In ganz Europa und Nordamerika stellen steigende Wildschweinpopulationen ein Problem dar. Sie verursachen Ernteschäden und spielen eine wichtige Rolle bei der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Im US-amerikanischen Bundesstaat Texas haben Wissenschaftler Anfang Juni nun eine neue Methode zur Kontrolle der Wildschweinpopulation eingeführt. Das männliche Verhütungsmittel namens „HogStop“ soll die Schwarzkittelbestände neuerdings begrenzen, berichtet das Fachmagazin Pig Progress.
Reduzierte Spermienaktivität
Das Verhütungsmittel wurde vom US-Ernährungsbiochemiker Dr. Dan C. Loper und seinem Team entwickelt. „HogStop“ sei laut den Forschern die erste Möglichkeit zur Geburtenkontrolle bei Schwarzwild. Die Entwickler beschreiben das Produkt als eine „Mischung aus natürlichen Futtermitteln“. Es enthalte keine Hormone oder endokrinen Disruptoren (Substanzen, die die natürliche biochemische Wirkweise von Hormonen stören) und wirke auch nicht auf die körpereigenen Hormone der Tiere ein. Das Mittel befinde sich ausschließlich in den Hoden der Keiler und wandere nicht durch den Rest des Körpers.
Erste Tests an Wildschweinen begannen vor drei Jahren. Die Wissenschaftler ermittelten daraus eine um 60 % verringerte Beweglichkeit der Spermien. Daneben stellten sie weitere Veränderungen in der Morphologie fest, die in Kombination die Fruchtbarkeit der Keiler deutlich reduzierten. Diese Ergebnisse ließen sich bereits nach einer fünftägigen Einnahme des Produkts durch die männlichen Wildschweine feststellen.
Angebot über Futterautomaten im Wald
Die Entwickler empfehlen für die Verabreichung des Verhütungsmittels spezielle Futterautomaten. Diese sollen lediglich Wildschweinen das Fressen daran ermöglichen, anderen Wildtieren soll der Zugang versperrt bleiben, um Schäden zu vermeiden. Aktuell sei noch schwer abzuschätzen, wie stark die Wildschweinpopulation durch den Einsatz des Mittels verringert werden könne
Einsatz für US-Farmer steuerlich absetzbar
“HogStop“ soll nun in ganz Texas eingeführt werden. Die US-Umweltschutzbehörde habe das Mittel als Schädlingsbekämpfungsmittel zugelassen. Die Zulassung in anderen Ländern werde aktuell beantragt. Durch eine Kooperation mit dem US-Futtermittelhersteller und -vertreiber Hipro soll der Einsatz des Mittels weiter ausgedehnt werden.