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Teilnahme am staatlichen Tierwohlkennzeichen erhöht Kosten der Landwirte

Für die Teilnahme am staatlichen Tierwohllabel müssen Schweinehalter in der Stufe 1 mit rund 9 % höheren Produktionskosten rechnen. In der Stufe 2 steigen sie um 23 % und in Stufe 3 um 36 %. Die Ferkelerzeugung in Stufe 3 ist sogar 59 % und die Ferkelaufzucht 31 % teurer als der gesetzliche Standard, errechnete Stefan Leuer von der LKW NRW.

Lesezeit: 4 Minuten

Auf die Schweinehalter kommen bei einer Teilnahme am staatlichen Tierwohllabel höhere Kosten zu. Wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) kürzlich berichtete, hat eine Expertengruppe um den Agrarökonom Stefan Leuer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mögliche Mehraufwendungen für die verschiedenen Stufen in der Schweinehaltung kalkuliert.

Dabei wurden unter Berücksichtigung der vier wichtigsten Kostenblöcke ‑ nämlich Löhne, Gebäude, Direktkosten und sonstige Kosten - die Mehraufwendungen je Kilogramm Schweinefleisch für jede der drei neuen Stufen im Vergleich zum gesetzlichen Standard berechnet.

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Demnach liegen die Gesamtkosten für das nach gesetzlichem Standard produzierte Schlachtschwein im Schnitt bei 168 Euro beziehungsweise 1,75 Euro/kg Schlachtgewicht (SG). Werden die Kriterien der Stufe 1, darunter 20 % mehr Platz, organisches Beschäftigungs- und Nestbaumaterial und eine verlängerte Säugezeit, eingehalten, steigen die Produktionskosten um rund 9 % auf 1,91 Euro/kg. Bei den höheren Anforderungen in Stufe 2 nehmen die Kosten gegenüber dem gesetzlichen Standard um 23 % auf 2,16 Euro/kg zu, in Stufe 3 um 36 % auf 2,38 Euro/kg. Dabei sind die einzelnen Produktionsstufen unterschiedlich stark von den finanziellen Mehraufwendungen betroffen. So sind die Kostensteigerungen in der Ferkelerzeugung und Ferkelaufzucht höher als in der Schweinemast, da dort größere An- und Umbauten stattfinden müssen und ein höherer Arbeitseinsatz erforderlich ist. So dürften beispielsweise in Stufe 3 die Mehrkosten in der Ferkelerzeugung um 59 % und der Ferkelaufzucht um 31 % zunehmen, während für die Mast ein Anstieg um 29 % kalkuliert wurde.

Stallumbau kostet Geld

Leuer zufolge werden bei einer Teilnahme am Tierwohllabel die höchsten Kostenzuwächse durch An- und Umbauten von Gebäuden entstehen. So müsse für zusätzlichen Platz, eine bauliche Strukturierung von Buchten oder sogar Außenklimaanreize beziehungsweise Auslauf gesorgt werden.

Unter bestimmten Annahmen, beispielsweise kein Einbau neuer Entmistungssysteme und keine Bestandsabstockung wegen des Platzbedarfs, dürften sich im Vergleich zur Basisproduktion die Gebäudekosten in der Stufe 1 im Mittel um 7 Euro oder 39 % auf 25 Euro je Schwein erhöhen, in Stufe 3 um 20 Euro oder 111 % auf 38 Euro. Die Lohnkosten werden den Experten zufolge unter anderem wegen der Bereitstellung von Raufutter und organischem Beschäftigungsmaterial, aufwändigeren Eigenkontrollen und jährlichen Fortbildungen zunehmen.

In Stufe 1 wird mit einem Anstieg von 4 Euro beziehungsweise 29 % auf 18 Euro pro Schwein gerechnet, bei Stufe 3 mit 11 Euro oder 79 % auf 25 Euro. Eingerechnet sind hierbei aber auch Kosten für den Verzicht auf die betäubungslose Ferkelkastration, die ab 2021 auch für die Vergleichsbetriebe mit gesetzlichem Standard Pflicht wird.

30 % Marktdurchdringung möglich

Mehr Direktkosten werden den Schweinehaltern nach der Kalkulation von Leuer vor allem durch die Gabe von Raufutter und organischem Material, für Klima- und Tränkewasserchecks und Verluste bei längeren Säugezeiten entstehen. Im Vergleich zu Gebäude- und Lohnkosten fallen diese aber geringer aus. So sollen die Direktkosten in der Stufe 1 um 3 % auf 136 Euro je Schwein zulegen, in Stufe 3 um 23 % auf 162 Euro. Bei den sonstigen Kosten, darunter Buchführung oder Versicherungen, wird durch die Tierwohlumstellungen mit keinem Mehraufwand gerechnet.

Leuer erwartet, dass die Stufe 1 des staatlichen Tierwohllabels eine ähnliche Marktdurchdringung wie bei der Initiative Tierwohl (ITW) erreichen könne. Viele Kriterien, die heute schon in der ITW umgesetzt würden, seien auch in der Stufe 1 gefordert. Die Stufen 2 und 3 dürften dagegen nur in einem kleinen Marktsegment realisiert werden können, so der Marktexperte. Hier könnten heutige Markenfleischprogramme - wie zum Beispiel Hofglück von Edeka oder FairFarm von Aldi - integriert werden, die aber nur kleine Käuferschichten erreichten. Leuer schätzt, dass sich Ende 2020 insgesamt 25 % bis 30 % der heutigen Schweinefleischproduktion in den drei Stufen wiederfinden könnten - zwei Drittel davon in Stufe 1, ein Drittel in den anderen Stufen.

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