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Stallbrände: Vorbeugen ist das A und O

Feuer im Stall, das mag sich niemand gerne vorstellen. Deshalb trifft Tierhalter ein Stallbrand ganz häufig unvorbereitet. Dabei ist bereits mit wenig Aufwand ein hohes Maß an Sicherheit zu erreichen.

Lesezeit: 6 Minuten

Feuer auf dem Hof, das wird mir schon nicht passieren, denken die meisten. Dabei sind Brände auf landwirtschaftlichen Betrieben gar nicht so selten. Allein zwischen 2017 und 2020 verzeichnet der Bericht zur Gefahrenabwehr in NRW 2.600 Brände auf landwirtschaftlichen Anwesen und der LVM beziffert die durchschnittliche Schadensumme reiner Feuerschäden für Betriebe mit aktiver Landwirtschaft im Jahr 2021 auf 52.000 €.

Detailliert nach Brandobjekt und -schwere wird zwar nicht unterschieden, dennoch ist jedes Feuer eines zu viel, besonders wenn dabei Menschen oder Tiere zu Schaden kommen.

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Tierrettung ist schwierig

Viele von uns haben Bilder oder Berichte von brennenden Stallanlagen vor Augen. Oft ist von verbrannten Tieren und schwierigen Bedingungen für die Feuerwehr die Rede. Warum ist das so?

Bernhard Feller von der Landwirtschaftskammer NRW beschäftigt sich schon lange mit dem Brandschutz in der Landwirtschaft und er sagt dazu: „Die Rettung von Tieren aus brennenden Gebäuden ist eine große Herausforderung. Normalerweise verlassen Tiere den Stall nicht, ohne getrieben oder geführt zu werden.“

Kommen durch die besondere Situation dann noch Lärm, Blaulicht, Scheinwerfer oder Dunkelheit hinzu, ziehen sich die Tiere eher noch in ihr gewohntes Umfeld zurück. Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten bei Schweinen, Schafen und Geflügel. Sie im Brandfall zu retten ist eine sehr große Herausforderung, erklärt Feller.

Die Chancen, Kühe zu retten, sind dagegen deutlich größer. Die Internetseite des Projektes „Regroba“ (Rettung von Großvieh bei Brandereignissen landwirtschaftlicher Gebäude in Holzbauweise) der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, zitiert das ALB Hessen. Demnach besteht bei Milchkühen am ehesten die Möglichkeit, mithilfe der Betriebsangehörigen die Tiere durch ausreichend vorhandene Tore aus dem Gebäude zu treiben.

Auch erleichtert es die Rettung der Rinder, wenn sie durch den gewohnten Ausgang ausgetrieben werden. Dennoch ist das Verhalten von Tieren in Panik oft nicht abzusehen, sodass es zu nicht abschätzbaren Reaktionen kommen kann, die zu einer unmittelbaren Gefahr für den Menschen werden.

Die „Landwirtschaftliche Zeitung Rheinland“ fasst die im Rahmen eines Online-Seminars vorgestellte Ergebnisse des Projektes so zusammen:

  • Gute Rettungschancen haben Kühe mit Auslauf. Die Abläufe des Rein und Raus sind ihnen bekannt, im Stall befinden sich wenige störende Unterteilungen und die Tierdichte ist relativ niedrig.
  • Milchvieh ohne Auslauf und Schweine mit Auslauf haben nur eine mittlere Chance, einen Stallbrand zu überstehen.
  • Kritisch ist die Situation bei der Rinder- und Schweinemast ohne Auslauf.

Den Ernstfall proben

Auf das Verhalten der Tiere bei einem Brand hat der Betriebsleiter keinen Einfluss. Ob und wie die Feuerwehr vor Ort den Brand bekämpfen kann schon. Für Neubauten regelt die Bauordnung bereits einiges davon. Bei älteren Hofanlagen kann und sollte häufig nachgebessert werden.

Bernhard Feller empfiehlt daher, den Ernstfall einmal durchzuspielen und sich dabei Rat von der zuständigen Ortsfeuerwehr zu holen. Dabei können dann zum Beispiel folgende Fragen geklärt werden:

  • Sind alle gefährdeten Gebäude jederzeit mit den Feuerwehrfahrzeugen zu erreichen und vollständig zu umfahren? Oft versperren abgestellte Fahrzeuge oder selten benötigte Gegenstände den Weg.

  • Mit welcher Zahl Fahrzeuge rückt die örtliche Feuerwehr an, sind die Anfahrtswege tragfähig und ist ausreichend Abstellplatz vorhanden?

