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UBA-Studie: Tierwohl kann Umweltschutz unterstützen

Laut dem Umweltbundesamt schadet die intensive Nutztierhaltung der Umwelt. Daher haben die Beamten untersucht, ob das staatl. Tierwohllabel Verbesserungen bringen wird.

Lesezeit: 6 Minuten

Das Umweltbundesamt hat untersucht, wie sich das staatliche Tierwohlkennzeichen für Schweine auf Umwelt und Tierwohl auswirkt. So könne Tierwohl über gesündere, effizientere und langlebigere Tiere der Ressourcenschonung und dem Umweltschutz dienen. Mit weniger Tieren lasse sich die gleiche Menge an tierischen Produkten erzeugen, was die Emissionen pro Einheit Produkt verringert.

Aus Tierschutzsicht besteht vor allem Verbesserungsbedarf bei der Einstiegsstufe mit den am wenigsten strengen Kriterien. Negative Auswirkungen auf die Umwelt sind durch die Einführung des Tierwohlkennzeichens jedoch kaum zu erwarten. Die bessere Haltung habe vielmehr positive Effekte auf den Umweltschutz: gesündere Schweine benötigen weniger Futter und Tierarzneimittel. Mit mehr Platz im Stall wird die Fläche weniger verschmutzt und so die Ammoniak-Emission verringert.

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Die wichtigsten Aussagen im Originalwortlaut

Gegenstand des Gutachtens waren die zu erwartenden Auswirkungen dieses freiwilligen, staatlichen Tierwohllabels für Schweinehaltung auf Tierwohl und Umwelt. Dabei wurden folgende Aspekte behandelt:

  • Analyse im Hinblick auf die Leitlinien des Wissenschaftlichen Beirates für Agrarpolitik (WBA)
  • Diskussion der Kriterien des Labels aus Sicht des Tierwohls
  • Diskussion der Kriterien im Hinblick auf die zu erwartenden Umweltwirkungen
  • Mögliche Optimierung des staatlichen Tierwohllabels unter Berücksichtigung von Tierschutz-aspekten und potenziellen Umweltwirkungen Analyse des staatlichen Tierwohllabels für Schweine im Hinblick auf die Leitlinien des WBA

Diskussion der Kriterien aus Sicht des Tierschutzes

Da in der Eingangsstufe die Fixierung von Sauen nicht über den gesetzlichen Mindeststandard hinaus begrenzt wird, werden erhebliche Einschränkungen hoch motivierter Verhaltensweisen, insbesondere im vorgeburtlichen Zeitraum, in Kauf genommen. In der Eingangsstufe erlaubt das zwar über dem gesetzlichen Standard liegende Platzangebot den Tieren aber keine klare Trennung von Funktionsbereichen.

Auslauf wird nur in der Premiumstufe des staatlichen Tierwohllabels vorgeschrieben. Auslaufhaltung bietet den Tieren mehr Möglichkeiten zum Ausleben artgerechten Verhaltens, Klimareize und bessere Luftqualität sind förderlich für einen guten Gesundheitsstatus. Schweinen muss jederzeit Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Beschäftigungsmaterial in ausreichender Menge ermöglicht werden. Im staatlichen Tierwohllabel wird dieser Verpflichtung in beiden Stufen potentiell nachgekommen, es wurde aber nicht festgelegt, in welchem Umfang und in welcher Form Wühlmaterial zur Verfügung gestellt werden muss, so dass die Tierwohlkonsequenzen nur unzureichend abgeschätzt werden können.

Der Verzicht auf Amputation von Schwänzen wird nur in der Premiumstufe vorgeschrieben. Maßnahmen zur Verhinderung von Schwanzbeißen müssen sehr weitreichend sein, da die Ursachen auf vielen Faktoren basieren. Nichtsdestotrotz ist es unabdingbar, präventive Maßnahmen zu setzen, da das Kürzen der Schwänze die Zufügung von Schmerz und einen Eingriff in die Integrität der Tiere bedeutet und die flächendeckende Umsetzung bereits bestehender gesetzlicher Standards auch von der Gesellschaft eingefordert werden wird.

Durch den im Kriterienkatalog angeführten Tiergesundheitsindex soll verhindert werden, dass Haltungsfehler und mangelnde Fachkenntnis für Tierhaltung/ -beobachtung durch präventiven Medikamenteneinsatz kompensiert werden. Dies setzt ein betriebliches Tiergesundheitsmanagement voraus, das zur Minimierung des routinemäßigen Antibiotikaeinsatzes führt. In den Kriterienkatalog des staatlichen Tierwohllabels wurde der Bereich der Zucht nicht aufgenommen, obwohl die Berücksichtigung funktionaler Merkmale in der Zucht sinnvoll erscheint , um verstärkt den züchterischen Fokus auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Schweinen zu lenken. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass es sich um einen längerfristigen Prozess handelt, der nicht unmittelbar im Rahmen eines Labels umgesetzt werden kann.

