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Tierschützerin: „Wir brauchen weniger Postbeamte unter den Bauern!“

Winnie Bürger ist Tierschützerin und ermutigt die Bauern, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Viele Tierhalter wollen mehr Tierwohl und sind innovativ, so Bürger.

Lesezeit: 8 Minuten

In den letzten Jahren habe ich viele Kontakte zu Bauern bekommen, viele Gespräche geführt und mir Höfe angeschaut. Dadurch habe einen tollen Einblick bekommen. Was mich freut, ist die Tatsache, dass viele von unseren Landwirten mehr Tierwohl umsetzen wollen. Unabhängig von Gesetzesvorgaben und Reglementierungen bin ich immer wieder auf die Einsicht gestoßen, dass die konventionelle Haltung den angeborenen Bedürfnissen der Schweine nicht entgegenkommt. Immer wieder wurden Landwirte in unseren Gesprächen nachdenklich, stellten Fragen und suchten mit mir gemeinsam nach Lösungen, ihren Tieren ein artgerechteres Leben zu ermöglichen. Danke für die vielen Gespräche!

Viele Bauern warten auf die politische Rückendeckung“ -Bürger

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Den Landwirten ist auch bewusst geworden, dass ihre Tiere keine dumpfen Kreaturen sind, sondern Lebewesen, die Angst, Schmerz, Langeweile, Freude und Zufriedenheit empfinden und es daher eine Qual ist, angeborene Bedürfnisse wie das Wühlen, Suhlen, Springen, Rennen, Erkunden und Kuscheln nicht ausleben zu können. Diese Bauern haben umgehend kleine, bezahlbare Veränderungen in ihren Ställen vorgenommen und warten nur darauf, mit politischer Rückendeckung und Planbarkeit noch viel mehr Tierwohl umzusetzen. Diese Bauern werden eine Zukunft haben, weil sie dem gesellschaftlichen Wunsch nach einem guten Leben der Nutztiere entgegenkommen. Der Wunsch wird sogar eher größer, als dass er verschwinden wird.

Natürlich gibt es auch die anderen, denen es schwerfällt, um- oder neu zudenken. Das haben wir doch immer schon so gemacht, wieso soll das denn jetzt schlecht sein? Wir haben erst vor 20 Jahren das Stroh rausgeschmissen und Kastenstände eingebaut. Und jetzt sollen wir das alles wieder zurück bauen? Meinen Schweinen geht es doch gut, sonst würden die keine Ferkel bekommen und nicht fressen. Warum soll ich also irgendetwas ändern?

Das sind die „Postbeamten“ unter den Bauern. Diejenigen, die erst dann etwas ändern, wenn man Ihnen ein Gesetz vor die Nase hält, dass sie zu Veränderungen verpflichtet. Diejenigen, für die Eigeninitiative und Innovation Fremdwörter sind. Diejenigen, die erst andere machen lassen und sich dann ganz lange überlegen, ob sie selbst nicht vielleicht auch was tun müssen. Diese Bauern sind nicht zukunftsfähig. Das, wovor sie am meisten Angst haben, nämlich ihren Hof nicht mehr rentabel bewirtschaften zu können, brocken sie sich leider selbst ein. Wer unflexibel ist, sich nicht auf Neues einstellt und auch mal etwas wagt, an dem geht jede Chance vorbei. Der kann dann allem hinterherweinen, aber irgendwann ist es zu spät.

Baubehörden müssen mitspielen“ -Bürger

Keine Frage: die Angst, in etwas zu investieren, das von einer neuen Regierung oder anderen Politikern wieder gekippt wird, ist absolut nachvollziehbar. Das ist zweifellos ein Risiko, das man keinem Landwirt zumuten möchte. Außerdem ist es mit guten Ideen und gutem Willen nicht getan, wenn die Baubehörden nicht mitspielen und weiterhin so hohe Hürden aufstellen. Und auch der LEH ist in der Pflicht, damit das Tierwohlfleisch bevorzugt vermarktet wird. Vermarktungsmöglichkeiten, faire Preise, Planungssicherheit und Verbindlichkeit müssen sein.

Aber man kann auch ohne riesige Investitionen einiges in Sachen Tierwohl machen. Es muss nicht jeder eine halbe Million für einen neuen Offenstall ausgeben. Viele haben auf ihrem Hof die Möglichkeit Türen zu öffnen, eine Wand durchzubrechen und einen Außenauslauf zu schaffen. Der braucht nur einen normalen Zaun, einen zweiten wegen ASP, ordentlich Stroh und ein Konzept, um die notwendige Hygiene umzusetzen. Vielleicht macht das etwas mehr Arbeit, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht sind die Kosten höher, dafür kann man aber deutlich mehr für das Schwein bekommen, weil es die Haltungsform aufwertet. Dann rechnet sich alles wieder. Auf jeden Fall hat man seinen Tieren aber eine Menge mehr Lebensqualität verschafft – ist es das nicht wert?

Krempelt die Ärmel hoch!“ -Bürger

Nun schreibt auch die neue Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung erhebliche Veränderungen in der Ferkelaufzucht und Mast vor, die teils schon bald, teils in einigen Jahren umgesetzt sein müssen. Ob man nun will oder nicht, ob man es sinnvoll findet oder nicht: Fakt ist, dass etwas getan werden muss! Veränderungen stehen ins Haus - daran führt kein Weg vorbei! Also, liebe Zögerer und Bedenkenträger, krempelt die Ärmel hoch und nehmt euer Schicksal selbst in die Hand!

