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Schweinefleisch: 5xD schon wieder auf dem Rückzug?

Fleisch von Schweinen mir deutscher Geburt bzw. 5xD ist im LEH angesagt und einige Schlachtunternehmen zahlen Aufschläge. Doch nun kassieren einige Unternehmen den Zuschlag wieder ein. Warum?

Lesezeit: 6 Minuten

Es war ein Hoffnungsschimmer vor allem für deutsche Ferkelerzeuger: Die meisten deutschen Handelsketten haben sich beim frischem Schweinefleisch auf deutsche Herkunft festgelegt und das von Geburt an. Etliche Schlachtunternehmen unterstützen das und zahlten für ITW-Schweine mit deutscher Geburt 1 bis 3 Cent pro kg extra.

Doch nun scheint sich der Wind schon wieder zu drehen, denn einige Unternehmen streichen den „Deutschland-Bonus“. So hat der Mittelständler Simon Fleisch vor einigen Wochen den Aufschlag wieder abgeschafft. Und nun wird bekannt, dass auch Danish Crown ab Oktober die Zuschläge für die deutsche Geburt bei ITW-Schweinen streicht.

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Danish Crown

Auf Nachfrage von top agrar macht der Geschäftsführer bei Danish Crown Deutschland Jakob Sögaard keinen Hehl aus dem Problem. Danish Crown habe Anfang des Jahres mit den Lieferanten Zuschläge von 1 bis 3 Cent für 5xD vereinbart und sei damit in Vorleistung gegangen. Nun stelle er fest, dass es im Verkauf nicht umsetzbar ist. „Wir müssen als Unternehmen vor allem wirtschaftlich arbeiten“, erklärt Sögaard.

Der Absatz von 5xD ist herausgefordert - Danish Crown

Er sieht zusätzliche nationale Anforderungen ohnehin kritisch. Danish Crown sei Teil einer dänischen Genossenschaft die vor allem international denke. Die Initiative Tierwohl (ITW) und 5xD könnten allenfalls in Deutschland höhere Erlöse erzielen. Generell gilt, dass der Absatz auf dem internationalen Markt eine groβe Rolle spielt, um Schweine wirtschaftlich vermarkten zu können.

Und auf den ausländischen Märkten würden diese Kriterien eben nicht bezahlt. Die gleiche Absatzproblematik bestehe für Haltungsform 3 - Schweine, so Sögaard. Danish Crown hat einem Exportanteil von mehr als 50 %.

Simon Fleisch

Bei Simon Fleisch in Rheinland-Pfalz stößt man ins gleiche Horn. „Das Konsumverhalten hat sich aufgrund der dramatisch gestiegenen Energiepreise deutlich verändert. Die Verbraucher müssen sparen, teurere Produkte bleiben im Regal liegen und stattdessen wird wieder verstärkt im Preiseinstiegssegment gekauft“, erklärt Mitgeschäftsführer Dr. Bernhard J. Simon. Diesen Effekt spüre er aktuell besonders beim Biofleisch, aber auch bei ITW-Schweinen und höheren Haltungsformstufen.

Aktuell zählt nur der Preis und Versorgungssicherheit - Simon Fleisch

„Das Thema Tierwohl ist in der öffentlichen Debatte in den Hintergrund gerutscht, jetzt steht die Versorgungssicherheit mit bezahlbaren Lebensmitteln im Fokus“, so Simon, der auch im Vorstand des Verbands der Fleischwirtschaft (VDF) sitzt.

Er habe den Trend zu 5xD gerne unterstützt, um die hiesigen Schweine- und Sauenhalter zu stärken. Aber diese etwas teurere Ware sei aktuell weniger gefragt. Die Kundennachfrage nach Fleisch „mit deutscher Geburt“ ließen sich zurzeit auch ohne Zahlung von Prämien abdecken und in der angespannten wirtschaftlichen Lage müsse man jede Kostenposition hinterfragen.

„Trend zu Tierwohl und Regionalität bleibt“

Simon, der auch Stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) ist, geht dennoch davon aus, dass sich diese Situation wieder ändern wird: „Wir sehen seit Jahren einen gesellschaftlichen Trend zu mehr Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit sowie regionaler Erzeugung. Der Trend hat sich aufgrund der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise etwas abgeschwächt, aber mittelfristig wird er wieder stärker werden“.

Simon weist aber auch auf die damit verbundenen Kosten hin „Den von der Politik gewünschten Umbau der Nutztierhaltung zu mehr Tierwohl in deutschen Ställen gibt es nicht zum Nulltarif, die deutschen Konsumenten werden zukünftig in Relation zum Gesamteinkommen wieder deutlich mehr Geld für Lebensmittel ausgeben müssen“.

