Kritik unerwünscht

Spanien: Landen EU-Gelder in den falschen Töpfen?

Trotz aller Beteuerungen spielt der Klimaschutz in Spaniens Agrarsektor weiterhin nur eine Nebenrolle. Investiert das Land EU-Gelder in den Ausbau der Produktion statt in den Klimaschutz?

Lesezeit: 2 Minuten

Unsere Autorin: Stefanie Claudia Müller

Spanien ist Agrarland! Die Wachstumsraten der letzten Jahren waren gewaltig. Allein der Schweinebestand stieg in nur zehn Jahren von 24 auf fast 32 Mio. Tiere. Spanien ist mittlerweile drittgrößter Schweinefleischproduzent weltweit.

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Inzwischen beansprucht der Agrarsektor fast die Hälfte der spanischen Landesfläche, rund 23 Mio. ha. Der Sektor beschäftigt inzwischen fast 1 Mio. Menschen. Und es werden immer mehr. Allein im vergangenen Jahr entstanden 50.000 neue Jobs. Kein Wunder, dass jede Kritik an der intensiven Landwirtschaft oder dem steigenden Fleischkonsum lautstarke Proteste nach sich zieht. Spanien leidet wie kein anderes Land in der EU unter Arbeitslosigkeit, Dürre und der Abwanderung aus dem ländlichen Raum.

Doch selbst den Befürwortern bläst der Wind inzwischen immer rauer ins Gesicht. Ein Grund ist der riesige Wasserverbrauch in der intensiven Nutztierhaltung sowie im Acker- und Gemüseanbau. Mittlerweile müssen 24 % der Flächen bewässert werden. Weiterer Kritikpunkt ist die Verwendung der EU-Agrarhilfen. Die gerade von der EU zugesprochenen 55 Mrd. € an Agrarhilfen für den Zeitraum 2022 bis 2027 sollen eigentlich in den Klimaschutz und den dafür notwendigen Strukturwandel fließen.

Doch daran gibt es Zweifel. Denn das spanische Landwirtschaftsministerium schreibt auf seiner Webseite vielsagend, dass man mit den Geldern vor allem die spanische Marktführerschaft im EU-Agrarsektor sichern will. Kritiker sind sich sicher, dass das Geld nicht in Klimaschutzmaßnahmen investiert, sondern in den weiteren Ausbau der Produktion gesteckt wird.

Kühe versus Klimaschutz

Besonders schwierig ist die Situation in der Provinz Soria, die rund zwei Stunden nordöstlich von Madrid entfernt liegt. In der Gemeinde Noviercas soll ein neuer Betrieb mit rund 25.000 Kühen gebaut werden. Investor soll die Genossenschaft Valle de Odieta sein.

„Sollte die Megafarm kommen, werden vor allem wir Kleinbauern die Verlierer sein. Wir haben ohnehin schon große finanzielle Probleme, die dann noch zunehmen dürften“, kritisiert Milchviehhalterin Cristina Martínez. Sie befürchtet dann auch den Verlust ihres zweiten betrieblichen Standbeines: Sie und ihre Familie bieten geführte Touren durch den weltweit größten Stechpalmen-Wald in der Provinz an. „Wir vermarkten hier unsere historisch, bunten und harmonischen Landschaften touristisch. Das wäre sofort zu Ende, wenn Großbetriebe die Landschaft immer weiter zerstören“, betont die Landwirtin.