Den Kopf in den Sand stecken und so tun als wäre nichts, ist keine wirkliche Option. Die beweglichen, aufgeschlossenen Landwirte überlegen schon heute, wie und was auf ihrem Hof verändert werden kann. Die unflexiblen, althergebrachten lamentieren, warten ab und hoffen, dass irgendetwas geschieht, das ihnen das Neudenken, die Veränderung erspart.

In diesem Zusammenhang höre ich immer wieder „Wenn wir noch mehr Tierwohl umsetzen sollen, müssen wir dicht machen. Dann kommen die Schweine aus dem Ausland.“ Aber was passiert eigentlich, wenn unsere deutschen Bauern das von der Gesellschaft gewünschte Tierwohl nicht umsetzen? Ich glaube: Dann haben wir in Deutschland ganz viele konventionelle Ställe, aber das gewünschte Fleisch aus Tierwohlställen kommt über kurz oder lang aus dem Ausland, wo man den Trend erkennt und entsprechend vorprescht. Gerade unsere osteuropäischen Nachbarn sind in dieser Hinsicht recht findig und ihr Baurecht meist so viel „entspannter“, dass sie viel einfacher und billiger z.B. Offenställe bauen können. Wenn sie das tun und wir nicht, wäre genau das Gegenteil erreicht von dem, was wir eigentlich wollen: eine gut aufgestellte, wettbewerbsfähige, heimische Landwirtschaft.

Es gibt viele Beispiele und viele Argumente. Viele Ängste, viele Sorgen, viele Nöte. Aber Fakt ist doch, dass in der Gesellschaft ein Wandel stattfindet. Wie man die Verbraucher dazu bekommt, dafür auch entsprechend gut zu bezahlen, steht auf einem anderen Blatt. Aber auch hier gibt es inzwischen gute, praktikable Lösungsvorschläge.

Liebe zukunftsorientierte Landwirte: wir sind stolz auf euch! Ihr habt erkannt, dass eure Tiere nicht nur eine Ware sind, sondern fühlende Lebewesen. Und ihr macht euch Gedanken, wie ihr deren Leben verbessern könnt. Ihr krempelt die Ärmel hoch und macht etwas! Etwas, das gut für eure Tiere aber auch für euer Überleben ist.

Liebe nachdenkliche und zögernde Landwirte: Ihr solltet erkennen, dass das Jammern und Klagen und das verzweifelte Festhalten an alten Zöpfen niemanden weiterbringt. Wenn ihr eure Höfe an eure Kinder und Enkel weitergeben wollt, müsst ihr umdenken. Denn irgendwann will niemand mehr Fleisch aus Haltungsstufe 1 und 2. Dann geht es euch noch schlechter als jetzt. Jede Branche muss, wenn sie dauerhaft erfolgreich sein will, Trends erkennen und auf den Zug aufspringen, auch wenn das manchmal ganz schön schwierig ist. Aber sonst wird man abgehängt.

Wenn jetzt der ein oder andere nickt und denkt „Ich würde ja gerne, aber weiß nicht wie.“, kann er sich jederzeit bei mir melden. Meine Kontaktdaten lege ich bewusst offen: 0211-544707914 oder buerger@tierschutzverein-duesseldorf.de. Wir besorgen euch kompetente Beratung was den Umbau eurer alten Ställe angeht. Wir setzen uns bei den zuständigen Politikern immer wieder für eine deutliche Vereinfachung der Baugesetze (und wesentliche schnellere Antragsbearbeitung) ein. Wir verhandeln mit dem LEH und schaffen Möglichkeiten, damit ihr bei unserem Projekt „Das-Gute-Gewissen-Fleisch“ mitmachen könnt. Wir sind auf eurer Seite, wenn ihr Tierwohl umsetzen wollt, aber ohne eure Mithilfe geht es nun mal nicht.

Machen Sie Frau Klöckner Druck!“ - Bürger

Im Namen aller Landwirte, die gerne mehr Tierwohl umsetzen würden, appellieren wir an dieser Stelle auch noch einmal an Frau Heinen-Esser und Frau Klöckner, sich um eine kurzfristige Überarbeitung der Baugesetze in NRW und bundesweit zu kümmern. Jetzt! Der Um- und Neubau von Tierwohlställen muss wesentlich schneller und einfacher genehmigt werden!

Außerdem appellieren wir an den LEH, endlich damit aufzuhören, Billigfleisch als Kundenmagnet zu benutzen. Lippenbekenntnisse zu mehr Tierwohl reichen nicht, wenn in den Fleischtheken noch immer fast ausschließlich Haltungsstufe 1 verkauft wird. Werben Sie mit echtem Tierwohlfleisch und lassen Sie die Landwirte an Ihrem Gewinn teilhaben. Mit unserer Aktion „Das Gute-Gewissen-Fleisch“ haben wir gezeigt, dass es geht. Der Kunde ist begeistert, der Landwirt hat feste und faire Verträge – so wie es sein muss, damit sich die artgerechte Tierhaltung in der Landwirtschaft für alle lohnt. Für den Kunden, den Händler, den Verarbeiter, den Bauern und das Tier.

Gastkommentare geben nicht in allen Fällen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie, wenn wir den Inhalt für diskussionswürdig halten.

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