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So erhalten Tierärzte die Versorgung aufrecht

Der Bundesverband Praktizierender Tierärzte fordert, den Tierarzt-Beruf als systemrelevant einzustufen. Großtierpraxen ergreifen unterdessen bereits Maßnahmen, um die Versorgung aufrecht zu erhalten.

Lesezeit: 6 Minuten

In einem Brandbrief an die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordern der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt), die Bundestierärztekammer, der Bundesverband der beamteten Tierärzte, die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft, der Veterinärmedizinische Fakultätentag und der Deutschen Tierschutzbund zu gewährleisten, dass

  • Tierärzte, Tiermedizinischen Fachangestellte und Tierpfleger als systemrelevante Berufe eingestuft werden;

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  • Für Tierarztpraxen und tierärztliche Kliniken wie auch in der Humanmedizin flexible Quarantäneregelungen gelten;
  • Hygienerichtlinien zum Umgang mit SARS-CoV-2 in Tierarztpraxen, landwirtschaftlichen Betrieben und Tierheimen erarbeitet werden, um Angestellte und Tierhalter bestmöglich zu schützen.

Angesichts der rasant steigenden Fallzahlen von Coronavirus-Infektionen bestehe dringender Handlungsbedarf, den Tierschutz und die Tierseuchenbekämpfung sicherzustellen, so der bpt. Die Behandlung kranker Tiere, die Sicherheit von Lebensmitteln und die Bekämpfung von Tierseuchen (aktuell ASP, H5N8) müssten zum Schutz von Mensch und Tier auch weiterhin flächendeckend gewährleistet sein.

Auch die Einrichtung eines Expertengremiums aus Vertretern der Bundesregierung, Behörden, Universitäten und tierärztlichen und tierhaltenden Verbänden sei dringend notwendig, um schnell und möglichst einheitlich auf die weitere Entwicklung reagieren zu können.

Tierarztpraxen sorgen vor

Unterdessen haben Großtierpraxen bereits zahlreiche Maßnahmen in ihre täglichen Abläufe integriert, um die Versorgung von Rindern und Schweinen weiter zu gewährleisten.

Kälber- und Rindermast: Kontakte vermeiden und dokumentieren

Die spezialisierte Kälber- und Rindermastpraxis Lüllmann in Löningen (Niedersachsen) beschäftigt 22 Großtierpraktiker, drei Kleintierpraktiker, sowie 16 weitere Mitarbeiter. „Um den Praxisbetrieb aufrechtzuerhalten, sind alle Mitarbeiter angewiesen, den Kontakt zueinander auf das absolut nötige Maß zu reduzieren“, so Dr. Dennis Otten, Manager der Praxis. „Wir müssen vermeiden, dass im Falle der Infektion eines Tierarztes oder Mitarbeiters gleich mehrere Kollegen oder die gesamte Praxis in Quarantäne müssen“, so Otten.

Daher setzt die Praxis verschiedene Maßnahmen um: Die Mitarbeiter sollen ihre sozialen Kontakte möglichst gering halten. Zudem sollen die Großtierpraktiker lange Aufenthalte in der Praxis vermeiden. Benötigte Medikamente bestellen die Tierärzte daher vorab in der Praxis und können diese dann fertig gepackt an einer zentralen Stelle abholen. Auch Dienstbesprechungen finden nicht mehr in „großer Runde“ statt.

Um die Betriebsbereitschaft der Praxis nicht zu gefährden, hat diese noch weitere Vorsorgemaßnahmen ergriffen: Alle Mitarbeiter füllen bei Praxisaufenthalten Kontaktformulare aus, welche den persönlichen Kontakt zu Kollegen dokumentiert. „Sobald ein positiver Fall unter den Mitarbeitern auftritt, müssen wir die Kontakte nachvollziehen. Die Listen dienen dazu, auch ‚Nicht-Kontakte‘ beweisen zu können, um zu verhindern, dass wir alle Mitarbeiter in Quarantäne schicken müssen“, erklärt Otten. Administrative Personen in der Praxis könnten im Falle der Betriebsquarantäne von Zuhause arbeiten. Um die Zahl der Kontakte nach außen einzuschränken, behandelt die integrierte Kleintierpraxis nur noch Fälle, die als Notfälle angesehen werden. Neben den Kunden und Mitarbeitern sollen andere externen Personen möglichst nicht mehr die Praxis betreten, so wird die Post z.B. außerhalb des Gebäudes abgegeben.