Vion zahlt weiter den Zuschlag

Bei den großen Unternehmen hält man an den 5xD-Zuschlägen weiterhin fest. Tönnies und Westfleisch sollen weiterhin für ITW-Schweine mit deutscher Geburt einen Zuschlag von 1 Cent zahlen, berichten Händler. Allerdings sei dieser Zuschlag im Auf- und Abschlagswust manchmal nicht so klar zu identifizieren, heißt es.

Bei Vion wird der Zuschlag wohl auch weiter gezahlt. Auf Nachfrage heißt es: „Wir vergüten die deutsche Geburt von Ferkeln schon seit Jahren. Mit Blick auf das rückläufige Fleischinteresse im Markt versuchen wir als Vion, die Attraktion von 5xD in der Landwirtschaft weiterhin hoch zu halten und zahlen in den Vergütungssystemen dafür 1 ct/kg SG mehr.“

In Süddeutschland ist das Ferkel mehr wert

Auch bei Müller Fleisch im Süden der Republik setzt man schon viel länger auf die regionale Herkunft der Ferkel. In verschiedenen Qualitäts- und Regionalprogrammen in Bayern und Baden-Württemberg ist das sogar Voraussetzung für die Teilnahme und führt unterm Strich auch zu höheren Auszahlungspreisen. Die Streichung von Zuschlägen ist hier aktuell deshalb kein Thema. Zumal man hier eher Sorge hat, dass durch den Strukturwandel auf Dauer die süddeutschen Ferkel sogar in den Markenfleischprogrammen knapp werden. (Link zu Dorsch-Beitrag)

Aldi, Lidl und Rewe wollen auf 5xD umstellen

Die großen Handelsketten Lidl, Aldi und Rewe hatten um den Jahreswechsel 2021/ 2022 angekündigt sukzessive auf 5xD bei Fleisch umzustellen. Die Edeka wollte diesen Weg nicht mitgehen und verwies auf ihre regionalen Programme. Mittlerweile taucht das deutsche Fähnchen vermehrt in den Werbeprospekten der Handelsketten auf. Ob diese Logos wirklich für 5xD stehen oder doch nur für deutsche Mast, bleibt allerdings bisher sehr vage.

Eigentlich wollte sich der Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft e.V. (ZKHL) bis Mitte des Jahres um eine einheitliche Kennzeichnung zur Herkunft kümmern. Dabei sollte auch genausten definiert werden, was 5xD wirklich bedeutet. Der Markt wartet darauf allerdings bis heute.

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Widerspruch von der Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft

Nicht nachvollziehen kann die Befürchtungen Dr. Hermann-Josef Nienhoff, Geschäftsführer der Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft. Seit Mai gebe es eine beschlossene Verständigung darüber, was 5 x D bei Schweinefleisch bedeutet. Diese eindeutige Definition findet sich hier in der pdf...

Dazu schreibt Dr. Nienhoff: "Diese Definition wurde von der Arbeitsgruppe Schwein erarbeitet und beschlossen und anschließend, bereits im März dieses Jahres, von unserem Steuerungskreis einstimmig verabschiedet. Alle großen Handelsunternehmen (Edeka, Rewe, Lidl und Kaufland, Aldi Nord und Süd), die sich aktiv in der ZKHL beteiligen, haben erklärt, diese Definition so umzusetzen. Zeitraum und Umfang der Umsetzung liegt in der Entscheidung der einzelnen Unternehmen. Für uns wichtig ist, dass es einheitlich definiert ist.

Die Definition für Schweinefleisch war im Übrigen auch die Basis für andere Produktgruppen, für die wir die Herkunft Deutschland definiert haben. Das geht über alle Fleischarten, Milch- und Milchprodukte, Obst, Gemüse und Kartoffeln sowie für Eier und Geflügel.

Gerade heute Vormittag hat die Taskforce Herkunft erneut getagt. Wir sind in der Finalabstimmung sämtlicher Spezifikation und werden uns in den nächsten Wochen auch für ein einheitliches Keyvisual/Logo entscheiden, mit dem wir die deutsche Herkunft produktübergreifend und unternehmensübergreifend ab dem nächsten Jahr kennzeichnen. Es ist unsere feste Planung, eine entsprechende Branchenvereinbarung noch in diesem Jahr von allen Beteiligten unterschreiben zu lassen."

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