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DLG-Wintertagung

Schweinezüchter Detert: „Neuinvestitionen sind kaum mehr möglich

Auf der DLG-Wintertagung berichtete Schweinezüchter Carl-Josef Detert aus Gronau, warum er in Deutschland keine Chance mehr auf betriebliches Wachstum sieht und was in Rumänien einfacher geht...

Lesezeit: 6 Minuten

Carl-Josef Deter von der Detert Zuchttiere GmbH hält es in Deutschland für immer schwieriger, als Landwirt wirtschaftlich zu arbeiten. Die Diskussionen hinsichtlich Düngeverordnung, Tierwohl, Umwelt- und Klimaschutz setze den Bauern zu.

„Hohe Baukosten für Ställe kommen erschwerend hinzu. Bei uns ist es richtig teuer geworden, einen Schweinemaststall zu bauen. Das macht es schwierig, einen angemessenen Return on Invest zu erwirtschaften. Das Schlimmste sind aber die gesellschaftlichen Anforderungen. Man bekommt heutzutage fast keine Genehmigung mehr. Das spiegelt sich in den Beständen wider, die nicht zu-, sondern eher abnehmen. Neuinvestitionen sind kaum mehr möglich“, berichtete Detert am Mittwoch auf der DLG-Wintertagung in einer Podiumsdiskussion, moderiert von top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann.

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"In Gronau ist kein Wachstum mehr möglich"

Seiner Erfahrung nach kommt es auch darauf an, wo man investieren will. In Gronau in Westfalen, eine der viehstärksten Regionen Deutschlands, sehe er momentan nicht, dass dort eine Tierhaltung weiter wachsen kann. Das gilt auch für den Ackerbau. Das Kaufen und Pachten von Flächen gehe aufgrund der hohen Preise dort überhaupt nicht.

Der 53-Jährige hält mit seinen Kindern 2.560 Sauen, 5.680 Mastschweine in Gronau, wo er auch eine 700 kW Biogasanlage betreibt und 160 ha Land bewirtschaftet. Zudem besitzt die Familie Betriebe in Thüringen sowie in Rumänien (1.750 ha). In Rumänien profitiert er von günstigen Arbeitskräften sowie einer hohen Agrarförderung: Für neue Schweineställe, genehmigt innerhalb von drei Wochen, gibt es 60 % staatliche Förderung, für Maschinen, Lagertechnik etc. 50 % Zuschuss. Er beschäftigt inzwischen 35 Mitarbeiter. Neben der deutschen Tierzucht GmbH gibt es zudem die Detert AG, die ausreichend Anteilsscheine für Investitionen herausgegeben hat, sowie die Detert Immobilien AG.

„In Dänemark haben wir keinen eigenen Betrieb, dafür aber Partnerbetriebe, bei denen wir Zuchtferkel einkaufen und in Deutschland weiterverkaufen. Die Anforderungen an den Tier-, Umwelt- und Klimaschutz sind dort ähnlich hoch wie in Deutschland“, berichtete Detert auf der DLG-Wintertagung weiter.

Rumänien sei ein Land, in dem man im Moment noch recht günstig Ackerland kaufen kann. Natürlich gebe es dort andere Probleme, wie etwa die sprachliche Barriere. Umweltschutz werde in Rumänien auch immer mehr ein Thema. „Wenn man wie unsere Familie in Generationen denkt, dann wollen wir dort auch umweltgerecht wirtschaften“, so der Landwirt.

Hohe Standards in Deutschland, „Standardware“ aus dem Ausland?

Auf die Frage, ob Standardware bald nur noch aus dem Ausland kommt und Deutschland auf Premium-Tierwohlware setzt, erklärte Detert, dass es in Deutschland sicherlich eine bestimmte Klientel gebe, die für einen hohen Standard mehr bezahlt. Auf breiter Ebene wird sich dies seiner Meinung nach aber nicht durchsetzen. „Viele Verbraucher sagen, dass sie für Produkte mehr ausgeben wollen, die mit einem höheren Standard produziert wurden, aber im Endeffekt tun sie es nicht. Es gibt immer Chancen für bestimmte Branchen und Nischen. Aber in der breiten Masse wird sich in Deutschland hier weniger tun“, so der Fachmann.

