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Stegemann: „Wir brauchen den Tiermagen“

Was haben die Tierhaltung in Deutschland und der weltweite Hunger miteinander zu tun? Das diskutierten die Agrarpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen mit top agrar bei LiD.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Nutztierhaltung in Deutschland steht seit Jahren im Kreuzfeuer. Kritik hagelt es von verschiedenen Seiten – vor allem von Tierschützern und Umweltaktivisten. Doch geht es künftig auch ohne Rinder, Schweine und Co?

„Nein. Wir brauchen den Schweinemagen. Nur über diesen Weg können wir bestimmte Biomasse für den menschlichen Verzehr aufbereiten. Das Schwein ist außerdem ein Top Resteverwerter für z.B. Speiseabfälle aus der Gastronomie“, betonte CDU-Agrarsprecher Albert Stegemann bei der top agrar-Veranstaltung "Landwirtschaft im Dialog" am Donnerstag.

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Für ihn sind auch die Rinder weiterhin „gesetzt“, weil sonst große Teile der nicht essbaren Biomasse nutzlos verrotten würden. „Wenn man sich vor Augen führt, dass in Deutschland fast ein Drittel der Nutzfläche Grünland ist, wird schnell klar, welche Bedeutung die Rindviehhaltung hat“, so Stegemann. Er hält es für grundlegend falsch, wenn z.B. Bündnis90/DieGrünen einen radikalen Bestandsabbau bei Rind, Schwein und Huhn fordern und immer die Klimakarte spielen.

Noch Luft nach oben habe man beim Thema Tierhaltung contra Klimaschutz in Bezug auf die Effizienz. Je effektiver die Tiere das Futter verwerten, desto weniger brauchen sie, so Stegemann. Er forderte in diesem Zusammenhang u.a. die Zulassung moderner Züchtungsmethoden. „Wir müssen jedes Potenzial heben, was wir haben“, erklärte Stegemann.Gerade deshalb sind die die Farm to Fork-Strategie und die Pflanzenschutz-Reduktionsziele mit ihrem Fokus auf Extensivierung für ihn „das Gegenteil von dem, was wir gerade brauchen".

Grüne und Linke fordern Bestandsabbau

Einen gegensätzlichen Ansatz verfolgen Zoe Mayer von Bündnis90/DieGrünen und Agrarsprecherin Ina Latendorf von den Linken. Beide fordern einen deutlichen Abbau der Tierbestände und zumindest Mayer eine kleinteiligere Nutztierhaltung mit dezentraleren Strukturen bei den Nutztierbeständen.

Während Latendorf bei einer Reduktion der Bestände vor allem Chancen für die Verbesserung des Tierwohls sieht, geht es Mayer eher um das Thema Klimaschutz. Sie berief sich auf eine Studie des Ökoinstituts, nachdem sich die deutschen Klimaziele nur erreichen ließen, wenn die Nutztierhaltung um zwei Drittel zurückgefahren wird.

„Die Landwirte müssen endlich ihren Anteil an der Senkung der Treibhausgasemissionen leisten, indem sie deutlich weniger Tiere halten“, machte Mayer ihren Standpunkt deutlich. Sie forderte die Zuhörer im Saal und die Zuschauer im Livestream auf, sich mehr mit der Frage zu beschäftigen: Was ist gut für uns Menschen und was erhält unseren Planeten? Insbesondere CDU-Politiker Albert Stegemann warf sie in diesem Zusammenhang vor, in der guten alten Zeit stehen geblieben zu sein.

SPD fordert differenziertere Diskussion

Ganz so weit wie Mayer und Latendorf wollte Susanne Mittag von der SPD nicht gehen. Für sie muss die Debatte um Trog, Teller, Tank viel differenzierter geführt werden. Mittag verwies u.a. auf die unterschiedlichen Bedingungen im Ackerbau.

„Backweizen kann man nicht auf jedem Standort anbauen, da bleibt nur die Alternative Futtergetreide. Und in reinen Grünlandregionen brauchen wir natürlich das Rindvieh“, so die agrarpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Allerdings sollten sich die Landwirte aus ihrer Sicht mehr mit Anbaualternativen wie zum Beispiel Sonnenblumen beschäftigen. „Warum bauen wir nicht mehr Ölpflanzen, Soja oder andere Leguminosen an?“, fragte Mittag, die sich auch finanzielle Unterstützung vorstellen kann.

FDP: Diskussion um Extensivierung ist aus der Zeit gefallen

Sehr kritisch sieht Agrarsprecher Gero Hocker von der FDP die derzeitigen Diskussionen rund um die Themen Bestandsabbau und Extensivierung. „Global wächst die Bevölkerung, da wirken die Extensivierungsdiskussionen hierzulande und in Brüssel wie aus der Zeit gefallen“, so Hocker.

Er verwies darauf, dass die Nahrungsmittelproduktion in Deutschland zwar sehr effizient aufgestellt ist. „Doch da geht noch mehr“, so Hocker. Unter anderem fordert der FDP-Mann mehr Einsatzmöglichkeiten für innovative Züchtungsmethoden und dem modernen Pflanzenschutz. „Die Diskussion muss doch sein, wie wir künftig hohe Erträge unter verstärkter Berücksichtigung der Biodiversität und der Nachhaltigkeit erzielen. Wenn wir Effizienz mit Nachhaltigkeit und Artenschutz kombinieren, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe“, hob Hocker hervor.

Zustimmung kam von CDU-Kollege Stegemann. Dieser hält es für einen Trugschluss, dass Nachhaltigkeit und Artenvielfalt nur bei einer Extensivierung der Produktion möglich sei.

Für völlig falsch hält Hocker die anhaltenden Diskussionen rund um das Thema Betriebsgröße. Die landwirtschaftlichen Betriebe mussten aus seiner Sicht wachsen, weil sie nur so die ständig steigenden Auflagen und Anforderungen seitens der Politik erfüllen können. Hocker fordert daher ein Auflagenmoratorium.

Bei der Diskussion um höhere Tierwohlstandards glaubt Hocker zudem, dass die größeren Betriebe eher bereit sind in Tierwohl zu investieren, weil nur sie die finanziellen Mittel haben. „So lange der Verbraucher nicht bereit ist die gewünschte Kleinteiligkeit in der Nutztierhaltung zu bezahlen, so lange werden weiter die kleineren und mittleren Betriebe aus der Produktion ausscheiden“, stellte der FDP-Agrarsprecher klar.

AfD: Nahrungsmittelversorgung braucht Gülle und Mist

Aus Sicht von Stephan Protschka von der AfD darf sich die Diskussion nicht nur auf die Tiere selbst beschränken. Er betonte, wie wichtig die heimische Versorgung mit tierischen Düngemitteln geworden ist. „Wir produzieren hierzulande nicht nur gute Nahrungsmittel, sondern dank der Tierhaltung auch wertvollen Wirtschaftsdünger“, so Protschka.

Angesichts der extrem knappen Versorgungslage bei Mineraldünger sollte die Diskussion rund um Trog oder Teller also sehr vorsichtig geführt werden. „Wir sind schon beim Gas von anderen Ländern abhängig. Das darf uns bei Nahrungs- und Düngemitteln nicht auch noch passieren. Wir brauchen in Deutschland auch in Zukunft eine starke Nutztierhaltung“, so Protschka.

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