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Sechs goldene Tipps für mehr Struktur im Schweinestall

Mäster Christoph Becker ist davon überzeugt, dass sich mehr Tierwohl auch in bestehenden Abteilen umsetzen lässt. Wir stellen die Tipps des Praktikers zur Buchtenstrukturierung vor.

Lesezeit: 5 Minuten

Mehr Tierwohl funktioniert auch in Altställen“, ist Landwirt Christoph Becker überzeugt. Seit der Hofübernahme des elterlichen Betriebs im Jahr 2010 beschäftigt sich der Schweinehalter in­tensiv mit der Buchtenstrukturierung von Schweineställen. Im Laufe der Zeit hat der 37-Jährige eine ausgeklügelte Struktur für die Buchten in seinem Maststall entwickelt. Für ihn führt kein Weg an mehr Tierwohl vorbei.

Die Krux dabei war jedoch, dies auch in den bestehenden Altgebäuden praktikabel umzusetzen: Denn die Ausgangssituation im Betrieb war ein 400er-Kammstall aus den 80er Jahren, der 1998 erweitert wurde. Zudem verfügt der Betrieb über einen Außenklimamaststall mit 600 Mastplätzen, bei dem sich Becker einige Ideen für den Umbau des alten Warmstalls abgeguckt hat.

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„Mein Ziel war es, dass die Schweine ihre natürlichen Verhaltensweisen auch im konventionellen Stall besser ausleben können“, berichtet Christoph Becker. „Natürlich ist unser Konzept nicht perfekt. Aber es ist das Beste, was wir aus dem Altstall ­machen konnten“, sagt er. Im Folgenden stellen wir die Tipps und Tricks des Praktikers vor.

1. Mit einem Abteil starten

Um die Bucht in unterschiedliche Bereiche zu strukturieren, benötigte Christoph Becker zunächst eine ausreichend große Fläche. „Die Bucht muss mindestens 20 bis 25 m² groß sein, um sie vernünftig zu strukturieren“, lautet seine Erfahrung.

In Beckers altem Maststall gab es pro Abteil ursprünglich links und rechts des Kontrollgangs je drei Buchten mit je 15 Tieren. Diese hat er zu einer Längsbucht pro Seite mit je 45 Tieren zusammengefasst. Wichtig war dem Landwirt bei seinen Überlegungen auch, dass alle Schweine später Zugang zu einem möglichen Auslauf haben können.

Der Landwirt rät, nicht alles auf ­einmal umzubauen. „Am besten soll­te man zunächst ein Abteil probeweise neu strukturieren und über zwei Jahreszeiten testen“, empfiehlt er.

2. Stichwände einziehen

Schweine reagieren deutlich empfind­licher als Menschen auf Zugluft. Im Stall nutzt Christoph Becker eine eindeutige Luftführung als Gestaltungselement. „Eine ständig wechselnde Luftführung und Strömungsrichtung überfordert die Tie­re. Ist die Zugluft hingegen stets an einem Ort in der Bucht, kann sie als Strukturierungselement eingesetzt werden“, berichtet Becker.

Für ihn geht es nicht darum, die Zugluft im Stall komplett zu vermeiden. „Entscheidend ist, dass die Luftführung eindeutig ist und alle Tiere ausweichen können“, so der Praktiker. Um zu prüfen, wo die kalte Luft herunterfällt, rät er, den Stall zunächst mit einer Rauchpatrone auszunebeln.

Im Betrieb Becker gelangt die Frischluft über eine Türganglüftung in den Stall und fällt über die Buchtenwand in die Buchten. Damit die Luft nicht komplett bis zur Wand durchziehen kann, hat der Landwirt Stichwände eingebaut. Diese schaffen einen zugluftfreien Liegebereich für die Schweine.

Bei einer optimalen Buchtenstruktur kann zudem die Stalltemperatur herabgesetzt werden. Seinen Stall heizt Christoph Becker bereits seit fünf Jahren nicht mehr und das ohne Probleme mit Atemwegserkrankungen. „Aber auch das Herabsetzen der Temperatur sollte immer nur schrittweise erfolgen“, weiß der Landwirt. Wichtig ist, das Liegeverhalten der Schweine immer im Blick zu haben.

