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Rewe: "Wir müssen gegenüber Landwirten verbindlicher werden!"

Die Vertreter von Rewe, Böseler Goldschmaus, Simon Fleisch und German Meat sehen weiterhin eine Zukunft für deutsche Schweinehalter. Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Das Podium auf der ISN-Mitgliederversammlung am Donnerstag suchte nach Auswegen aus der Preis- und Strukturkrise auf dem deutschen Schweinemarkt. Neben Vertretern aus der Schlachtbranche stellte sich die Handelskette Rewe und German Meat als Vertreter der Exporteure der Diskussion.

„Personal ist limitierender Faktor“

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Dr. Bernhard J. Simon, Geschäftsführender Gesellschafter Simon Fleisch bezeichnete die Personalsituation auf Deutschlands Schlachtbetrieben als Katastrophe. „Wir betreiben einen riesen Aufwand, um unsere Arbeiter an uns zu binden und zu integrieren“, erklärte der 41-jährige. Die vor allem osteuropäischen Mitarbeiter würden aber vor allem auf den Nettoverdienst schauen und der sei durch das Ende der Werkverträge bei vielen eher kleiner geworden. Die Folge sei, dass viele Kollegen nun lieber im Weinbau, im Schiffsbau oder bei Amazon arbeiten.

„Wir schlachten in Deutschland gut 800.000 Schweine pro Woche und haben dennoch Überhänge“, erklärte Simon. Er plädierte sogar dafür die Werkverträge in Deutschland ganz einzustellen, um endlich Waffengleichheit zu schaffen.

Simon kritisierte zudem den unfairen Wettbewerb in der EU. „Wir haben einerseits einen freien Warenverkehr und stellen gleichzeitig unterschiedliche Anforderungen“. Sein Beispiel: In Deutschland dürfen Transporteure 170 Schweine fahren. Wenn er Tiere in Belgien kaufe und nach Deutschland hole, darf der Spediteur aber 195 Mastschweine transportieren, weil es dafür eine Ausnahmeregelung gebe. "Das macht doch keinen Sinn", schimpfte er.

„Wir brauchen den Export, selbst wenn wir nur 1 Schwein in Deutschland schlachten“

Steffen Reiter, Geschäftsführer der deutschen Exportorganisation German Meat stellte klar, wie wichtig der Export trotz ASP in Deutschland sei. Wir können viele Teilstücke vom Schwein schlicht nicht Vorort verwerten. Überspitzt könne man sagen, dass selbst bei einem einzigen Schlachtschwein in Deutschland schon Exportbedarf entstehe.

Reiter ist zuversichtlich, dass Deutschland trotz ASP künftig wieder mehr Zugang zum Weltmarkt bekommt. Der Drittlandexport sei im Zeitraum Januar bis August 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fast 60 % zurückgegangen. Es gebe aber immer mehr Länder, die die Regionalisierung akzeptierten, erklärte er.

Er nannte Vietnam, Hongkong, Chile, Kanada etc. Im Dezember könne eventuell auch Thailand wieder an Bord sein. Das Ganze sei mühsam und langwierig. „Uns fehlt oft die politische Unterstützung beim Öffnen der Exportmärkte“, beklagte Reiter. Exporteure in Frankreich oder Spanien hätten deutlch mehr Rückenwind.

Dennoch zeigte er sich hinsichtlich China hoffnungsvoll. „Wir sitzen am Verhandlungstisch“, erklärte Reiter. Das würde China nicht tun, wenn es keine Chancen gebe.

„Der Kunde akzeptiert keine leeren Regale!“

Markus vom Stein, Bereichsleiter Ultrafrische bei der Rewe-Group machte deutlich, dass Rewe bereit sei, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen. Nicht umsonst zahle man im Gegensatz zu anderen Handelsketten Mindestpreise und habe zugesagt, bis Sommer 2022 fast vollständig auf deutsche Ware (5xD) umzustellen. Ein vollständige Umstellung sei aber nicht möglich, weil man beispielsweise saisonal nicht auseichend deutsche Filets kaufen könne.

„Leere Regale sind keine Option für uns!“, stellte vom Stein klar. Rewe stehe im harten Wettbewerb. Der Kunde sei weiterhin vor allem auf den Preis fixiert. „Wenn wir Filets in Aktion haben verkaufen wir 250 t. Ohne Rabatt sind es nur 10 t“, berichtet vom Stein. Gleichzeitig sei aber die Nachfrage nach Biofleisch um 60 % gestiegen und man könne gar nicht ausreichend Ware bekommen.

Das Dilemma aus der Forderung nach mehr Tierwohl und der starken Preissensibilität der Kunden könne die Branche nur als Ganzes lösen, meinte Stein. Man müsse die Initiative Tierwohl (ITW) weiterentwickeln und in den Supermärkten den Standard hochsetzen. „Wenn der Verbraucher im Laden ausschließlich Tierwohlfleisch findet, kauft er es auch“, stellte er klar.

Dabei dürfe man aber nicht beim Frischfleisch stehen bleiben, es mache lediglich 25 % des Marktes aus. Die Verarbeiter müssten ebenfalls auf ITW-Ware umstellen. Rewe sei aktuell deshalb dabei, dass ITW-Wurstangebot auszubauen.

Selbstkritisch sagte er: „Wir müssen gegenüber den Landwirten verbindlicher werden.“ Wenn man auf höhere Haltungsstufen umstelle, müssten Warenströme getrennt und Zusagen gemacht werden. „Wir wollen mit Kooperationsverträgen noch näher ran an die Grüne Seite“, versprach der Rewe-Manager.

„ASP ist gekommen, um zu bleiben“

Dr. Gerald Otto, verantwortlich für Tierschutz, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit bei der Goldschmaus Gruppe zeigte, wie stark sich der Verlust vieler Drittlandsmärkte auswirkt. Das Unternehmen exportiert rund 55 % seines Fleisches und kalkuliert den Wertschöpfungsverlust auf bis zu 50 € je Schwein.

China sei nicht zu ersetzen, stellte er klar. „Die Verwertung des Schweinekopfs hat 94 % an Wert verloren“, sagte Otto. Allein dadurch erlöse man 7 € weniger pro Tier.

Mit Blick auf die ASP nahm Otto den Landwirten die Illusion, man könne das Virus wieder loswerden. Dafür sei der Virusdruck aus Polen einfach zu hoch. „ASP ist gekommen um zu bleiben“, stellte er klar. Weitere Länder werde s künftig treffen und man werde mit dem Virus leben müssen.

Er befürchtet, dass das Virus weiter nach Westen kommt und auch die Veredelungshochburgen bedroht. Die branche hier sehe er zwar gut vorbereitet, wenn ASP nach Westdeutschland schwappe. Die schlechte sei: „Es wird uns trotzdem überrennen.“ Der Markt würde zusammenbrechen, weil die Tierzahlen in den Hochburgen soviel höher sind als in den bisher betroffenen Gebieten in Ostdeutschland. Das sei kaum zu händeln, erklärte Otto.

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