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Agrarwirtschaft leidet laut Detert unter den hohen Auflagen. „Man muss nur betrachten, was ein Landwirt heutzutage beim Bau eines neuen Stalles alles einhalten muss. Wenn man anderswo einen Stall bauen kann, ohne einen Luftwäscher zu benötigen, spart man natürlich Kosten und steht im europäischen Wettbewerb besser da.“

"Sehe deutsche Wettbewerbsfähigkeit kritisch"

Laut dem Westfalen will die deutsche Politik eigentlich nicht mehr, dass sich die Landwirtschaft weiter in der Masse steigert. „Ich sehe im Moment wenig Chancen, dass man in Deutschland noch wachsen kann. Wir haben zwar erst vor Kurzem wieder einen Stall gekauft, aber das war ein zehn Jahre alter Maststall. Das geht schon noch, gerade in Ostdeutschland. Grundsätzlich sind Neuinvestitionen hierzulande aber eine Herausforderung. In Rumänien bekommt man je nach Standort bis zu 90 % Förderung für einen Schweinestall. Da ist man schnell in der Wirtschaftlichkeitsrechnung woanders“, so der Unternehmer.

Er sehe insgesamt die deutsche Wettbewerbsfähigkeit schon kritisch. Das könne sich natürlich alles noch ändern, aber im Moment sei es so. Ein Vorteil sind laut Detert aber die gut ausgebildeten Mitarbeiter hier. Der Ausbildungsstandard sei bei uns schon extrem gut.

"Bei Güllekosten von 15 Euro wächst keiner mehr"

Mengenwachstum findet bei uns an anderen Standorten als an unserem Heimatstandort statt, sagte Detert auf der Bühne in der Halle Münsterland weiter. In Deutschland habe sein Unternehmen in den letzten sechs Jahren nicht mehr investiert. „Wo die Gülleverwertung schon jetzt 15 bis 18 Euro kostet, dort wächst die Tierhaltung nicht mehr. Wir wollen auch nicht weg, denn es ist schließlich unsere Heimat, aber wir sehen dort im Moment kein wirtschaftliches Wachstum. Wir wachsen in Ostdeutschland, wo wir jetzt drei Standorte haben. Dort sehen wir noch Potenzial, aber dann auch eher durch den Kauf von bestehenden Stallungen und nicht mehr durch Neubau. Bis ein Neubau genehmigt ist, vergehen schnell fünf Jahre.“

Hinzu kommt, dass die Politik in seiner Branche der Sauenhaltung noch nicht entschieden hat, wie er künftig bauen darf. Ein Unternehmer müsse aber wissen, wie er bauen kann, um langfristig Investitionssicherheit zu haben. Das steht noch aus. Hier muss die Agrarministerkonferenz endlich entscheiden, wie es weitergeht, fordert Detert.

Was den Schwerpunkt High-value-Produkte betrifft, so gibt es schon Betriebe, die das machen. Stichwort: Bio, Tierwohl, Außenklimaställe. Detert sieht langfristig darin keine Chance, weil man dafür komplett in die Vermarktung einsteigen muss. Man muss beispielsweise nur betrachten, wie eng der Markt bei Bioprodukten heutzutage ist. „Ich glaube nicht, dass ausreichend viele Verbraucher Geld für solche Produkte ausgeben wollen.

Zukunftsprognose?

Für die Zukunft erwartet Detert, dass es noch mehr Auflagen und weniger Wachstum zumindest innerhalb der Tierhaltung geben wird. Einige Betriebsleiter dürften versuchen, hochwertige Produkte zu produzieren, um nicht in das Mengenwachstum zu gehen. „Für mich sehe ich darin allerdings keine Option. Für den Standort Deutschland wird dies sicherlich ein Stück weit begrenzt möglich sein, aber nicht im großen Stil. Man muss abwarten, wie der Verbraucher sich letztlich entscheidet. Meiner Meinung nach sind konventionell produzierte Produkte vollkommen in Ordnung.“

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