Nachdem wir heute Morgen zuerst die Schweine kontrolliert haben, muss ich mich jetzt beeilen. Denn gemeinsam mit Dirk werde ich an meinem vierten Praktikumstag zwei Schweinehalter besuchen, von denen einer derzeit eine mobile Fermentations-Versuchsanlage einsetzt. Unser Ziel ist das Schweinezentrum Europas, die Region Cloppenburg in Niedersachsen.
Während der gut einstündigen Fahrt zum Betrieb erzählt mir Dirk, dass der Landwirt 4.000 Mastschweine hält und eine eigene Biogasanlage betreibt. Auf dem Betrieb schauen wir uns zuerst die Versuchsanlage an. Sie besteht aus zwei separaten Behältern, in denen das Futter wechselseitig angemischt und fermentiert wird. Die Behälter, die komplette Fütterungssteuerung mit Computer und die Warmwassertechnik sind auf Paletten montiert.
Der Betriebsleiter erzählt uns, dass er derzeit nur einen Teil seiner Schweine mit fermentiertem Futter versorgt. Er will testen, ob das Verfahren für ihn überhaupt infrage kommt. „Die Ausgangslage für die Fermentation ist in diesem Betrieb sehr gut“, sagt Dirk. Gerade die Kombination von Schweinemast und Biogas hat Vorteile. Denn pro Tag muss der Betrieb ca. 10.000 Liter Warmwasser herstellen, um das Ferment auf eine Temperatur von 35 °C zu bringen. Dank der Biogasanlage kann er das Warmwasser zum Preis von 2,5 ct. je kWh bereitstellen. Würde er das Wasser mit Öl oder Gas erhitzen, würde ihn das ca. 4 ct. je kWh kosten.
Der Landwirt sagt, dass er sich immer noch in der Lernphase befindet, da er die Anlage erst vor zwei Wochen zur Verfügung gestellt bekommen hat. Der erste Eindruck sei aber positiv, berichtet er. Nachdem wir uns Einwegoveralls angezogen haben, gehen wir in den Stall. Die Tiere machen einen fitten Eindruck, und sie fressen das fermentierte Futter sehr gut, wie wir selbst sehen können. „Mal sehen, wie sich die biologischen Leistungen entwickeln“, ist der Landwirt auf die ersten Auswertungen gespannt.
Beim Stallrundgang fällt mir der Luftwäscher auf, der mittig über dem Zentralgang eingebaut ist. Der Landwirt erklärt uns, dass die Abluft von unten in den Wäscher einströmt und er dadurch Stromkosten spart, weil er die natürliche Thermik nutzt. Die zweite Besonderheit, die ich sehe, ist ein System, mit dem die Fütterungsleitungen gereinigt werden. Mithilfe eines Schwamms, der durch die Leitungen gedrückt wird, werden die Futterrohre von innen gesäubert.
Nachmittags besuchen wir einen Betrieb im Landkreis Emsland. Auf dem Betrieb werden 2.000 Mastschweine gehalten. Als erstes besichtigen wir die Futterzentrale. Die relativ neue Kammer ist auffallend sauber und wirklich großzügig gebaut. Da sich der Betriebsleiter erst nach der Modernisierung der Fütterung dazu entschlossen hat, sein Futter zu fermentieren, hat er die zwei 10 m³ Fermenter nebenan in einem separaten Raum aufgestellt.
Die Bakterien werden, wie auch bei Dirk zuhause, in Granulatform hinzugegeben. Die andere Möglichkeit, gefriergetrocknete Bakterien vorher in Warmwasser „zum Leben zu erwecken“, hat sich nicht bewährt, wie mir die beiden erklären. Alternativ kann man die Bakterien auch in flüssiger Form zukaufen.
Anschließend schlüpfen wir wieder in unsere Einwegschutzkleidung und gehen durch den Stall. Auf diesem Betrieb ist die Fresszeitsteuerung, die wir ja bei Dirk zuhause gerade einbauen, schon länger erfolgreich im Einsatz. Am Computer sehen wir, dass die Futtermenge um 10 % erhöht wird, wenn der Trog nach 15 Minuten leer ist.
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