Die Verfügbarkeit von Medikamenten ist nach Ansicht von Otten schwer absehbar: „Am vergangenen Freitag zeichneten sich noch keine Auswirkungen der Krise auf die Versorgung mit Medikamenten ab. Ob das wirklich so bleibt, werden wir sehen.“

Milchkühe: Schichtdienst erleichtert Vorbeuge

Ähnliche Maßnahmen hat auch eine Rinderpraxis in Schleswig-Holstein ergriffen. Die sieben Großtierpraktiker betreuen überwiegend Milchvieh haltende Betriebe. „Wir schränken die Kontakte aller Tierärzte und Mitarbeiter in der Praxis ein. Das ist relativ leicht umzusetzen, da wir ohnehin im Schichtsystem arbeiten und als reine Großtierpraxis keinen Publikumsverkehr haben“, erklärt einer der Geschäftsführer.

Natürlich sollen alle Mitarbeiter zusätzlich die gängigen Hygienemaßnahmen wie Händedesinfektion befolgen. In der Praxis hat jeder Mitarbeiter einen eigenen Arbeitsplatz, doch auch hier seien Anpassungen geplant: „Wir arbeiten gerade daran, dass alle Tierärzte ihre Büroarbeiten von Zuhause aus erledigen können, um die Praxis nach der Rückkehr von den Kunden direkt wieder verlassen zu können.“

Um Engpässen bei der Versorgung mit Medikamenten vorzubeugen, hat die Tierarztpraxis bereits vorgesorgt: „Als sich die Krise anbahnte, haben wir Medikamente anstatt sonst für drei Monate bereits für fünf Monate eingekauft.“

Schweine: Noch mehr Hygiene als üblich

Tierarzt Dr. Torsten Pabst aus Dülmen (Nordrhein-Westfalen) betreut Schweine haltende Betriebe. Die Praxis hat die Arbeitsabläufe zum Schutz der Mitarbeiter und Kunden an die aktuelle Corona-Situation angepasst. Tierärzte, die landwirtschaftliche Betriebe betreuen, sind nur noch alleine unterwegs und haben untereinander ein Versammlungsverbot. Die Team-Absprachen finden ausschließlich per Telefon statt. Die Mitarbeiter in der Praxis sind angehalten, den persönlichen Kontakt zu vermeiden und arbeiten in einem festen Schichtsystem. Nach einem Schichtwechsel erfolgt eine gründliche Desinfektion der Räume. „So können wir die Medikamentenbestellung, Labordiagnostik und die Terminkoordination in der Zentrale vorerst aufrechterhalten und einen „Totalausfall“ der Betreuung verhindern“, erklärte Pabst.

„Betreuende Tierärzte für Großtiere fahren weiterhin auf die landwirtschaftlichen Betriebe. Dabei haben sie so wenig Kontakt wie möglich zum Betriebspersonal“, sagt Pabst. Fragen und Probleme werden telefonisch geklärt, notwendige Maßnahmen wie z.B. die Binneneber-Kastration führen Tierärzte alleine durch. Wichtige Schutzkleidung wie Handschuhe, Mundschutz, Overall, Haarnetze und Schuhüberzieher trägt das Team von Dr. Pabst schon länger standardmäßig. Damit verhindern sie zusätzlich ebenso die Einschleppung einer Influenza und anderer Krankheiten.

Auch wenn ein Landwirt unter häuslicher Quarantäne steht, sollte laut Pabst der Betrieb für nötige Maßnahmen weiterhin vom Tierarzt besucht werden dürfen. Die Entscheidung dazu liege jedoch beim zuständigen Gesundheitsamt und die Einhaltung der Hygienemaßnahmen habe in so einem Fall selbstverständlich oberste Priorität. „Wir sind ein Teil der Kette für die Lebensmittelproduktion. Wenn wir die Tiere auf den Betrieben jetzt nicht mehr durch Impfungen etc. betreuen würden, haben wir in ein paar Wochen und Monaten durch kranke Tierbestände große Probleme“, warnte Pabst vor Einschränkungen der tiermedizinischen Versorgung. Auch er sieht die Politik daher unbedingt in der Pflicht, tiermedizinische Berufe als systemrelevant einzustufen.

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