Viel zu häufig kommt es bei der Arbeit mit Gülle zu Unfällen, Verletzungen und Todesfällen in bzw. rund um Tierställe. Insbesondere die gefährlichen Gase, die sich in der lagernden Gülle bilden, sind eine unsichtbare Gefahrenquelle.
Durch das Einhalten einiger Sicherheitsvorkehrungen kann man die Risiken deutlich reduzieren. Diese kosten im Arbeitsalltag nur wenig Aufwand, sind jedoch entscheidend für den Erhalt der Gesundheit von Mensch und Tier.
Unser Experte: Udo Bussmann, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG)
Gefahr bei Bewegung: Gülle setzt kontinuierlich Gase frei. Dazu gehören giftiger Schwefelwasserstoff, erstickendes Kohlenstoffdioxid, explosives Methan und reizendes Ammoniak. Besonders große Gasmengen entweichen, wenn die Gülle gerührt oder gepumpt wird – wie die Kohlensäure einer geschüttelten Cola.
Augen & Lunge schützen: Gereizte Atemwege und gerötete Augen können ein Anzeichen von zu viel Ammoniak in der Luft sein. Deshalb sollten Sie die Gülle häufiger ablassen, am besten auch mindestens einmal während des Mastdurchgangs. Prüfen Sie, ob die Schieber und Ventile dicht sind. Mithilfe von Nebel- oder Rauchkartuschen kann man Gasbewegungen sichtbar machen. Zwischenkammern oder Siphonsysteme können vermeiden, dass Gase aus dem Behälter bzw. den Kanälen in das Abteil eindringen. Im Bereich der Schieber lassen sich Gummischürzen einfach nachrüsten.
Aufrühren & ablassen: Wenn Sie Gülle bewegen, sollten Sie so stark wie möglich lüften! Erst wenn das Abteil mit ausreichend Frischluft versorgt ist, sollten Sie es betreten. Führen Sie an windstillen Tagen vorsichtshalber keine Arbeiten mit Gülle durch. Für den Aufenthalt im Stall gilt: So lange wie nötig, so kurz wie möglich. Auf aufschiebbare Arbeiten, wie z. B. Fegen, sollte man während des Aufrührens verzichten.
Schutzgitter: Öffnungen, z. B. an der Vorgrube oder an Kanälen, müssen mit korrosionsbeständigen Gitterabdeckungen verschlossen sein. Sie sollte zur Sicherung einen Stababstand von maximal 5 cm haben. Holzabdeckungen sind ungeeignet, da sie verrotten können.
Hochbehälter: Gase sammeln sich auch unter der Abdeckung von Hochbehältern an. Seien Sie beim Öffnen der Sichtluke vorsichtig! Durch Schaufenster kann man sicherer in den Behälter sehen.
Einsteigen: Müssen Sie in den Güllebehälter einsteigen, dürfen Sie das nur mit einem umgebungsluftunabhängigen Atemschutzgerät wie z. B. einem Frischluftschlauchgerät (gemäß DIN EN 138). Außerdem brauchen Sie zwingend einen Rettungsgurt und -seil, einen Rettungsbock und mindestens zwei Hilfspersonen. Die Ausrüstung können Sie z. B. beim Maschinenring oder Betriebshilfsdienst leihen.
Rettungsaktion: Der Eigenschutz geht vor – handeln Sie im Notfall nicht voreilig! Setzen Sie zuerst den Notruf ab und lüften Sie den Gefahrenbereich. Versuchen Sie erst dann, das Opfer zu retten. Dabei sollten aber möglichst zwei Kontrollpersonen dabei sein.
Explosionsgefahr: Arbeiten, bei denen Funken entstehen, sind im Stall riskant. Kommen sie mit den Gasen in Kontakt, drohen Explosionen. Deshalb sollten Sie die Gülle vor den Arbeiten nicht bewegen, die Lüftungsanlage auf Maximum schalten sowie Fenster und Türen öffnen. Legen Sie z. B. eine schwer entflammbare Plane aus, damit keine Funken in den Güllekeller fliegen.
Planung: Überlegen Sie vor jeder Arbeit, was passieren kann! Legen Sie Hilfsmaterial parat, versammeln Sie ausreichend Hilfspersonen und klären Sie die Rettungskette. Alle Beteiligten sollten die möglichen Gefahren kennen und im Notfall Erste Hilfe leisten können.
Weitere Informationen zum Thema Arbeitssicherheit bei Arbeiten mit Gülle finden Sie hier.