Diskussion der Kriterien im Hinblick auf die zu erwartenden Umweltwirkungen

Vor allem durch intensive Nutztierhaltung und daraus folgend hohe Tierdichten kommt es zu verstärkten Einträgen reaktiver Stickstoffverbindungen (Stickoxide, Lachgas, Ammoniak, Nitrat) in die Umwelt. Auswirkungen sind z.B. Nitratbelastung des Grundwassers, Minderung der Luftqualität durch Stickoxide und Bildung von sekundäre m Feinstaub durch Ammoniak, Eutrophierung und Versauerung von Böden und Landökosystemen (BMUB 2017).

Hinsichtlich der Fixierung von Sauen sind nur indirekt Auswirkungen auf die Umwelt durch die Einführung des staatlichen Tierwohllabels zu erwarten. Das in der Premiumstufe ausgewiesene freie Abferkeln könnte sich durch den daraus resultierenden größeren Platzbedarf indirekt auf Emissionen auswirken.

Im Hinblick auf Platzangebot und Einstreu tiergerechte(re) Haltungssysteme weisen keine höhere Umweltbelastung auf, wenn den Tieren genügend Raum und Struktur geboten werden, um artgemäß Funktionsbereiche anlegen zu können. Zur Vermeidung von Konflikten zwischen Tierwohl und Umweltwirkungen wird bei Haltungssystemen mit Auslauf empfohlen, besonderes Augenmerk auf die Ausgestaltung der Freibereiche zu richten, um sie für Schweine attraktiv zu machen und durch das erhöhte Platzangebot die Anlage von Funktionsbereichen zu unterstützen. Diese Maßnahmen vermindern die Verschmutzung und die Größe der emittierenden Oberfläche.

Wühlmöglichkeiten sind für das Tierwohl essentiell und müssen den Tieren in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden. Um Emissionsbelastungen zu reduzieren, kann die Art des Beschäftigungsmaterials sowie die Belüftung berücksichtigt werden. Maßnahmen, die die Tiergesundheit verbessern, verringern über eine bessere Futterverwertung, geringere Tierverluste und einen geringeren Tierarzneimitteleinsatz zumindest indirekt die Umweltwirkungen der Nutztierhaltung. Potenzial haben diesbezüglich eine Verlängerung der Mindestsäugezeit (über eine Verbesserung der Ferkelgesundheit), eine allgemeine Verbesserung der Haltungsbedingungen bzw. ein aktives Tiergesundheitsmanagement einschließlich eines Benchmarking-Systems.

Im weiteren Sinne kann auch Tierschutzfortbildung zu einer indirekten Verminderung der Umweltwirkungen führen. Bei Berücksichtigung funktionaler Merkmale in Zuchtprogrammen ist langfristig über die Verbesserung der Tiergesundheit mit (indirekten) positiven Auswirkungen auf Umweltwirkungen zu rechnen.

Mögliche Optimierung des staatlichen Tierwohllabels unter Berücksichtigung von Tierschutzaspekten und potenziellen Umweltwirkungen

  • Die Fixierung von Sauen ist aus Sicht des Tierwohls komplett abzulehnen, da dies einen zu starken Eingriff in die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere bedeutet.

  • Die Anlage von Funktionsbereichen zählt zu den natürlichen Verhaltensmustern von Schweinen, wozu den Tieren aber ausreichend Platz zur Verfügung stehen muss. Dies erscheint auch im Hinblick auf Emissionen von großer Bedeutung, da durch die Anlage von Kotplätzen die emittierende Oberfläche trotz größerer Buchten gering gehalten werden kann.

  • Durch Auslauf in der Premiumstufe können sich die Tiere Klimareizen aussetzen und durch höheres Platzangebot können sie natürliche Verhaltensmuster besser ausleben. Besonderes Augenmerk sollte aber auf die Gestaltung und Strukturierung des Freibereiches gelegt werden, um die gasförmigen Emissionen zu verringern.

  • Die Gabe von Raufutter/Beschäftigungsmaterial ist für eine artgerechte Schweinehaltung essentiell und müsste daher im Sinne des Tierwohls noch konkretisiert werden. Die Aussagen zur Umweltbelastung durch organisches Beschäftigungsmaterial sind nicht eindeutig. Wenn es im Zusammenhang mit eingestreuten Systemen zur Verfügung gestellt wird, ist teilweise aber eine deutliche Reduktion der N-Emissionen zu verzeichnen.

  • Ein erfolgreicher Verzicht auf Schwanzamputation kann als Indikator für Tierwohl und Eignung eines Haltungssystems herangezogen werden. Es sollte daher auch die Eingangsstufe eines Tierwohllabels erreichen, dass es möglich ist, ohne Anpassung der Tiere an das Haltungssystem zu arbeiten.

  • Ein auf dem Tierarzneimitteleinsatz beruhender Index erscheint nicht ausreichend für ein auf Prävention aus gerichtetes Tiergesundheitsmanagement. Derzeit liegen jedoch nur wenige Erfahrungen vor, wie ein solches, proaktives Managementsystem ausgestaltet werden sollte.

  • Mittel- bis langfristig ist es für ein Label - Programm wünschenswert, den züchterischen Fokus auf funktionale Merkmale wie Gesundheit, Langlebigkeit und Futtereffizienz zu richten, da diese Merkmale mittel- /längerfristig das Potential für eine indirekte Minderung von Umweltwirkungen haben.
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