  • Ist die Löschwasserversorgung gesichert, ist der Löschwasservor-rat/-teich/-brunnen mit den Fahrzeugen erreichbar und kann ausreichend Wasser gepumpt werden (sowohl nach einer Hitzeperiode wie auch bei Frost)? Ein Richtwert geht von einer Mindestfördermenge von 96 m³/h (=1.600 l/min) über zwei Stunden aus. Damit müssten zu jeder Zeit wenigstens 200 m³ Löschwasser zur Verfügung stehen.

  • Sind Wege und Abläufe bekannt, um Tiere zu evakuieren, o hne die Rettungskräfte zu gefährden?

  • Wo lassen sich die evakuierten Tiere sammeln?

Gefährliche Elektrik

Die häufigste Ursache für Feuer im Stall ist die Elektrik. Dem Forschungsbericht 178 der Innenministerkonferenz zufolge ist die Elektrik mit 23 % Spitzenreiter bei den Brandursachen auf landwirtschaftlichen Betrieben, gefolgt von Brandstiftung mit 15 %, Überhitzung mit 9 % und feuergefährlichen Arbeiten mit 5 %.

Im Detail sind es vor allem unfachmännische Verkabelungen und schlecht gewartete Elektroinstallationen, die im Zusammenspiel mit trockenem Futter oder Staub ein Feuer entfachen. Auch Ventilatoren werden bei der Überprüfung gerne vergessen. Dabei sind sie durch Staub und aggressive Abluft besonderen Belastungen ausgesetzt.

Tatsache ist: Auch elektrische Anlagen altern. Isolierstoffe werden brüchig. Alte Schraubklemmen können sich im Lauf der Zeit lösen. Um mögliche Brandursachen rechtzeitig zu erkennen, müssen elektrische Anlagen (alle vier Jahre) und nicht ortsfeste elektrische Betriebsmittel (jährlich) durch eine Elektrofachkraft überprüft werden, darauf weist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), hin. Werden Fristen nicht eingehalten, kann es im Schadensfall zu Problemen mit der Brandschutzversicherung kommen.

Äußerlich erkennbare Mängel, wie zum Beispiel lockere Steckdosen, kaputte Schalter oder beschädigte Kabel müssen natürlich unabhängig von den Prüfintervallen sofort instand gesetzt werden.

Um das von der Elektroinstallation ausgehende Risiko zu senken, empfiehlt Kammerexperte Bernhard Feller, die elektrischen Anlagen in einem separaten, brandgeschützten Raum zusammenzufassen. Steuereinheiten direkt im Stall könnten dann mit Niedervolttechnik betrieben werden.

Einen sicheren Montageort wünscht sich Feller auch für Wechselrichter von Solaranlagen. Sie können relativ hohe Temperaturen erreichen und sollten auf keinen Fall auf entflammbare Untergründe oder in Bereichen montiert werden, wo sich entflammbares Material auf ihnen sammeln kann.

Brände früh erkennen

Sogenannter technischer Brandschutz, zu dem zum Beispiel Rauchmelder zählen, ist in Stallanlagen schwierig oder kostspielig. Klassische Rauchmelder aus dem Heim- oder Industriebereich haben sich als unzuverlässig erwiesen. Die Kombination aus Staub, Feuchtigkeit und aggressiver Umgebungsluft setzt ihnen zu und führt zu Fehlalarmen. Alternativ empfiehlt Feller eine Klimaoder Kameraüberwachung. Auch das Aufschalten der Thermokontakte von Ventilatoren auf die Alarmanlage könne bei der Früherkennung von Bränden helfen.

Als zuverlässig, wenn auch teuer und wartungsintensiv gelten Rauch ansauganlagen. Sie saugen in festgelegten Intervallen Stallluft an und prüfen sie auf Rauchgase. Nicht zu unterschätzen ist die Ausstattung der Gebäude mit Feuerlöschern oder Schlauchhaspeln an Wasserzapfstellen. Entstehungsbrände können damit schnell gelöscht werden.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat eine Reihe Informationsschriften zur Brand- und Schadenverhütung in landwirtschaftlichen Betrieben herausgegeben. Sie stehen über die Internetseite der VdS Schadenverhütung GmbH, einer Tochter des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, kostenlos zur Verfügung. Zu empfehlen sind die Schriften:

  • VdS 3453, Brandschutz im landwirtschaftlichen Betrieb
  • VdS 2057, Sicherheitsvorschriften für elektrische Anlagen in landwirtschaftlichen Betrieben/intensiven Tierhaltungen
  • VdS 2042, Sicherheitsvorschriften für die Landwirtschaft
  • VdS 2067, Elektrische Anlagen in der Landwirtschaft
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