Schweineschlachtungen viel höher als offiziell dokumentiert
Für Schweinehalter ist der Blick auf die Wochenschlachtungen derzeit ernüchternd. Knapp 750.000 Tiere sind viel zu wenig, um den Schweinestau aufzulösen. Doch der Eindruck täuscht.
Die Schlachtzahlen für Schweine liegen derzeit deutlich unter dem Vorjahreslevel. Die Gründe sind bekannt: Die Coronamaßnahmen sowie immer wieder kleinere Corona-Hotspots in den Betrieben führen dazu, dass die deutschen Betriebe nur eingeschränkt schlachten können. So waren die Stückzahlen in den ersten beiden Kalenderwochen mit 730.000 bzw. 740.000 extrem niedrig. Zum Vergleich: Anfang 2020 lagen die Wochenschlachtungen bei rund 950.000 Schweinen.
Zigtausende Schweine werden offiziell nicht erfasst
Doch die amtliche Schlachtstatistik der BLE täuscht, weil sie viele Schlachtschweine gar nicht erfasst. Ein kleiner Passus in der sogenannte 1. Fleischgesetz-Durchführungsverordnung (FlGDV) verzerrt die aktuellen Zahlen massiv. In Paragraph 6 Abs. 2 heißt es: „Schweine mit einem Zweihälftengewicht von weniger als 80 Kilogramm und mehr als 110 Kilogramm werden nicht berücksichtigt.“ In der aktuellen „Staulage“ sind die offiziellen Schlachtzahlen deshalb weit von der Realität entfernt, sagen Experten.
Dr. Frank Greshake von der VVG Rheinland schätzt, dass so etwa 80.000 Mastschweine pro Woche durchs Raster fallen. „Bei einem druchschnittlichen Schlachtgewicht von 100 kg und normal verteilten Gewichten, sind sehr viele Tiere schwerer als 110 kg“, erklärt Greshake. Einige Marktteilnehmer vermuten, dass die Dunkelziffer der nicht erfassten Tiere sogar noch höher liegt.
ISN: Schweinestau verkürzt sich um 60.000 Tiere
Nach Expertenmeinung liegt die echte Schlachtzahl inklusive der inoffiziellen Tiere somit wohl eher bei 850.000 Tieren pro Woche. Berücksichtigt man zudem den massiven Abbau der Tierbestände in Deutschland durch die Preiskrise, findet der dringend nötige Abbau der Überhänge bereits statt.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sieht das ähnlich: „Laut unseren Berechnungen wurde in der KW 2 rund 60.000 Schweine abgebaut“, erklärt die ISN. Die meisten von Einschränkungen betroffenen Schlachtstandorte hätten ihre Schlachtungen zuletzt sogar steigern können.
Es bleibt zu hoffen, dass sich der Abbau des Staus in den nächsten Wochen beschleunigt. Denn Experten sind sich einig: Mit einer "Bugwelle" von mehreren hunderttausend Schweinen, können die Schweinepreise kaum Fahrt aufnehmen.
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Die Schlachtzahlen für Schweine liegen derzeit deutlich unter dem Vorjahreslevel. Die Gründe sind bekannt: Die Coronamaßnahmen sowie immer wieder kleinere Corona-Hotspots in den Betrieben führen dazu, dass die deutschen Betriebe nur eingeschränkt schlachten können. So waren die Stückzahlen in den ersten beiden Kalenderwochen mit 730.000 bzw. 740.000 extrem niedrig. Zum Vergleich: Anfang 2020 lagen die Wochenschlachtungen bei rund 950.000 Schweinen.
Zigtausende Schweine werden offiziell nicht erfasst
Doch die amtliche Schlachtstatistik der BLE täuscht, weil sie viele Schlachtschweine gar nicht erfasst. Ein kleiner Passus in der sogenannte 1. Fleischgesetz-Durchführungsverordnung (FlGDV) verzerrt die aktuellen Zahlen massiv. In Paragraph 6 Abs. 2 heißt es: „Schweine mit einem Zweihälftengewicht von weniger als 80 Kilogramm und mehr als 110 Kilogramm werden nicht berücksichtigt.“ In der aktuellen „Staulage“ sind die offiziellen Schlachtzahlen deshalb weit von der Realität entfernt, sagen Experten.
Dr. Frank Greshake von der VVG Rheinland schätzt, dass so etwa 80.000 Mastschweine pro Woche durchs Raster fallen. „Bei einem druchschnittlichen Schlachtgewicht von 100 kg und normal verteilten Gewichten, sind sehr viele Tiere schwerer als 110 kg“, erklärt Greshake. Einige Marktteilnehmer vermuten, dass die Dunkelziffer der nicht erfassten Tiere sogar noch höher liegt.
ISN: Schweinestau verkürzt sich um 60.000 Tiere
Nach Expertenmeinung liegt die echte Schlachtzahl inklusive der inoffiziellen Tiere somit wohl eher bei 850.000 Tieren pro Woche. Berücksichtigt man zudem den massiven Abbau der Tierbestände in Deutschland durch die Preiskrise, findet der dringend nötige Abbau der Überhänge bereits statt.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sieht das ähnlich: „Laut unseren Berechnungen wurde in der KW 2 rund 60.000 Schweine abgebaut“, erklärt die ISN. Die meisten von Einschränkungen betroffenen Schlachtstandorte hätten ihre Schlachtungen zuletzt sogar steigern können.
Es bleibt zu hoffen, dass sich der Abbau des Staus in den nächsten Wochen beschleunigt. Denn Experten sind sich einig: Mit einer "Bugwelle" von mehreren hunderttausend Schweinen, können die Schweinepreise kaum Fahrt aufnehmen.