3. Fress- und Liegebereich zusammenlegen

Neben größeren Buchten und Stichwänden hat Becker auch die Futter- und Strohautomaten sowie Tränken neu in der Bucht montiert. In den zugluftfreien Bereich verlegte Becker die Brei- und Strohautomaten. „Auf den ersten Blick erscheint es untypisch, den Liegebereich mit den Futterautomaten und damit dem Aktivitätsbereich zu kombinieren“, gibt er zu.

Nach seiner Erfahrung werden der Fress- bzw. Aktivitätsbereich und der Liegebereich von den Tieren jedoch tageszyklisch genutzt. Vormittags und nachmittags nutzen die Schweine den Bereich als Fressbereich, in der übrigen Zeit als Liegebereich.

„Ich wollte von Anfang an einen Bereich in der Bucht schaffen, den die Tiere hundertprozentig sauber halten. Die Kombination aus zugluftfreiem Liegebereich und Futterangebot signalisiert den Tieren, diesen Bereich nicht als Kotecke zu nutzen“, lautet seine Beobachtung. „Besonders angenehm ist für die Schweine zudem, den Liegebereich abzudunkeln“, sagt Becker. Hierfür hat der Landwirt eine Seite der LED-Lampe zum Liegebereich mit einem Brett abgedunkelt.

4. Kotbereich ausleuchten

Der Knackpunkt bei der Buchtenstrukturierung ist der Kotbereich. „Gerade zu Anfang haben sich die Kotbereiche im Jahreszeitenverlauf ständig verschoben“, berichtet der Landwirt. Heute wechseln die Kotbereiche nicht mehr – ein Zeichen für Becker, dass er die Bucht richtig strukturiert hat. Zwischen zwei benachbarten Buchten eines Abteils am Ende des Kontrollgangs hat der Landwirt ein Sichtgitter montiert. An dieser Stelle leben die Schweine ihr Konkurrenzverhalten aus, indem sie in diesem Bereich bevorzugt abkoten und urinieren.

Der Kotbereich liegt zudem am weitesten entfernt vom Liegebereich der Schweine. Um diese Stelle in der Bucht als Liegebereich für die Tiere unattraktiv zu gestalten, leuchtet Christoph Becker die Stelle zusätzlich 24 Stunden mit einer LED-Lampe aus. „Neu eingestallte Läufer nehmen den Kotbereich bereits nach wenigen Minuten an“, berichtet der Mäster von seinen Beobachtungen.

5. Vorhang statt Türen

Seit Sommer 2020 hat der Schweinehalter zudem einen überdachten Auslauf an den Altstall angeschleppt, den er per Radlader entmistet. Insgesamt stehen jedem Tier damit 1,5 m² Platz zur Verfügung. Durch einen Wanddurchbruch gelangen die Schweine nach draußen. Dabei hat sich Becker bewusst gegen Auslauftüren entschieden. „Die Türen sind nicht nur sehr teuer, sie sorgen auch für einen hohen Lärmpegel, wenn die Schweine sie betätigen“, weiß er.

Statt Türen hat sich der Schweinehalter deshalb für einen Vorhang aus ehemaligen Förderbändern entschieden, durch den die Schweine in den Auslauf gelangen. „Die Vorhänge waren die richtige Entscheidung und bereiten auch der Türganglüftung keine Probleme“, lautet sein Fazit.

6. Vermarktung gesichert

Am Auslauf schätzt Becker nicht nur, dass die Tiere zwischen zwei Klimazonen wählen können. Der Landwirt kann damit auch in der Vermarktung punkten. Wöchentlich vermarktet Becker rund 50 Schweine in der Haltungsstufe 3 über Brandt Qualitätsfleisch in Lohne. „Nicht nur die Arbeit selbst macht mehr Spaß. Der Strohauslauf hilft vor allem bei der Vermarktung, der Kommunikation nach Außen und in den Sozialen Netzwerken“, ist Christoph Becker überzeugt.

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