeitig an, um mit neuen Produkten Vorreiter am Markt zu sein.

Reinert kritisiert, dass jedes Jahr immer noch fast 800 t Antibiotika in deutschen Ställen zum Einsatz kommen. „Der massive Verbrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft ist einfach viel zu hoch. Uns ist klar, dass sich dieser Zustand nicht von heute auf morgen ändern lässt und von vielen Faktoren abhängt.

Wie der Firmenchef in Berlin aber klarstellte, glaube er an eine Transformation hin zu einer antibiotikafreien Mast auch bei uns, auch wenn er mehrheitlich derzeit noch konventionelle Ware verkauft. „Wir sitzen alle in einem Boot. Unser Weg ist natürlich steinig und bedeutet Kampf und Schmerz, aber das Ziel ist klar“, so Reinert. Er bittet aber um Geduld: „Es wird dauern, bis die Menge an Fleisch zur Verfügung steht, um auf breiter Front antibiotikafreie Aufzucht als neuen Standard in der Branche zu etablieren.“ Er musste aber auch eingestehen, dass Tiere, die dann doch mal mit Antibiotika behandelt werden müssen, nur noch als konventionelles Fleisch vermarktet werden können.

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