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Schweine-Überhänge: Schlachthöfe sollen auch an Feiertagen arbeiten dürfen

Die emotionale Rede von Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast am Donnerstag im Landtag hat Viele berührt. Nun könnte es eine Sonderregelung für die Schlachtbranche geben.

Lesezeit: 5 Minuten

Nachdem die Behörden den Weidemark-Schlachthof in Sögel ab Sonntag Corona-bedingt für zunächst 22 Tage schließen und die Schlachtungen am Vion-Standort in Emstek deutlich reduzieren wollen, wächst die Sorge bei den Schweinehaltern in Niedersachsen massiv.

Die ISN sprach in einem Brandbrief am Donnerstag von einem drastischen Schweinestau, der immer mehr Schweinehalter unverschuldet in eine existentielle Notlage bringt. Wenn es nicht schnell wieder zu einer Ausweitung der Schlacht- und Zerlegekapazitäten kommt, würden zu Weihnachten weit über eine Million Schweine in den Ställen stehen, warnt die Interessengemeinschaft. Auch der Betrieb Bochum soll die Schweineschlachtungen gestoppt haben.

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Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast berichtete am Donnerstag im Landtag unter Tränen, dass sie Anrufe von weinenden Männern und Frauen erhalte, die nicht mehr ein und aus wüssten. "Sie sagen, ich töte meine Schweine und werde mich umbringen", so die CDU-Politikerin.

Am Nachmittag nun teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium (ML) mit, man verhandele gerade mit dem Gesundheitsministerium über die rechtlichen Voraussetzungen, so dass Schlachtungen auch an Sonn- und Feiertagen möglich werden.

Laut Otte-Kinast sei es aus Tierschutzgründen wichtig, alle Möglichkeiten zu prüfen und so dabei zu helfen, den Druck in den Ställen etwas abzubauen. „Mit der vorübergehenden Ausnahmegenehmigung für Sonn- und Feiertagsarbeit wollen wir den Schlachthöfen mehr Flexibilität ermöglichen." Eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit sei aber derzeit nicht geplant.

Ergänzend würde es Gespräche sowohl auf Leitungs- als auch auf Fachebene unter anderem mit der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) und dem Verband der Fleischindustrie (VdF) geben, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Ministerin Otte-Kinast appelliert gleichzeitig an die unternehmerische Verantwortung der Landwirte, ihren Teil zur Verbesserung der Situation beizutragen: „Durch die Corona-Pandemie und die Afrikanische Schweinepest wird die Situation in den kommenden Monaten angespannt bleiben. Hier müssen die Betriebe auch selbst gegensteuern!" Aus Tierschutzgründen sei es geboten, weniger Sauen besamen zu lassen, damit weniger Ferkel nachwachsen und der Druck in den Mastställen sich nicht kontinuierlich massiv aufbaue.

Der Überhang in Niedersachsen umfasst bezogen auf die wöchentlichen Schlachtungen nach Schätzungen der Landwirtschaftskammer zirka 30.000 bis 40.000 Mastschweine. In Niedersachsen gibt es rund 5.300 Schweine haltende Betriebe, in den Ställen werden etwa 8,3 Mio. Tiere gehalten.

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Unterstützung von Rukwied

Auch DBV-Präsident Joachim Rukwied hat dazu aufgerufen, "alle Möglichkeiten" zu nutzen, um den sogenannten Schweinestau in Ställen abzubauen. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" forderte er Kompromissbereitschaft, um auch Tierwohl weiter gewährleisten zu können.

Er verwies darauf, dass die wirtschaftliche Situation nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) unter Wildschweinen in Brandenburg ohnehin angespannt sei. "Die Konsequenz war ein massiver Preiseinbruch von 20 Cent pro Kilogramm Fleisch. Die Preise für Ferkel sind um 12 Euro auf 27 Euro pro Tier gefallen."

Der genaue Corona- und ASP-Schaden lasse sich zwar noch nicht beziffern, aber: "Bei den jetzigen Preisen schreiben die Betriebe mit jedem Schwein oder Ferkel, das sie verkaufen, rote Zahlen. So viel steht fest. Das hält man nicht lange durch."

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Holzenkamp erwartet von Allen echten Willen zur Problemlösung

„Die Nerven liegen blank. Das Branchengespräch, bei dem Bund, Länder sowie Fleisch- und Lebensmittelbranche am Freitag über die Zukunft der Fleischwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette diskutieren, ist deshalb immens wichtig“, sagt der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) Franz-Josef Holzenkamp.

„Ich erwarte, dass neben langfristigen Herausforderungen auch die Lösung akut drängender Schwierigkeiten angegangen wird. Die Liste ist lang, aber alle Themen müssen auf den Tisch. Aktuell gilt es, den Rückstau in den Schweineställen aufzulösen. Dafür gibt es konkrete Ansätze. Um zu Verbesserungen zu kommen, erwarte ich von allen Beteiligten den Willen zur Problemlösung. Für die Politik heißt das, sie darf nicht länger nur moderieren, sie muss handeln.“

Schlachtkapazitäten fehlen – Tierschutz bedroht

Die Unternehmen der Fleischwirtschaft haben in besonderer Weise Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter und nehmen diese auch wahr. Holzenkamp: „Der Schutz der Menschen hat oberste Priorität. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und das Funktionieren der Fleischwirtschaft viele Rädchen ineinandergreifen müssen.“

Als Folge der derzeit fehlenden Schlachtkapazitäten für Schweine drohen Mängel beim Tierschutz. Schlachtschweine können nur mit großer Verzögerung abgenommen werden, bleiben also länger im Stall und wachsen weiter. Es muss möglich sein, unter Einhaltung epidemiologisch angemessener Corona-Schutzmaßnahmen, mindestens die vorhandenen Kapazitäten zu erhalten. Die Schließung von Schlachthöfen muss durch eine fundierte Teststrategie vermieden werden. Zusätzlich ist ein abgestimmtes Maßnahmenpaket zur Flexibilisierung der Arbeit in den Schlachthöfen notwendig. Die Bundespolitik ist gefordert, den Schlachtunternehmen eine Anwerbung von Arbeitskräften aus Drittstaaten wieder zu ermöglichen.

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