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topplus Dr. Greshake

Tierschutzvertreter verlassen Bundestierschutzkommission – ein Kommentar

Beim Thema Kastenstand in der Sauenhaltung haben die Tierschutzvertreter die Sitzung der Bundestierschutzkommission verlassen – wir berichteten. Ein Kommentar von Dr. Frank Greshake.

Lesezeit: 5 Minuten

Zu dem Verhalten der Vertreter von Tierschutzvereinen bei der jüngsten Runde der Bundestierschutzkommission kommentiert Dr. Frank Greshake:

„Nun hätte man ja noch einen Rest von Verständnis, wenn es um die alte Debatte Tierschutz contra Wirtschaftlichkeit in der Tierhaltung ginge. Aber sowohl beim Kastenstand im Deckzentrum / Wartebereich als auch im Abferkelbereich geht es rein um Tierschutzaspekte.

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Bei zu weiten Breiten im Kastenstand drehen sich die schmalen Sauen um und bleiben an der Schulter hängen (und verenden z.T. elend). Und Freilauf in der Abferkelbucht führt zu höheren Erdrückungsverlusten.

Jüngste Ergebnisse aus Haus Düsse sind da eindeutig. Kurzum: Während die sogenannten Tierschützer die Befreiung der Sau aus dem Metallkäfig feiern wollen, sollen sich die Ferkelerzeuger täglich das entsetzliche Todesgeschrei langsam erdrückter Ferkel anhören. Es ist nur noch pervers!

Keinesfalls in trockenen Tüchern ist das Dauerthema Kastration. Die Isofluran-Betäubung muss im Herbst durch den Bundesrat. Wegen des Zeitaufwandes für die Betäubung und Optimierungsbedarf beim Gasaustritt sind die Sauenhalter von dem Thema ohnehin nicht begeistert. Derzeit ist nicht ausgeschlossen, dass Veterinärverbände, sogenannte Tierschützer und einige Landesregierungen noch Änderungen am Gesetzesentwurf durchsetzen.

Man kann die Isofluran-Betäubung auch dadurch kaputt machen, dass die Anforderungen für den Einsatz im praktischen Betrieb zu hoch werden. Einen OP-Saal neben jedem Abferkelabteil wird es jedenfalls nicht geben! Die Liste der mittlerweile unerträglichen Widersprüche wird täglich länger, nicht nur im Bereich des Tierschutzes.

Dünge-Verordnung: Da haben auch Veredelungsbetriebe in der Wasserkooperation jahrzehntelang vorbildlich geackert und gedüngt. Der örtliche Wasserversorger hat die Qualität des Grundwassers ständig gelobt (und das gute Wasser teuer verkauft) – jetzt liegt in 7-8 km Entfernung ein roter Brunnen. Und plötzlich sind die Landwirte einer ganzen Region Grundwasservergifter?

Man könnte die Liste des Paradoxen unendlich fortsetzen. Lassen wir das! Die Liste der „Baustellen“ ist lang; für die Nerven vieler Landwirte zu lang!

Aber immer mehr gestandene Landwirte beenden die Telefongespräche mit dem Satz „Sie wollen uns nicht mehr:“ Das gilt auch für so manchen Bio-Bauern.

Weite Teile der Politik und der Agrarwissenschaften fordern einen „Umbau“ der Tierproduktion. Daraus wird nichts! Auch nicht mit Milliarden an Fördermitteln!

  1. In den meisten Regionen Deutschlands sind die Landwirte im Durchschnitt über 50 Jahre und nur jeder Dritte hat einen Nachfolger. Der demografische Wandel lässt grüßen. Und der Altenteiler hat auch irgendwann einmal das Recht auf einen Ruhestand, den sich andere schon mit Anfang 60 gönnen. Da noch investieren nach politischen Vorgaben, die Morgen wieder über den Haufen geworfen werden?

  2. Der Arbeitskräftemangel nimmt erschreckende Formen an. In vielen Betrieben werden im Grunde gut laufende Betriebszweige aufgegeben, weil die Arbeit nicht mehr zu bewältigen ist. Früher konnte man noch jemanden einstellen, der intellektuell nicht ganz auf der Höhe der Zeit war. Aber heute: Das falsch dosierte Mittel in der Feldspritze, die Milch der behandelten Kuh im Tank, das lahme Schwein zum Schlachtbetrieb – schon droht der Staatsanwalt!

  3. In weiten Teilen Deutschlands ist die Schweinehaltung –speziell die Sauenhaltung- praktisch verschwunden. In Rheinland-Pfalz, Saarland und weiten Teilen von Hessen, Baden-Württemberg, Bayerns und den neuen Bundesländern existieren nur noch so wenige Schweinehalter, dass der vor- und nachgelagerte Bereich wegbricht oder so teuer wird, dass die Betriebe nur noch auslaufen können. Daran ändert die Politik nichts mehr!

  4. Die Bauern sind die ständigen Kontrollen leid. Veterinäramt oder Zoll, ob QS oder GAP, ob CC-Kontrolle oder untere Wasserbehörde, ob Polizei, Gewerbeaufsichtsamt oder NABU – jeder ist heute Spezialist in Agrarfragen und meint Landwirten erklären zu müssen, was sie zu tun ober zu lassen haben – speziell in der Tierhaltung.

Trotz alledem: Die ASP räumt in Osteuropa und Asien die Schweinebestände ab. Wenn Deutschland verschont bleibt, sind zwei, vielleicht drei Jahre ordentliche Ferkel- und Schweinepreise zu erwarten. Ein guter Kontostand ersetzt zwar nicht die fehlenden Perspektiven, aber: Geld beruhigt die Nerven!

Und Nerven wird man brauchen:

  • In Sachen Kastenstand ist die Schlacht verloren, mit den unterschiedlichen Tierschutzorganisationen wird es keine Lösung geben, die Tierwohl, Tierschutz und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringen.

  • In die Kupierdiskussion wird erst einmal 2 Jahre Ruhe einkehren – zumindest in NRW haben die meisten Schweinehalter die geforderten Erklärungen vorliegen.

  • In Sachen Kastration muss man nach jahrelang erlebten Debatten einfach hinnehmen, dass sich der LEH – und damit die Schlachtunternehmen zu den Ebern- oder Improvacebern noch nicht abschließend positionieren. Positiv: Bei den Isoflurangeräten tut sich etwas in den Bereichen Anwenderfreundlichkeit und Gasabsaugung.

  • Vielleicht muss es Ende nächsten Jahres den großen Knall geben – und jeder Betrieb im Bereich Ferkelerzeugung, Mast, Schlachtung und Fleischvermarktung entscheidet letztlich für sich selbst – ob Ebermast, Improvac oder Isofluran.

  • Das vielfach geforderte gesellschaftlich akzeptierte Gesamtkonzept für die Tierhaltung in Deutschland kommt nicht!

  • Weder in der Politik, noch in der Wissenschaft oder in den Bürokratien der Ministerien Landwirtschaft (Tierschutz) und Umwelt (Emissionen) existiert Kompetenz und Wille, die Diskrepanzen zwischen Tierschutz, Tierwohl und Umweltschutz auf einen Nenner zu bringen.

  • Bürokratien entwickeln ein Eigenleben, keiner steckt zurück!

  • Gebaut wird in der Schweineproduktion in Zukunft wenig, aber für einen sinkenden Fleischverzehr….

Wie steht im Rheinischen Grundgesetzt: Et is, wie et is!

Hinweis der Redaktion: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten.

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